⋆51⋆

27 5 0
                                    

⋄⋅⋆⋅⋄⋅⋆⋅⋄

Ich wachte orientierungslos auf. Im Zimmer war es so dunkel, dass ich mich zuerst nicht zu bewegen traute. Ein starkes Trommeln am Fenster verriet das ungestüme Wetter. Dazu kam, dass ich einen stechenden Schmerz in meinem Handgelenk spürte, was wohl daran lag, dass jemand die Fingernägel in meine Haut presste. Und dieser jemand, schlussfolgerte ich, konnte nur Yoongi sein, dessen Anblick neben mir im Bett das letzte gewesen war, was ich vor dem Einschlafen gesehen hatte.

Draußen polterte der Sturm um das Haus. Der Wind drückte gegen die Fenster und ließ sie klappern.
Die schleierhafte Müdigkeit ignorierend setzte ich mich auf, befreite mein Handgelenkt und wurde stattdessen am Arm zurückgerissen. Erschrocken keuchte ich auf, nun endgültig wach und versuchte krampfhaft, etwas zu erkennen, als ein heller Blitz mir dies erleichterte.
Yoongi lag von der Decke befreit und zusammengekauert auf der Seite. Er klammerte sich an meinen Arm.
„Yoongi?", flüsterte ich in die Dunkelheit. Außer dem Donnerrollen von draußen bekam ich keine Antwort. Nein, als ich genauer horchte, war sein hektischer Atem zu hören. Das war etwas neues. Ich zuckte zurück und stolperte aus dem Bett, fand den Lichtschalter und blinzelte gegen die aufglimmende Helligkeit. Sofort sah ich, dass Yoongi in einer krampfhaften Haltung dalag und seine Stirn nass vom Schweiß war. Dabei fiel mir wieder ein, dass der Ältere etwas von Alpträumen erwähnt hatte.

„Yoongi!", sagte ich, lauter als zuvor. Ich hockte mich neben ihn und drückte seine warme Hand. Sofort spürte ich wieder den Druck, der von ihr ausging, als ob er sich an etwas klammern müsste, um nicht in die Tiefe zu stürzen. „Yoongi! Yoongi wach auf!", flehte ich und erwiderte den Druck mit meiner eigenen Hand.
Sein gesamter Körper war deutlich angespannt. Dazu kam ein Zucken und hektisches Kopfschütteln. Ich wunderte mich, dass er nicht schon längst aufgewacht war. Sein verzweifelter Gesichtsausdruck jagte mir eine tiefe Angst ein, die mich für eine Weile nur wie versteinert innehalten ließ. Nie hatte ich ihn so gesehen. Nie hatte seine Mimik viel über seine inneren Schmerzen preisgegeben, von denen ich doch wusste, dass sie existierten. Yoongi war stark darin, alle Gefühle zu verbergen und jetzt, wo er sicher und warm im Bett lag, konnte ein Traum, eine Illusion, ihn so sehr erschüttern, ohne dass er sich dagegen wehren konnte.

Bei dieser Erkenntnis zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen, doch als ich den Jungen wimmern hörte, schüttelte ich ihn wieder, um ihn dieser grausamen Kraft zu entreißen und ihn wieder in die Wirklichkeit zu katapultieren.
„Jiminie.", entwich es plötzlich seinen Lippen.
„Ich bin hier, Yoongi, wach auf. Es ist alles gut, es ist nur ein Gewitter."
Immer wieder murmelte er meinen Namen und begann zu zittern, sodass ich ihn fest umarmte, anstatt ihn zu schütteln, weil ich das Gefühl hatte, ich würde damit alles nur noch schlimmer machen.

Und tatsächlich, als ich meine Arme um ihn legte und seine glühende Stirn mit meiner kühlen Hand berührte, beruhigte er sich. Er atmete noch heftig, jedoch wurde sein fester Griff um meine Taille, als er meine Umarmung erwiderte, immer schwächer, bis er nur noch seinen Kopf auf meine Schulter gelegt hatte und sein undeutliches Gemurmel in einen ruhigen Atem überging.



⋄⋅⋆⋅⋄⋅⋆⋅⋄

Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt