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Als Yoongi sich in meinen Armen soweit beruhigt hatte, dass er nur noch durch den grölenden Donner ab und zu zusammenzuckte, hob er seinen Kopf und blickte mich aus matten Augen an. „Es tut mir so leid, Jiminie. Du hättest das nicht mitbekommen sollen."
Ich drückte ermutigend seine Hand.
„Es war schwer dich aufzuwecken. Aber jetzt ist alles gut, Yoongi. Wir sind hier sicher."
Er blinzelte und schaute sich um, wobei er sein Gesicht leicht von mir abwendete. Die einzelne Träne an Yoongis Wange blieb mir jedoch nicht verborgen. Ich wollte mich am liebsten gegen seine Schulter lehnen und ihm, wenn nur irgendwie möglich, das Schutzgefühl geben, dass er gerade brauchte. Doch ich hielt mich schwer schluckend zurück. Ich hatte schon einmal zu viel gewagt. Ich wollte ihn nicht bedrängen.„Du hast ständig meinen Namen im Traum gesagt, Yoongi. Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?", durchbrach ich das Schweigen und rückte ein wenig von ihm ab, auf meine Seite des Bettes und faltete nebenbei die zerknitterte Decke, um meine Nervosität zu verbergen. Doch sicher erkannte Yoongi anhand meiner dünnen Stimme, dass der Ernst der Lage die Gelassenheit überwog.
„Ich glaube, es war nicht nur ein Traum, Jimin.", hauchte er. Ich hielt inne und schaute mit verängstigtem Blick auf. „Was meinst du damit?"„Es hat sich nicht nur wie ein Traum angefühlt. Es ist möglich, dass es eine Vision war. Zumindest am Ende.", erklärte der junge Prinz. Abwartend saß ich neben ihm, doch er starrte nur mit beinahe angestrengter Mine vor sich hin.
„Was ist in dieser Vision passiert?"
„Ich befand mich in der Stadt. Eine Menschenmenge war um mich herum. Ich war mittendrin. Überall pressten sich Schultern aneinander, stießen Ellenbogen in Rippen und brüllten wutverzerrte Gesichter, Fäuste waren in die Luft gehoben. Die grölende Masse bewegte sich erst langsam und dann immer schneller Richtung Königshaus" Er atmete einmal tief ein, als hätte er Angst, das erneute Hervorrufen des Traumes könnte ihn wieder mit in den Strom reißen.„Es war als wollte ich aus diesem Treiben raus, zu einem bestimmten Ziel, irgendetwas war wichtig und ich musste da hin. Aber ich kam nicht weg. Und vor mir tauchte zwischen den Menschen eine Tribüne oder ein Podest auf. Und darauf... auf diesem Podest standen meine Eltern."
Beschwichtigend strich ich über Yoongis Hand. Er seufzte und schüttelte den Kopf, als wolle er hässliche Gedanken damit vertreiben. Dann fuhr er fort: „Meine Eltern. Ich konnte sie nur schemenhaft erkennen. Hinter ihnen tauchte langsam ein noch höheres Podest auf. Darauf standen König und Königin Chang. In edlen Kleidern und ihren gehässigen Blicken. Arrogant, als ob ihnen dieses Schauspiel Spaß machte. Und plötzlich... plötzlich hörte ich zwei Schüsse. Es wurde alles immer verschwommener, aber ich konnte noch erkennen, wie meine Eltern zusammengesackt waren. Und dann..."Für mehrere Minuten sagte Yoongi nichts. Er saß einfach nur da und fixierte seine blassen Hände, die dicht neben meinen auf seinen Knien lagen. Seine Sprachlosigkeit verriet dennoch, dass das noch nicht das Ende des Traumes war. Aber Yoongi sagte kein Wort.
„Was passierte danach?", hakte ich zögerlich nach. Erst da schaute er mich an, mit seinem eindringlichen und doch beinahe emotionslosen Gesichtsausdruck.
„Es war alles verschwommen", antwortete er: „Ich hörte noch einen Schuss, aber ich konnte nichts mehr sehen. Die Menschen fingen an zu schreien und zu toben und ich glaube, ich stolperte. Und das war's. Dann wurde alles schwarz und dann erstrahlte ein goldenes Licht und ich lag in deinen Armen. Danke, Jimin. Selbst meine Eltern hatten früher Probleme, mich bei Alpträumen aufzuwecken. Ich weiß nicht, warum das so ist."Ich umarmte ihn ein weiteres Mal. Sein Körper lehnte sich schlaff an den meinen. Sanft strich ich durch seine Haare. Dann löste ich mich schweren Herzens von ihm und bestimmte: „Leg dich wieder hin. Du siehst schwach aus. Ich werde runtergehen und dir einen Tee machen."
Als ich aufstehen wollte, hielt Yoongi mich am Arm fest. Ich schaute ihn erwartungsvoll an, doch dann lies er langsam los und legte sich hin. Ich fragte ihn, ob ich das Licht ausmachen sollte und er nickte kaum merklich.⋄⋅⋆⋅⋄⋅⋆⋅⋄
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Haunted Prince || Yoonmin
FanficJimin ist ein armer Bauernjunge, der alles für das Wohl seiner Familie tun würde. Als sich plötzlich ein besonderes Tier unter seine Pferdeherde mischt, merkt er immer deutlicher, dass etwas gewaltiges im Land falsch läuft. Und er ist dazu auserwähl...