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Gerade als Jacob aus dem Zimmer ging, um bescheidzugeben, es solle weiteres Brennholz zum Haus hinüber gebracht werden, gab der Schlafende neben mir Anzeichen aufzuwachen. Er grummelte etwas unverständliches und seine Augenlider zuckten. Ich fühlte nach seiner Temperatur und beschloss, selbst in die Küche zu gehen, um einen kalten Lappen zu holen.

Als ich das Wohnzimmer wieder betrat, hatte Yoongi sich aufgesetzt und suchte mit den Füßen nach einem festen Halt auf dem Boden. Seine zitternden Arme stützte er auf dem Sofa ab und beugte sich vor, doch wagte es anscheinend noch nicht, das Gewicht auf seine Füße zu verlagern. Ich eilte zu ihm und riet ihm, das Aufstehen zu lassen, doch er reagierte nicht darauf. Ich vermutete, dass selbst ein Kopfschütteln für ihn zu anstrengend war, denn er ließ den Kopf hängen, sodass ich kaum sein Gesicht sehen konnte. Seine Hände krallten sich in die Sofakissen. Ich wollte mir das nicht länger ansehen.

Behutsam drückte ich ihn wieder auf das weiche Polster und schlug die Decke beiseite, um die gerade noch kalten Lappen auf seine Beine zu legen. In dem Moment kam Jacob wieder herein.
„Hast du was gegen Fieber da?", fragte ich sofort. Der Farmer nickte und verschwand wieder aus dem Raum.

Ich kniete mich neben das Sofa auf den warmen Boden. Besorgt strich ich Yoongi eine nasse Strähne von der Stirn. Seine Verfassung war ganz und garnicht gut. Eine Welle von Angst durchfuhr meinen Körper und etwas in meinem Bauch zog sich schmerzhaft zusammen, als ich Yoongis schwerem Atmen lauschte. Die Lage war wohl ernster, als bei unserer ersten Begegnung.
„Bitte, Yoongi. Bleib stark, bitte! Wir schaffen das schon. Ich bleibe an deiner Seite.", murmelte ich, eher zu mir selbst als zu dem Kranken und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.

„Jiminie..." Seine Stimme war kratzig und leise. Ich griff nach der kalten Teetasse und hielt sie ihm an die blassen Lippen. Mir entwich ein Seufzer, als er trank. Zum Teil, weil ich erleichtert war, dass er etwas zu sich nehmen konnte und zum Teil, weil mir Jacobs Worte wieder in den Sinn kamen. Wenn er tatsächlich die Herrschaft übernehmen würde, müsste er sich ganz neuen Aufgaben stellen. So lange Zeit hatte er ganz anderes Leben gelebt. Ohne Autorität und ohne seine Eltern und Lehrer, die ihm das Leben am Königshof beigebracht hätten. Nun wusste er ganz andere Dinge. Er verstand die Sprache der Natur und der Tiere. Doch das war nichts, was ihn in seiner nahen Zukunft weiterhelfen würde. So dachte ich mit dunkler Mine, als ich ihn intensiv beobachtete. Um mich aus der Spirale noch schlimmerer Gedanken zu retten, setzte ich zu einer weiteren Überlegung an, die mit starkem Herzklopfen einherging. Sah es wirklich so aus, als wäre zwischen uns mehr als Freundschaft, oder hatte Jackson einfach eine schräge Sicht auf die Dinge?
Yoongi hatte sich nicht dazu geäußert und selbst über meine eigenen Gefühle war ich mir nicht ganz sicher. Yoongi war mir unheimlich wichtig geworden. Er war etwas besonderes und er war attraktiv. Und er war einer der wenigen Menschen, denen ich überhaupt vertrauen konnte. War es da überhaupt so abwegig, eine emotionale Bindung zu entwickeln, die tiefer ging, als ein Verhältnis, welches man sonst innerhalb eines halben Jahres aufbauen konnte?



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Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt