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An jenem Abend war Seojun Park lange arbeiten. Immer öfter wurden ihm unvorhergesehene Schichten zugeteilt. Er hatte einen wärmeren Pullover kaufen müssen, um die anhaltende Kälte in den dunklen Gängen im Gefängnis auszuhalten. Ein Trost war es ihm, dafür umso häufiger einen Blick auf seine Frau und seine Tochter zu werfen. Viel mehr war ihm nicht möglich. Oder hatte er bis jetzt bloß zu wenig gewagt?
Die Insassen wurden lauter. Ihre zitternden Lippen hingen nicht mehr schweigend zwischen den grauen Wänden, ihre fahle Haut war nicht mehr nur eine ausdruckslose Maske. Ob auch andere Wärter mitbekamen, wie die Hoffnung zwischen ihnen lauerte? Von der Außenwelt abgekapselt hatten die Gefangenen kaum die Möglichkeit, sich die Unruhen in der Stadt beweisen zu lassen. Doch hatten neu Dazugekommene die Lage geschildert und Seojun hatte es noch am Morgen geschafft, die letzten zwei Zeitungen, die solche Aufmerksamkeit beim gesamten Volk erregt hatten, unauffällig durch die Gitterstäbe fallen zu lassen. Und es war an der Zeit, noch mehr zu riskieren.
„Mina... komm her meine kleine.", formte er die Worte so lautlos wie möglich. Doch seine Tochter hatte ihn verstanden. Ihre wachsamen Augen ruhten auf ihrem Vater, den sie kaum gekannt und dennoch nie vergessen hatte. Seojun sah die Unsicherheit in ihrem jungen Gesicht. Aber da war auch die Hoffnung und die Standhaftigkeit, die ihren Wangen einen Glanz verliehen und ihren Gang aufrecht hielten. Mit verschränkten Armen schlenderte sie vor der Tür hin und her, als wolle sie sich nur die Beine vertreten. Seojun löschte die Lampe und nun brannte nur das schwache Licht im Inneren der Zelle, welches er am Morgen in jedem Raum eingerichtete hatte, wie es die tägliche Routine war. Zur Nacht hin würde sie ausgehen. Vielleicht war es der einzige Hinweis für die Insassen, dass es eine Welt gab, in der es Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit gab und nicht bloß letzteres.
„Mina... wo ist dein Bruder?"
Ihre von Schatten benetzte Gestalt zuckte die Schultern: „Hoffentlich geflohen. Er war nicht da, als sie uns geholt haben."
„Gut..., das ist gut.", flüsterte Seojun zurück und trat noch einen Schritt näher. Yuna tauchte hinter ihrer Tochter auf und legte sanft ihre Hände auf die Schultern des Mädchens.
„Mit mir willst du etwa nicht reden? Schämst du dich?", sagte sie kalt und Seojun machte mehrere stolpernde Schritte rückwärts, bevor er sich wieder gefasst hatte und sich wieder Näher wagte. „Und wie ich mich schäme. Es war der größte Fehler meines Lebens, euch zu verlassen. Ich muss das wieder gut machen. Und das werde ich! Ich weiß noch nicht wie..."„Sorge dafür, dass Jimin sich der Stadt nicht nähert! Sie suchen ihn!", schluchzte Mina: „Und den anderen Jungen! Sie müssen fort, es ist gefährlich hier. Du musst sie finden und es ihnen sagen! Ich weiß, dass sie hier sind. Sie wollen uns befreien, aber sie haben keine Chance...", Sie lehnte sich bebend an ihre Mutter. Seojun wünschte, er könnte sie ebenfalls in den Arm nehmen.
„Jimin ist nicht allein?"
„Nein..." Yuna seufzte und blickte prüfend zu ihrem Mann. Sie wrang mit sich, ob sie ihm vertrauen konnte. „Ein Junge kam vor einiger Zeit zu uns. Er ist bei ihm. Sie haben großes vor. Ich kann nur hoffen, dass sie es schaffen."„Ich werde mein bestes geben, euch hier rauszuholen. Das Fest... vielleicht bietet es eine Gelegenheit. Alle werden damit zu tun haben. Viele meiner Kollegen werden dort sein um bei den Vorbereitungen zu helfen. Vielleicht kann ich einen Weg finden...", setzte Seojun an, doch Yuna schüttelte den Kopf: „Du warst schon immer so leichtgläubig. Du bringst dich nur selbst in Gefahr, wenn du solche Dummheiten versuchst. Und uns wird es dadurch auch nicht besser gehen. Solange dieses Königspaar die Macht hat, sind wir Gefangene. Ob hier drin oder auf der Flucht... Es muss etwas geschehen. Ein Mann alleine reicht nicht aus. Wenn du helfen willst, vertraue denen, die dasselbe hoffen und hüte dich vor denen, die dich verraten können."
Mit diesen ernüchternden Worten wandte sie sich ab.„Yuna! Bitte, ich muss etwas tun können! Ich verspreche..." Er hielt inne, denn Schritte waren zu hören. „Ich muss weg, aber ich verspreche, ich werde mir etwas ausdenken!" Für einen Augenblick spürte er Minas Hand sanft seine eigene Berühren, dann drehte er sich weg und lief auf den anderen Werter zu.
„Gut, dass du da bist! Mein Licht ist ausgegangen...", brummte er und sie führten zu zweit ihren Weg durch die eisigen Gänge fort, schweigend und grimmig. Doch in Seojuns Kopf herrschte große Unruhe und Verzweiflung. Wie um alles in der Welt konnte er helfen?⋄⋅⋆⋅⋄⋅⋆⋅⋄
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Haunted Prince || Yoonmin
FanficJimin ist ein armer Bauernjunge, der alles für das Wohl seiner Familie tun würde. Als sich plötzlich ein besonderes Tier unter seine Pferdeherde mischt, merkt er immer deutlicher, dass etwas gewaltiges im Land falsch läuft. Und er ist dazu auserwähl...