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Die Stimmen des Waldes flüsterten mir beruhigende Worte zu. Zaghaft summte ich mit ihnen mit, doch verstummte, als Yoongi anfing hektisch zu Atmen. Ich öffnete die Augen und sah ihn zittern. Seine Stirn glänzte und seine Gesichtszüge verrieten Panik.
„Hey... was ist los?", flüsterte ich benommen. Yoongi griff mit einer Kraft nach meiner Hand, die ich ihm in diesem Zustand nicht zugetraut hätte. Alarmiert erhob ich mich von der Bank und kniete mich vor Yoongi.

„Wach auf! Wach auf!" Ich rüttelte ihn. Ich holte mit zitternder Hand ein Tuch aus der Tasche, tränkte es mit lauwarmen Wasser aus meiner Flasche und hielt es gegen seine Stirn. Er warf den Kopf hin und her und wimmerte, doch dann riss er die Augen auf und schaute mich entgeistert an.
Wassertropfen und Schweiß rannen ihm wie Perlen über das Gesicht und er blinzelte einige Male gereizt, als wäre seine Haut so empfindlich wie eine Seifenblase.

Ich brachte kein Wort heraus, doch dass war nicht nötig. Ich brauchte nicht fragen, was passiert war, denn es war ihm anzusehen.
„War es dieselbe Vision?", wagte ich zu fragen. Er schüttelte erschauernd den Kopf und lehnte sich vor, um ihn auf meine Schulter fallenzulassen. Ich legte behutsam meine Arme um ihn und konnte gerade so dem widerstehen, seine weiche Haut am Hals mit meinen Lippen zu berühren.

Als hätte der Ältere gemerkt, wie ungewiss die Folgen unserer Nähe waren, als hätte er meine Anspannung gemerkt, setzte er sich wieder auf. Er stützte die Hände auf seine Knie, als würde er ohne diese Hilfe wieder nach vorne fallen.
„Da war ein Mann... ich war auf dem Fest.", stotterte er: „Die Menschen versammelten sich um etwas. Dort lag ein Mann auf dem Boden, blutend. Ich konnte sein Gesicht nicht erkennen. Seine Gestalt kam mir nicht bekannt vor."
Geschafft strich Yoongi sich die Haare aus dem Gesicht.

„Es lässt sich nicht ausschließen, dass es bei dem Fest Tote geben wird. Die Soldaten werden immer gewalttätiger. Und bei solcher Unruhe...", musste ich schweren Herzens zugeben. Meine Beine kribbelten und ich setzte mich vorsichtig zurück auf die Bank und hoffte, bald aus dem engen Innenraum des Wagens hinauszukönnen. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass die Stadt nahe war. Wir fuhren nun am Waldrand entlang und zwischen den Bäumen blitzten stetig die vom heißen Sonnenlicht überfluteten Dächer einer Ortschaft auf.

„War irgendwer dort, den du kanntest?", fragte ich. Zögerlich nickte Yoongi: „Ja. Jaehyun war dort, wenn ich mich nicht ganz irre. Nur für einen kurzen Augenblick sah ich sein Gesicht zwischen einigen Soldaten. Er sah irgendwie... anders aus. Er passte nicht ins Bild. Vielleicht habe ich mich auch getäuscht."
Er sagte jedes Wort mit einem Seufzen, als strengte es ihn jedesmal vom Neuen an, zu sprechen.
„Viele Menschen trugen diesmal erschrockene und erstaunte Mienen. Sie blickten alle in eine Richtung, dann in eine andere. Sie schienen Fassungslos. Ich weiß nicht, ob es ein gutes Zeichen ist."

„Glaubst du, dass es jetzt häufiger passieren wird? Das mit den Visionen?"
Yoongi zuckte, in Gedanken versunken, mit den Schultern. Schweigend saßen wir nebeneinander, ratlos und wartend.
Nach einiger Zeit hörte ich den Kutscher rufen und der Wagen kam zu einem Halt.



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Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt