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Als ich am Morgen des dritten Tages nach unserer Ankunft aus meinem Zimmer trat, stand Yoongi direkt vor meiner Tür. „Was machst du hier? Wie lange stehst du hier schon?", fragte ich, vielleicht etwas zu harsch. Doch der Andere achtete nicht auf meinen unfreundlichen Ton.
„Ich glaube, wir sollten es ihm sagen. Wer ich bin und warum wir hier sind.", begründete er sein Rumstehen mehr oder weniger. Da ich mir darüber auch schon Gedanken gemacht hatte, viel mir das „Ja" als Antwort nicht schwer. Was mir jedoch schwer viel, war ruhig zu bleiben und nicht direkt wieder in mein Zimmer zu flüchten, da ich ihm lange nicht mehr so nah gewesen war wie in diesem Augenblick. Er stand nicht einen Meter von mir entfernt. Ich sog tief seinen Geruch ein, der mir über die Nächte, die er in meinem Bett geschlafen hatte, wohl und vertraut geworden ist.

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich dem hübschen Jungen vor mir in die Augen. Doch er schien nichts mehr zu sagen zu haben. Er starrte nur zurück, als würde er auf etwas warten. Ich hielt es nicht mehr aus und schritt zur Seite.
„Gleich beim Frühstück?", flüsterte ich, als wir hinunter gingen und er zuckte leicht mit den Schultern. Der Diener lief an uns vorbei, ohne uns anzuschauen. Er kam mir mit seiner geraden Haltung, die ihn noch größer erschienen ließ, beinahe unheimlich vor.

„Wir wollten dich noch über etwas aufklären, Jacob.", begann ich, als ich mich genügend gestärkt hatte. Der Farmer nippte an seinem Glas Apfelsaft und schaute mich abwartend an.
Zögerlich fuhr ich fort: „Yeonjun ist nicht, wen ich dir vorgestellt habe. Also ich meine, er ist eigentlich jemand anderes."
„Was willst du damit sagen? Er half nicht bei euch auf dem Hof aus?"
„Nein. Also doch, aber das meine ich nicht. Ich meine..." Ich war mir unsicher, wie ich fortfahren sollte.
Jacob stellte sein Glas ab und kniff die Augen zusammen. „Etwa kein guter Freund von dir? Als den hast du ihn mir zumindest auch vorgestellt."
„Doch...", erwiderte ich und spürte eine leichte Hitze in meinen Wangen aufsteigen. Nervös bis ich mir auf die Unterlippe und schaute in Yoongis Richtung. Dieser schaute in aller Ruhe zu, wie ich um die richtigen Worte kämpfte. Wo hatte er nur immer diese Ruhe her?

„Etwa mehr als ein Freund?", kam es von Jacob, der sich lächelnd vorgebeugt hatte und wohl die Richtung, in die sich dieses Gespräch wandte, äußerst interessant fand.
„Das habe ich mir irgendwie schon gedacht. Das da etwas mehr zwischen euch ist. Ihr seit beide so zurückhaltend miteinander. Aber macht euch keine Sorgen, ihr müsst das vor mir nicht verstecken."
Seufzend schüttelte ich den Kopf, schaute dabei auf meine Schuhe und wünschte ich wäre unsichtbar.

„Was Jimin sagen wollte, ist, dass ich nicht Yeonjun heiße, sondern Min Yoongi. Ich bin der Sohn von Min Seokjin, dem ehemaligen König von Rosenburg und ich werde, sobald sich eine Möglichkeit bietet, wieder in die Öffentlichkeit treten und mein Erbe antreten, wie ich es schon vor einigen Jahren hätte machen sollen, wäre es aufgrund der Umstände nicht zu gefährlich gewesen. Ich bin der letzte Nachkomme meiner Familie."

Es war eine Weile still. Yoongi war aufgestanden, als er angefangen hatte zu sprechen und setzte sich nun wieder, als wäre nichts geschehen. Doch ich konnte mich nicht so schnell wieder erholen. Es war wohl der erste Moment, in dem ich ihn tatsächlich als eben diesen Erben wahrnahm. Nicht nur als anmutig und majestätisch und wunderschön und engelhaft. Sondern als den Prinzen. So sah er in diesem Moment aus. Und so hoffte ich, würde er auch von allen Bürgern der Stadt gesehen werden, wenn es soweit war. Einschüchternd und Gutmütig zugleich. Man musste ihn nicht in Gold meißeln, um zu erkennen, dass er Großes bewirken würde, sobald die Zeit reif war.



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Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt