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Er aß mit uns zusammen. Meine Mutter war froh, dass wir Besuch hatten, wenn sie selbst schon nie aus dem Haus kam und meine Schwester schaute hoch zu ihm auf, mit roten Wangen und glänzenden Augen. Auch Yoongi mochte Mina sehr und spielte oft mit ihr auf der Wiese. Ich beobachtete sie in jeder freien Minute die ich hatte, wie auch jetzt. Sie spielten fangen mit einigen Hühnern, die sich wahrscheinlich nicht so sicher wahren, ob das ganze nur ein Spiel war. Mina lachte immer laut auf, wenn Yoongi sie fing und dann schnell wegrannte. Ich saß auf der Holzbank vorm Haus und aß einen Apfel. Die Tage wurden kälter und in den Nächten wehte ein Wind der die bunten Blätter aufwirbelte.

Leider musste ich die Beiden bald unterbrechen: „Hey Yoongi, ich bräuchte bei etwas deine Hilfe."
Mina ging wieder hinein um sich aufzuwärmen und Yoongi folgte mir in den Stall, wo die Tür einer Box kaputt war. Da die Tiere gerade draußen waren, war es der perfekte Moment sie zu reparieren. Yoongi half mir willig und still, wie er immer war, wenn wir zu zweit waren. Es war seltsam, aber irgendwie normal geworden.

Anschließend setzte ich mich neben Yoongi auf einen Heuballen und überlegte.
„Hast du schon einmal ein Einhorn gesehen?", fragte ich schließlich und scharrte mit meinen Schuhen auf dem Boden herum. Yoongi blickte mich lange an und zuckte schließlich mit den Schultern. „Warum fragst du das?"
„Kurz bevor ich dich gefunden habe, war ein Einhorn hier. Es hat sich einfach unter die Herde gemischt und wollte nicht wieder gehen. Doch dann war es plötzlich weg. Ich weiß auch nicht, wie es abhauen konnte, aber ich mache mir ehrlich gesagt sorgen, dass es gefangen worden ist."

Yoongi setzte sich bei diesen Worten auf und sein Blick huschte von den Pferden zum Ausgang und an die Decke und überall hin außer zu mir. „Werden Einhörner gejagt?", fragte er mit zittriger Stimme. Ich nickte traurig. „Jeder, der ein Einhorn sieht soll es melden. Am zweiten Tag wo du da warst, haben zwei Männer an die Tür geklopft. Sie fragten, ob ich eines gesehen hätte. Natürlich habe ich es nicht verraten. Aber ich verstehe es einfach nicht. Warum sagen sie, dass Einhörner gefährlich sind, wenn ich selbst erlebt habe, dass es nicht wahr ist! Irgendwas ist da doch falsch! Diese Regierung ist sowieso schon so egoistisch und macht einem das Leben mehr zur Hölle. Ich frage mich überhaupt, warum so viele Menschen sich denen so ergeben. Sieht das denn niemand?"

Ich war selbst überrascht über meinen Gefühlsausbruch. Aber alles hatte sich in meinem Herzen gesammelt und musste einfach ausbrechen. Yoongi schwieg lange. Dann sagte er: „Leider sehen das viele nicht so wie du. Aber es ist wahr, die Regierung spielt mit falschen Karten. Man darf ihnen nicht vertrauen."
„Woher weißt du das so genau?", wollte ich nun wissen und betrachtete erwartungsvoll Yoongis ernstes Gesicht.
Er atmete geräuschvoll aus und lehnte sich wieder zurück. „Es wird Zeit, dir zu erzählen, wer ich bin."

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Haunted Prince || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt