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Ich sah Yoongi auf einem Stein sitzen und einen Apfel essen. Als er mich sah, warf er die Reste weg und kam auf mich zugelaufen: „Wie war es? Was hast du gesehen?"
Ich erzählte ihm alles, was ich soweit erfahren hatte und er lächelte nun genauso wie ich. Allerdings nur kurz, denn auf meine nächste Frage: „Was werden wir als Nächstes machen?", hatte er keine richtige Antwort. Schweigend liefen wir nebeneinander her. Nach der Flyeraktion war ich voller Tatendrang. Die Luft war ruhig. Es war kein Wind zu spüren und selbst die sonst so lebendige Natur blieb still, als wäre sie in Dornröschens Schloß gefangen, sodass es beinahe unwirklich, ja sogar unheimlich wirkte.

Plötzlich blieb Yoongi stehen; angespannt. Auch mein Körper zitterte aufgeladen und ich bemühte mich, still zu stehen und zu lauschen. Gleichzeitig wurde uns klar, dass jemand auf unserem Grundstück war. Wir hörten Männerstimmen und ein klappern. Yoongi fasste sich als erstes wieder und zog mich zwischen die Bäume. Versteckt krochen wir näher heran, um einen besseren Blick auf die Situation zu bekommen.

Als Yoongi vorsichtig einen Ast zur Seite schob, konnten wir sehen, wie eine Kutsche vor der Tür zum Haus Stand. Die Farben der Krone glänzten mit der Sonne um die Wette und gewannen. Ich erschauerte und ballte unüberlegt meine Hände zu Fäusten. „Nur ein einziger Mann steht da, wir könnten uns heranschleichen und ihn mit einem Schlag ausschalten.", zischte ich, doch Yoongi schüttelte hektisch den Kopf. Denn in diesem Moment traten aus dem Dunkel des Eingangs zwei weitere Männer in Uniform hinaus und dahinter, in Ketten geführt und mit verängstigter Haltung: Meine Mutter und Mina.

Ich schnappte nach Luft und mein Körper wollte instinktiv losrennen, um ihnen zu helfen, doch Yoongi hatte einen klaren Kopf behalten und hielt mich mit aller Kraft zurück: „Wir dürfen nicht entdeckt werden, Jimin! Du kannst gegen die nicht ankommen!"
Ich wollte schreien, wollte mich befreien, wollte einfach nur bei meiner Familie sein, auch wenn ich dann in einem kalten Kerker sitzen müsste. Denn das schaffte mein Gehirn sich noch zusammenzurechnen: Die beiden würden ausgefragt werden und wenn man nichts aus ihnen herausbekäme, würde man sie einsperren, unter Bedingungen, die nichtmal einem Schwein zustehen würden.

Yoongi hielt mich fest. Eine Hand auf meinen Mund gepresst, um mein Schluchzen abzudämpfen, die andere fest an meinem Arm. In einer anderen Situation hätte ich aufgrund seines starken Griffes aufgequiekt, doch gerade klammerte ich mich um diesen Schmerz, um alles andere zu Betäuben. Eine Angst schüttelte meinen Körper und schwächte ihn so, dass ich erschöpft im hohen Gras zusammensackte. Yoongi umarmte mich fest, um mich zu beruhigen. Doch erst als die Kutsche längst nicht mehr zu hören war, wurde mein Atem langsamer.

Ich wischte mir die Tränen vom Gesicht und lehnte mich gegen den Älteren, der nun alles war, was mir in diesem Moment geblieben ist.
„Shh, wir werden einen Weg finden, sie zurückzuholen. Das ist jetzt erste Priorität. Ich verspreche dir, Jimin, ich werde alles dafür tun, um sie wiederzuholen.", versicherte Yoongi und half mir hoch. Bei jedem Schritt den ich tat, schwankte ich wie auf einem Boot in unruhiger See.
Sprachlos starrte ich auf das Schild, dass die Soldaten an unserem Eingang befestigt hatten: unter Besitz der Königsfamilie.

Ich drehte mich zu Yoongi um, der mich besorgt anschaute und sagte: „Ich werde alles dafür geben, Yoongi, dass diese grausamen Menschen ihr Ende finden. Sollen sie in die Hölle steigen und dort Regieren! Die Bürger hier haben etwas besseres verdient."

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Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt