Haunted Prince || Yoonmin

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Der nächste Tag kündigte sich mit Sonne an. Als ich aufwachte, tauchte sie gerade vor dem kleinen Kasten auf, auf dem, wie von meinem Fenster aus zu lesen war, in sorgfältigen Buchstaben das Wort „Tierarztpraxis" stand.
Als ich Jacob beim Frühstück nach dieser Praxis fragte, die sich auf seinem Grundstück befand, nickte er bedächtig mit dem Kopf: „Ein Freund von mir, naja nicht ganz, aber er ist ein netter Kerl, arbeitet dort. Zumindest Teilweise. Ich werde ihn euch gleich vorstellen, wenn ihr wollt. Er ist immer sehr mit seiner Arbeit beschäftigt, aber ihm ist es, glaube ich, gleich, ob jemand daneben steht und sich mit ihm unterhält oder nicht. Er kann das beides gleichzeitig."

Und so folgten Yoongi und Ich unserem Gastgeber in den Stall, wo ein junger Mann in weißem Gewand gerade seine Handschuhe anzog. Er war gutgebaut und hatte kaum merkliche Sommersprossen im Gesicht. Seine Augen zuckten nur kurz zu uns, bevor er sich einem Kasten mit feinen Werkzeugen zuwandte. „Besuch?", fragte er mit abwesender Stimme. Auf Jacobs „Ja" hin, ließ er nochmals seinen Blick zu uns schweifen, dann begann er, sich mit der Kuh zu befassen, die vor ihm stand und schwer atmete. Erst auf den zweiten Blick erkannte ich den prallen Bauch des Tieres.

„Jimin, Yeonjun, dass ist Lee Jaehyun, unser Tierarzt. Jaehyun, dass sind unsere Gäste für die nächsten Tage.", stellte Jacob vor.
„Freut mich sehr. Auch wenn wir uns wohl nicht allzu oft begegnen werden. Ich muss morgen für zwei Tage in die Stadt, um Bestellungen kümmern und einen Hausbesuch bei einem Esel machen." Jaehyun gab der Kuh einen leichten Klaps an den Hals und richtete sich auf: „Das werden Zwillinge, Jack. Nicht gerade sehr günstig für diese Jahreszeit."

Jacob nickte kurz angebunden und drehte sich zu uns: „Jaehyun lebt nur knapp einen Kilometer entfernt von hier. Aber er hat auch auf meinem Anwesen ein Zimmer. Er wird heute auch ganz sicher mit uns Abendessen, nicht war Jaehyun?"
Der Angesprochene antwortete nicht auf die Frage, da die Antwort wohl sowieso schon klar war. Er rollte nur genervt mit den Augen und Jacob lachte. Vielleicht stellte er diese Frage jedesmal.

Stattdessen erklärte Jaehyun uns: „Wir leben hier nicht so abgeschottet, wie ihr vielleicht denkt." Ich war mir nicht sicher, was er damit sagen wollte. Ohne sich zu verabschieden, rauschte der Arzt mit einem nicht mehr allzu weißem Kittel an uns vorbei.

Das war die erste und letzte Begegnung mit dem Tierarzt innerhalb der nächsten Tage. Yoongi fragte Jacob viel über die Praxis aus, sodass ich glaubte, es schien ihn wirklich zu interessieren. Jacob erzählte uns, er selbst helfe manchmal dort aus.
„Allerdings gibt es nicht allzu viel zu tun. Es ist mehr so ein Hobby für mich, doch für Jaehyun scheint es Alles zu sein. Er ist verrückt nach seiner Arbeit."

„Woher kennt ihr euch denn?", fragte Yoongi mit aufmerksam leuchtenden Augen. Ich beobachtete ihn, während ich mich tiefer in den Sessel drückte. Sein Haar kräuselte sich im Nacken. Es war über die letzten Wochen länger geworden. Auch mein Haar hing mir immer öfter vor den Augen. Gedankenversunken strich ich es auch jetzt wieder zurück, den Anderen nicht aus den Augen lassend. Am liebsten hätte ich Yoongi in diesem Moment gezeichnet. Seine kindliche Ausstrahlung, die Neugierde, die zwar selten, aber wenn, dann besonders stark aus ihm ausbrach. Und doch strahlte seine Wesen eine Anmut und Ruhe aus. Er war dafür geschaffen, auf dem Thron zu sitzen. Diese Vorstellung viel mir in diesem Moment nicht schwer.

Ich hörte also kaum zu, bis Jacob erzählte, dass Jaehyun eigentlich ein Freund seines eigenen Sohnes Jackson war. „Du hast einen Sohn?", platzte es verblüfft aus mir heraus. Jacob nickte wieder: „Ja. Er ist schon vor ein Dutzend Jahren weggegangen. Er war schon immer ein Abenteurer gewesen." Mit einem Lächeln versank Jacob in seinen eigenen Gedanken.

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