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Zwei strahlend weiße Wolken lungerten am sonst so klaren blauen Himmel. Es war ein ungewöhnlich warmer Herbsttag. Wahrscheinlich war es der letzte, dachte Seojun grimmig, als er sich eilig auf den Weg zur Arbeit machte. Quälend hatte er nachgedacht, bis er an seinem bescheidenem Schreibtisch in seiner kleinen Wohnung eingeschlafen war. Zwei Stunden später hatte sein Wecker ihn daran erinnert, dass er mehr tun musste, als nur Nachdenken und verzweifelt sein. Er verspürte ein Stechen im Herzen bei der Erkenntnis, dass es ihm ganz und garnicht lag, schnelle Lösungen für mühsame Probleme zu finden.
Das warme Sonnenlicht schaffte es sogar bis durch die kleinen Fenster der Eingangshalle der Zentrale, welche dadurch in eine ungewöhnlich milde Atmosphäre gehüllt wurde. Möglichst aufrecht machte er sich zu seinem Büro auf. Dort würde er einige Dokumente zusammensuchen, welche die Einquartierung der jüngsten Insassen betrafen. Erst danach würde er sich in die Tunnel aufmachen und die Morgenroutine ausführen.
Doch gerade als er am Empfang vorbeikam, wurde er aufgehalten. Der Kollege hinter dem Tresen rief ihm zu: „Oh Mr. Park! Sie kommen gerade richtig. Sie werden gebraucht!"
Widerwillig schaute Seojun auf und erkannte einen kleinen Mann in grauem Anzug, der die Hände hinter dem Rücken verschränkt hatte und bestätigend nickte, als Seojuns Kollege auf ihn zeigte. Beim Nähertreten bekam er einen juckenden Gedanken. Woher kannte er diesen Mann bloß? Er wirkte irgendwie fehl am Platz. Er gehörte zu den Menschen, die nicht in einer so staubigen Einrichtung arbeiten würden, denn sein Anzug glänzte und war ein Zeichen seiner Wichtigkeit.„Ja, Sir?", murmelte Seojun und hoffte inständig, dass was immer ihn an diesem Tag von seinem Rundgang abhalten würde, ihm wenigstens bei der Suche nach einer Lösung für die Gefangenschaft seiner Familie hilfreich sein würde. Oder hatte jemand vielleicht sogar bemerkt, dass ein Teil seiner Familie hier gefangen war? Würde man ihn versetzen? Oder würde man ihm womöglich sogar selbst etwas komplett irrationales Vorwerfen, um ihn aus dem Weg zu schaffen?
„Ich habe einen Auftrag für Sie. Wenn Sie mir bitte Folgen möchten.", unterbrach eine unnahbare Stimme seine Ängste. Diese Stimme! Er wusste es wieder. Diesem Mann war er allzu oft in seinem früheren Job als Gefängniswerter begegnet. Er war kein Kollege gewesen, doch er hatte sich oft im Gebäude sehen lassen und hatte schon damals eine gewisse Autorität ausgestrahlt. Ständig war er dort umhergelaufen, hatte diskret mit einigen Soldaten gesprochen und hatte wichtig ausgesehen. Doch in seinem Anzug, welcher dasselbe grau wie seine Augen und die Wände in jedem Raum aufwies, hatte er sich für Seojun schnell in Luft aufgelöst.
Die Insassen in dem nicht allzu großen Haus waren speziell gewesen. Sie alle waren in Einzelhaft, in kleine Zellen gesperrt gewesen und hatten äußerst verstört gewirkt. Seojun hatte ihnen nicht gerne in die Augen geschaut und sich manchmal sogar gefürchtet. Andere Arbeiter hatten behauptet, diese Leute wären verrückt. Es waren einige besonders alte Menschen dabei gewesen, welche in kurzen Abständen verstarben. Als nur noch drei Insassen übrig geblieben waren, beschloss die Polizeizentrale, sie in das größere Gebäude im Stadtzentrum umzuquartieren. Das war vor etwa einem Jahr gewesen. Seit dem war er nie mehr dort gewesen, denn auch er wurde hier her geschickt.Monoton nickte Seojun jetzt und folgte dem Mann, den er insgeheim verabscheute. Doch in einer Stadt wie dieser hatte er allzu schnell gelernt, Menschen nur im Stillen zu verfluchen. Er war ein untergebener. Egal, wie gut er seinen Job machen würde, seine Hoffnungen, anerkannt zu werden, hatte er schon vor einiger Zeit verloren. Er hatte große Erwartungen gehabt, damals, vor Fünf Jahren, als er seine Familie verlassen hatte. Aber die erfolgreichen Stadtleute verstanden sich darauf, ambitionierte Landleute auszunutzen. Er hatte gelernt, still zu bleiben. Denn wenn man klagte, bekam man schnell noch Unschöneres zu spüren. Jetzt war er sich nicht mehr sicher, ob der Beruf des Soldaten, der ihn damals verlockt hatte, ein so höherer war, als der eines Gefängniswärters. Eines wusste er: das Leben auf dem Lande war zu bevorzugen.
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Haunted Prince || Yoonmin
Fiksi PenggemarJimin ist ein armer Bauernjunge, der alles für das Wohl seiner Familie tun würde. Als sich plötzlich ein besonderes Tier unter seine Pferdeherde mischt, merkt er immer deutlicher, dass etwas gewaltiges im Land falsch läuft. Und er ist dazu auserwähl...