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Nachdem Soejun die nötigen Maßnahmen getroffen hatte, was nicht allzu lange dauerte, begab er sich auf den Weg zu dem Raum, in welchem die neuen Insassen immer zuerst gebracht wurden, um wie bei der Polizei auch schon, ihre Personalien überprüfen zu lassen und eine Einweisung zu bekommen. Das war manchmal ebenfalls Seojuns Job und er dachte sich nichts außergewöhnliches, als er die Tür aufschloss und auf die Ankömmlinge wartete. 

Mit zwei Polizeisoldaten traten sie ein. Eine Frau und ein Mädchen. Ja, ein Kind. Das war zwar selten, aber durchaus möglich. Vor etwa zwei Jahren war dieses Neue Gesetz eingeführt worden, das einiges in Seojuns Kopf durcheinander gewirbelt hatte. Er wäre nie darauf gekommen, auch Kinder einsperren zu lassen, doch er war zu dieser Zeit mit anderen Dingen beschäftigt gewesen und hatte sich nicht weiter darum gekümmert. Es betraf ihn ja nicht. Er hatte seine Familie schon ein paar Jahre davor verlassen und nun wollte er sich so wenig wie möglich mit Gedanken über Kinder und Familien befassen. Es machte ihm bloß ein schlechtes Gewissen und das führte zu schlechter Laune und schlechte Laune war eben schlecht.

Auch heute kümmerte er sich deutlich wenig darum. Er wies auf die beiden Stühle, zu denen die Neuen sowieso schon von den Polizisten geführt wurden und setzte sich ihnen dann gegenüber. Er schaute kein einziges Mal auf, als er die üblichen Informationen erfragte und dann ebenfalls Informationen runterratterte: wann es Essen gab, die Reihenfolge für die Benutzung der Toiletten und Duschkabinen, Arztbesuche und Strafen bei Aufstand oder der gewaltsamen Auseinandersetzung mit anderen Insassen.

Doch er vermied nicht nur, sie anzusehen, weil er den Gedanken an Kinder verabscheute, sondern weil sich in ihm ein ganz anderes Gefühl auftat, als er die Namen auf dem Formular sah und sie nach Erfragen von den Gefangenen selbst hörte: Yuna Park und Mina Park. Trotz der Kühle im Raum schwitzten seine Hände. Endlich stand er auf und übernahm das Führen der Ankömmlinge. Erst nachdem die Polizisten sie verlassen hatten und er den Raum zu der Gemeinschaftszelle aufgeschlossen hatte, in welche er die Beiden aufgrund des Platzmangels einquartieren musste, brachte er unter dem gedämpften Licht einer flackernden Lampe genügend Mut auf, in ihre Gesichter zu sehen.
So oft er auch diese beiden Gesichter versucht hatte, aus seinem Gedächtnis zu verdrängen, er hätte sie wohl selbst in Zehn Jahren noch wiedererkannt.



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Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt