Am nächsten Morgen nahm ich sofort die Tropfen und versuchte nicht zu erwarten, dass sich irgendetwas tat. Maggie hatte mich gewarnt, dass die ersten Veränderungen erst in einer Woche oder so passieren konnten und dass ich ein wenig Geduld haben musste.
Um mich abzulenken ging ich erst heiß und dann kalt duschen, zog mich an und ging hinunter zum Frühstück.
Meine Freunde warteten alle schon und an Halbgeborens verträumten Gesichtsausdruck und extrem abwesendem Geist konnte ich locker erraten, was letzte Nacht schon wieder passiert sein musste. Waren er und Mallory inzwischen schon zusammen gezogen, oder was? Ich musste sie wirklich einmal danach fragen und ein weiteres Mädchen-Gespräch starten, am besten wenn Sam auch dabei war. Nicht das sie wieder böse wurde, weil wir sie nicht mitnahmen.
Ich beschloss heute spontan meine Schwester heute zu besuchen und ihr den neusten Tratsch zu erzählen.Magnus begrüßte mich mit den Worten: "Hast du die zehn Tropfen schon genommen?"
"Ach, zehn hätten es sein sollen?", fragte ich sarkastisch und küsste ihn kurz auf die Stirn, begrüßte das glückliche Pärchen und TJ knapp, schnappte mir meinen Teller und ging dann zum Frühstücksbuffet.
Mit Garotte und zwei Verwandlungen kämpfte ich mich durch das Gedränge und die, die mich schon kannten und nicht schon beim Frühstück sterben wollten, gingen mir aus dem Weg. Nur ein Dussel glaubte mit mir kämpfen zu können und schlug mit seiner Axt nach mir. Ich wich flink aus und griff meinerseits an. Allerdings hatte ich seit Tagen nicht mehr richtig gekämpft und war eingerostet und ein wenig langsamer als sonst.
Der Typ landete einen guten Treffer auf meinem Oberarm, sodass ich blutete. Überrascht ließ er seine Axt sinken. "Moment, wieso ist dein Blut grün?"
Ich grinste. "Mein Freund hat da so ein cooles Färbemittel. Wie wäre es wenn wir nachschauen, welche Farbe dein Blut hat?"
Antwort: sein Blut war langweilig dunkelrot. Ich köpfte ihn und holte mir dann mein Frühstück. Leckeren Speck, zwei Spiegeleier, drei Scheiben Toastbrot, eine eisgekühlte Cola (weil sowohl Maggi, als auch TJ und Sam etwas dagegen hatten schon beim Frühstück Met zu trinken) und einen Schokopudding mit Erdbeeren und Schlagobers (Sahne) darauf.
Wieder bei Tisch heilte Magnus meinen Arm ohne überhaupt nachzufragen, wo ich mir das zugezogen hatte, nachdem Halbgeboren, Mallory und TJ darüber ausgetickt waren, dass mein Blut grün war.
Halbgeboren verlangte sofort, dass Maggie auch sein Blut einfärbte. Magnus überlegte kurz, dann stimmte er tatsächlich zu! Sofort waren auch TJ und Mallory an Bord.Nach dem Frühstück verabschiedete ich mich wieder von meinen Freunden und versprach Maggie ihm später noch einmal das Leben zur Hölle zu machen, indem ich ihn nicht in Ruhe lassen würde, dann verwandelte ich mich in einen Geier und flog hinaus um Sam zu besuchen.
Wie sich herausstellte war meine Schwester aber in der Schule.
Genervt hockte ich als Kohlmeise auf der Fensterbank und sah ihr dabei zu, wie sie eine Matheklausur schrieb. Ich hatte total vergessen, dass sie als Walküre ja eigentlich immer noch sterblich war und in die Schule gehen musste, auch wenn sie inzwischen schon 18 war. Das hier ihr letztes Schuljahr, bevor sie Amir heiraten und ihre Ausbildung zur Pilotin abschließen würde, hatte sie uns erzählt. Auch als ich durch das Fenster schaute, konnte ich ihren offiziellen Verlobungsring an ihrem rechten Ringfinger erkennen. Nahm sie den jemals ab?
Ich fragte mich außerdem, ob ich mich vielleicht in eine Mücke verwandeln, zum Lehrertisch fliegen, die Lösungen für den Test ablesen und meiner Schwester ins Ohr flüstern könnte. Wäre bestimmt lustig und das Fenster war auch gekippt. Hineinzukommen wäre also gar kein Problem.
Aber ich bezweifelte, dass Samirah - als gut erzogene Lady - das gefallen würde und ich hatte keine Lust als Insekten-Matsch an der Unterseite ihres Lineals zu kleben. Das wäre der unehrenhafteste Tod aller Zeiten, noch dazu, wenn er durch eine Walküre kam!Endlich war Sam mit ihrer Prüfung fertig und ich die Pausenglocke läutete.
Einer der Schüler bemerkte mich und ich hörte durch das gekippte Fenster, wie er seinen Freunden spaßig zurief: "Hey Leute, wieso sieht mich dieser Vogel an, als hätte ich seine ganze Familie ermordet?" Ich warf ihm einen echten Mörderblick zu, aber jetzt hatte auch Sam mich bemerkt.
Und sie erkannte mich natürlich, als ihre (nicht) liebe Schwester Alex. Schnell verließ sie das Klassenzimmer und eine Minute später summte eine Fliege durch das gekippte Fenster. Auch ich hob ab und gemeinsam flogen meine Schwester und ich hinunter in den Hof, wo sie sich ebenfalls in eine Kohlmeise verwandelte, damit wir plaudern konnten.
Als Vogel konnte Sam nicht lächeln, aber ich hörte das Lächeln in ihrer Stimme, als sie sagte: "Hi Schwesterherz, Mallory hat mir schon geschrieben, dass du wieder da bist. Wie geht's?"Im Schnelldurchlauf erzählte ich ihr was passiert war. Wie ich herausbekommen hatte, dass Dad mich auf ein Mädcheninternat geschickt hatte, von meiner zickigen Mitbewohnerin und meinen Streichen. Ich erzählte ihr auch von den Medikamenten und dass ich von Magnus und Frey inzwischen ein Gegenmittel bekommen hatte das hoffentlich bald wirken würde.
Sam hörte zu und plusterte sich verärgert auf, als ich erzählte wie mein Dad mir die Medikamente untergejubelt hatte. "Na warte, dem Kerl zahlen wir's nochmal ordentlich heim. Hast du schon einen Racheplan?"
Ich tschilpte vergnügt. "Du kennst mich auch zu gut, Schwesterherz. Aber ich muss noch ein paar Dinge vorbereiten, und dann brauche ich die Hilfe von euch allen. Das wird wirklich gut!"
Mehr konnten wir nicht zueinander sagen, denn Sam musste wieder in den Unterricht.
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Unveränderbar! - Oder?
FanfictionWARNUNG: VIEL SPOILER Die Götterdämmerung wurde erfolgreich hinausgezögert! Jeder unserer Helden fing ein glückliches Leben an oder kehrte dahin zurück. Bis wieder gewisser Ärger aufkam. Und dieser Ärger nennt sich selbst den Vater von Alex Fierro...