Kapitel 23

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Liebe Deliah,
Ich hoffe du wirst diesen Brief schnellstmöglich finden.
Ich bin die Schwester deiner Mutter, deine Tante Isabelle, dein Vater hat deiner Mutter damals den Kontakt zu uns verboten, doch jetzt, wo er tot ist, wird es Zeit, dass du die Wahrheit erfährst.
Als du 4 warst, begann dein Vater ständig zu trinken und deine Mutter zu misshandeln, du warst vermutlich zu jung um es zu verstehen, doch du hast es mitbekommen. Es wurde immer schlimmer und dein Vater verbot deiner Mutter jeglichen Kontakt zu irgendwem - Auch zu mir, ihrer Schwester.
Deine Mutter starb nicht bei dem Unfall, wie es jedem erzählt worden ist. Deine Mutter... Sie hatte eine Affäre mit einem Freund deines Vaters... Dieser hat ihr geholfen, ihren Tod Vorzutäuschen. Vor Jahren nahm, sie Kontakt zu uns auf, sie verlangte von uns, dass wir dir niemals erzählen dürfen, dass sie lebt, da wenn dein Vater es erfahren hätte, er sie getötet hätte... Jetzt, wo er tot ist, wird es Zeit, dass du die Wahrheit erfährst... Es tut mir leid, dass du all diese Jahre in ungewissheit verbracht hast... Ich habe seit Monaten keinen Kontakt mehr zu ihr, weshalb ich nicht weiß, wo sie aktuell lebt... Es tut mir leid. Ich kann mir nicht ansatzweise vorstellen, was du gerade fühlst, ich kann dich verstehen, wenn du uns hasst, du hast das Recht dazu.. All die Jahre konnten wir aus Angst vor deinem Vater nichts tun, du hast gelitten - warst ein Kind und wir waren alle zu feige... Es tut mir leid, Deliah.

Mein Herz fühlt sich so schwer an, dieser Druck in meiner Brust ist unausstehlich,
ich halte diesen Sturm von Gefühlen nicht aus
Meine Mutter.. Sie lebt ?
Warum ist sie nicht zurückgekommen und hat mich geholt?
Liebt sie mich überhaupt?

Mein Schluchzen wird lauter und ich kann mich nicht mehr bewegen.
Meine Hände zittern
Ich merke, dass jemand mich festhält und meinen Namen ruft, doch ich habe nicht die Kraft mich zu bewegen oder zu antworten..

Ich nehme wahr, wie Milan mich ins Auto trägt und auf den Beifahrersitz setzt.

» Deliah?! Antworte mir, was ist passiert.«

Ich kriege kein Wort raus, sonder schaue ihn einfach nur an.

» Merda, rede mit mir!«

» M-Milan s-sie le-lebt noch« Sprach ich zitternd und beinah flüsternd.

» Wer lebt noch, Deliah ?«

Ich zeige auf den Brief in meinen Händen und Milan nimmt ihn mir aus der Hand und ließt ihn sich durch.

» Hör auf das zu Glauben, jemand will dich verarschen.« Sagt er ganz ruhig, als würde es um ein Gewinnspiel gehen.

» Ist das dein scheiss Ernst Milan? Es geht um meine Mutter!«

» Hast du schonmal, was von dieser besagten Tante gehört, huh?«
» Ja, ich habe mal Bilder gefunden, auf denen meine Mutter und sie drauf waren, okay?«
Genervt atmete Milan aus.
»Milan, kannst du bitte einer deiner Männer darauf ansetzen, bitte. Danach werde ich das nicht mehr ansprechen, ich brauche diese Gewissheit.«
Daraufhin nickte er nur und fuhr los.
Die ganze Fahrt über starrte ich aus dem Fenster,
Erinnerungen aus meiner Kindheit, kamen mir vor Augen - Erinnerungen von  meiner Mutter.
Mein Kopf war einfach voll, ich fühlte mich so unwohl und kaputt...

**********
Nun ist es schon 2 Tage her, dass ich diesen Brief erhalten habe.
Jedesmal, wenn ich Milan sehe, frage ich ihn, ob er was gefunden hat - Seine Antwort ist natürlich immer, dass er daran arbeitet.
Langsam habe ich keine Geduld mehr.
Neuerdings kommt Milan zum Abendessen bereits nachhause, ist danach aber in seinem Büro.

Wir sitzen gerade am Tisch zum Abendessen, keiner von uns sagt ein Wort. Mit einer Hand isst er und mit der anderen tippt er auf seinem Handy rum.
» Milan? Gibt es was neues ?«
» Nein, Deliah, wenn es was neues gibt, sage ich es dir, jetzt iss weiter.« sagte er genervt.
» Okay.« Sage ich und stehe auf.
»Wo gehst du hin ?«
» Ins Zimmer.«
Er nickt nur.

Vindicación o amor ?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt