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„Jimin?", hörte ich Yoongi sagen, als ich die Vorhänge aufriss und das Sonnenlicht hinein ließ. „Was für ein außergewöhnlich heller Tag!", wunderte ich mich und schaute zum Wald in der Ferne, der besser zu erkennen war, als jeden Tag zuvor. Der Nebel war zurückgegangen und der Himmel wolkenlos. Doch ein Wind fuhr durch meine Haare, als ich so am Fenster stand.
„Gut, dass du wach bist, Yoongi. Es wird Zeit."

Der junge Prinz verstand und lächelte traurig. Heute würden wir unsere Reise in die Stadt antreten. Schon gestern hatte ich alles nötige mit Jacob besprochen. Ein Wagen stand vor dem Haus. „Der Kutscher ist schon alt und er redet nicht. Macht euch keine Sorgen, ich kenne ihn schon lange. Er macht des Öfteren Erledigungen für mich, wenn Jaehyun mal nicht kann.", versicherte Jacob mir, als ich vor die Haustür trat. Unser leichtes Gepäck wurde von dem Alten wortlos auf die Bank im Inneren geschmissen. Ich seufzte sehnsuchtsvoll, als ich mit Yoongi zusammen in die Kutsche stieg. Es erinnerte mich an meinen Vater, welcher mir damals beigebracht hatte, selber ein Fuhrwerk zu lenken. Doch das war lange her.

„Hoffen wir, dass alles gut geht...", murmelte ich und blickte Jacob ein letztes Mal an.
„Du hast uns unglaublich viel geholfen."
Jacob schüttelte ernst den Kopf: „Ich wünschte, ich könnte mehr tun. Ich habe Jaehyun informiert. Er wird euch am Stadtrand abholen und zu einem sicheren Anwesen bringen, wo ihr erstmal vor den Blicken anderer geschützt seid."
„Gut.", antwortete ich. Jacob nahm meine Hand in seine rauen Größeren und ich verstand auf einmal, wie schwer es für ihn sein musste, uns gehen zu lassen. Er hatte auch einen Sohn gehabt. Und dieser hatte ihn schon in so frühen Jahren verlassen. Seit zwei Jahren hatte er kein Wort mehr von ihm gehört.
„Ich werde dich benachrichtigen, sobald wir eine Möglichkeit finden. Du wirst ganz sicher von uns hören.", versprach ich ihm und hoffte inständig, dass ich in der Lage war, mein Wort zu halten.

„Mach dir darüber keine Sorgen. Ihr habt jetzt Großes vor. Wenn ich mitbekommen sollte, dass die Lage aussichtslos ist, werde ich euch sobald wie möglich hinterherfahren!"
Er ließ meine Hand los und die Kutsche setzte sich in Bewegung. Mit angehaltenem Atem sah ich zu, wie Jacob die Hand hob. Ich winkte ihm, bis er nur noch ein kleiner Punkt zwischen drei Gebäuden war.

Als ich nach vorne blickte, sah ich den herbstlichen Wald immer näher kommen. Die Sonne stieg gemächlich höher und verursachte eine stickige Hitze in dem engen Raum. Jetzt sahen die Baumkronen nicht, wie aus der Ferne, braun und trostlos aus, sondern erstrahlten in reinen roten und gelben Tönen.
Ob der Herbst wusste, dass nicht nur er Veränderung in die Welt brachte? Dass ein Mensch so viel Macht haben konnte? Dass das Schicksal genauso unausweichlich war wie das Vergehen der Zeit? Und zum ersten Mal fragte ich mich, ob dies vielleicht der letzte Herbst sein würde, den ich je erleben würde. Ob es das war, was Yoongi davon abgehalten hatte, diese Reise zu befürworten? Ich hatte noch immer meine Zweifel, dass er mir die Vision so ausführlich geschildert, wie ich es von ihm verlangt hatte. Er saß mit straffer Körperhaltung neben mir. Seine Züge waren ernster als je zuvor und ein Misstrauen zog sich über seine Mundwinkel, seitdem wir in die Kutsche gestiegen waren.

„Ruh dich aus, Jimin.", flüsterte Yoongi trocken. Gehorchend zog ich die Tür zu und lehnte mich zurück. Das gemächliche ruckeln machte mich schläfrig, doch mein unruhiges Herz kämpfte dagegen an.
„Ich bin nicht müde. Fühlst du dich noch schwach, Yoongi?" Besorgt musterte ich ihn. Er hatte die letzte Nacht weder Fieber, noch andere sonderliche Symptome aufgewiesen, weshalb Jacob ihn für Reisefähig gehalten hatte. Was würde passieren, wenn sein Zustand sich erneut verschlechterte?

„Mir geht es gut.", beruhigte Yoongi mich und nahm meine Hand. Er drückte sie aufmunternd und wir lächelten uns still an, wobei ich schnell den Blick abwandte, um zu verhindern, dass Yoongi merkte wie sehr er mich mit dieser Geste aus dem Konzept brachte. Verlegen warf ich einen Blick aus dem Fenster. Das Rauschen des Waldes war nah und ich atmete tief ein, um den vertrauten Duft aufzunehmen. Ich hatte den Wald vermisst.


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Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt