erste Schulwoche & erster Unfug

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Ich beschloss so lange durchzuhalten wie möglich und jede meiner Unterrichtsstunden zu besuchen.
Unglaublich, oder?
Ich, Alex Fierro, Werwesen, Kind des Loki, Crewmitglied der gelben Banane, Einherje von Walhalla, verheiratet und geschieden mit/vom Riesen Thrym III, besuchte den Unterricht.
Odin sollte das auf seiner PowerPoint: Wie erkenne ich, dass Ragnarök naht? als böses Vorzeichen mit dazu nehmen.
Denn wenn der Unterricht so weiterging wie bisher, hätte ich gute Lust Ragnarök auszulösen um dem Blödsinn ein Ende zu bereiten.

Ich war in der ersten Nacht, als Sandra schon schlief, durch die Schule geschlichen, hauptsächlich als Katze, Maus, Fliege, Stechmücke und Kakerlake. Dabei war ich am Lehrerzimmer vorbei gekommen und hatte belauscht, wie die Lehrer über mich redeten. Hauptsächlich ging es darum, dass ich anscheinend doch nicht so wild war, wie mein Vater mich beschrieben hatte, aber dass sie trotzdem aufpassen sollten. Das war es jedenfalls, was der Direktor verlangte. Offenbar hatte Dad allen hier erzählt, ich hätte gewisse psychische Probleme, hielt mich für eine Gestaltwandlerin, behauptete manchmal ein Junge zu sein und war gewalttätig und gefährlich wenn mir jemand in diesen Punkten widersprach. Er hatte ihnen sogar geraten die Polizei zu holen, sollte ich mich daneben benehmen!
Das tat weh. 

Ich atmete tief durch um meine Gedanken zu klären.
Dass mein Vater ein Arschloch war hatte ich schon vorher gewusst. Aber dass er allen erzählte wie psychisch krank ich angeblich war..... Ich verfluchte mich, weil mich das trotz allem traurig und enttäuscht machte.
Ich wollte zurück nach Walhalla. Zurück an den einzigen Ort, wo ich ich sein konnte. Wo mich niemand für mein Gender fluid hasste, jedenfalls nicht offen, weil alle wussten, dass ich sie sonst umbrachte. Wo ein bisschen Gewalt in Ordnung war, weil alle so waren, mein Humor verstanden wurde und alle über meine Witze lachten, meine grün gefärbten Haare nicht negativ auffielen und meine Töpfereien bewundert und gekauft wurden.
Und ich wollte zurück zu Magnus Chase. Dem bescheuerten Typen, der es schaffte mich mit seinen sarkastischen Kommentaren zum Lachen zu bringen und den es nicht einmal störte, wenn ich ihn biss und sein Blut aufschleckte oder mich als Katze von ihm herumtragen ließ, weil ich gerade Lust dazu hatte.
Zurück zu meiner Schwester, Samirah, und meiner besten Freundin, Mallory, mit denen ich über alles reden konnte. Sogar zurück zu Halbgeboren Gunderson und TJ, die immer für einen Kampf oder eine Party zu haben waren (was in Walhalla das gleiche war).

Ich schüttelte wider meinen Kopf und flüsterte mir zu: "Reiß dich zusammen Alex. Bloß nicht sentimental werden. Erst mal ruinierst du deines Vaters guten Ruf. Und zwar so mies, dass er sich in tausend Jahren nicht davon erholt!" 


In dieser Woche bereitete ich alles vor, was ich brauchen würde.
Ich töpferte in meinem Töpferunterricht meine nötigen Werkzeuge, die ich als harmlose Dosen, Vasen und sonstiges tarnte, beteiligte mich am Unterricht, redete allen ein ich wäre ein unschuldiger Engel und besuchte sogar die Religions- und Bibelstunden.
Mir fiel allerdings auf, dass Sandra seltsames Interesse daran hatte, dass ich zum Frühstück etwas Warmes trank. "Ein Kakao, oder ein Tee, Alexandra. Das ist gut für den Bauch und macht einen wachen Kopf, weißt du? Und es schmeckt gut. Magst du einmal meinen Lieblingstee probieren? Limonen-Minze. Ich bin sicher, der würde dir schmecken.", quatschte sie mir die Ohren voll. Einfach um meine Engels-Fassade aufrecht zu halten, ließ ich mir das gefallen.

Die letzten Erledigungen für meine 'Projekte' machte ich am Wochenende, an dem es uns Schülerinnen erlaubt war nach Miners zu gehen um zu shoppen, einfach abzuhängen oder die letzten Zutaten für eine Chaos-Suppe schlecht hin zu besorgen.

In der Nacht von Sonntag auf Montag legte ich los. Ich hatte eine Klasse gefunden, die nicht gebraucht und als Abstellkammer benutzt wurde. Hier wurden die bestellten Schulbücher für das nächste Jahr gelagert, Bücher und Zettel, die niemand mehr brauchte, sowie Putzmittel, kaputte oder ungenutzte Möbelstücke, an die niemand mehr dachte und anderes Zeugs.
Also besetzte ich den Raum.
Ich brachte mein kleines Feuerchen herein, zusammen mit meinen Tonwaffen, meinen Einkäufen aus dem Dorf und allem, was ich sonst noch brauchte und fing an an meinem Projekt Nummer 1 zu werkeln.

Unveränderbar! - Oder?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt