Kapitel 24

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In meinem Inneren herrscht ein unbeschreibliches Chaos, ich weiß nicht, wie es in wenigen Minuten schaffen soll, meiner totgeglaubten Mutter zu begegnen.
Mein Herz schlägt so schnell, dass es schon lange nicht mehr Gesund ist.
Milan, der dicht neben mir steht, scheint auch angespannt zu sein, als wir langsam an die Türschwelle treten.
Nochmal durchatmen und die Klingel bedienen - ein nervtötendendes Geräusch ertönt, dieser lässt mein Puls noch höher wandern, als er schon ist.

Die Tür wird geöffnet und eine Frau, mit den selben dunkelblonden Haaren und stechend blauen Augen steht vor uns - Meine totgeglaubte Mutter.
Plötzlich schafft es kein Wort mehr meine Kehle zu verlassen.

» Wer seid ihr denn?« Fragt Sie uns, als wäre ich nicht ihre Tochter, die sie zurückließ.
» Wer wir sind? Ich bin Deliah, kannst du dich noch erinnern? die Tochter, die du zurückgelassen hast!« Schrie ich sie an und zum Ende hin blieb nur ein Schluchzen übrig.
Sie starrte mich mit übergroßen Augen an.
» D-Deliah, Mein Kind du bist so groß geworden, komm rein, lass uns reden, bitte.« Sie kam mir näher um mich zu umarmen , ich wich jedoch zurück.
» Bitte, lass uns reden.« Versuchte sie es nochmal.

Schlimmer kann es nicht werden, dachte ich mir und betrat das Haus - Milan natürlich dicht hinter mir

Das Haus war groß, jedoch nicht ansatzweise so groß wie Milans Villa, es war sehr bunt, überall hingen Bilder - auch von Kindern?
Mein Herz setzte ein Schlag aus, als mich die Tatsache traf, dass sie Kinder hat.
Tränen überfluteten mein Gesicht.
» Du hast Kinder?! Du hast mich verlassen und jetzt hast du Kinder? Fuck - Du hast nicht einmal an mich gedacht oder?!« Schrie ich sie an, Milan versuchte mich zu beruhigen, was nicht klappte.

» Schatz, wer ist das und was ist los?« Kam ein Mann, ungefähr mitte 40 zum Vorschein. Er hatte Blondes Haar und trug einen dunkleren Bart.

» Du bist also der Mann, für den meine Mutter mich verlassen hat? ihre Affäre, der Vater ihrer Kinder? « Sprach ich hasserfüllt.
Ich hab das Gefühl ich würde jede Minute umkippen.

» Pass auf wie du redest, Deliah.« Sagte Sie warnend

» Keiner sagt meiner Frau, wie sie zu reden hat und wie nicht und wenn es jemand noch mal tut oder es nur wagt mit ihr so zu reden, wird er sich wünschen nie geboren zu sein.« Sagte Milan in einem bedrohlichen Ton , als er sich zum Ersten mal zu Wort meldet.

Die Augen Meiner Mutter und ihres Ehemannes wurden und groß und sie atmeten tief Luft an.

» Schon gut, Milan.« sagte ich

»Du- Du hast geheiratet und bist schwanger?« Fragt sie geschockt.

» Ja, habe ich, schon krass, was du alles verpasst hast, als du nicht da warst oder? und glaub mir, ich werde mein Kind niemals verlassen, wie du. Und weißt du was Jeder braucht an seiner Hochzeit seine Mutter, doch meine war damit beschäftigt sich um ihre neuen Kinder zu kümmern, für die sie mich verlassen hast. Jeder braucht eine Mutter, die für einen da ist und glaub mir Mein Ehemann, den ich erst seit 1 Jahr kenne, war sogar da als ich ihn brauchte, aber du nicht.«

» Ich musste gehen. Dein Vater hat mich misshandelt, Deliah, Täglich, also hör auf so zu tun als sei ich die böse.«
» Ach, ja? Und dass er mich danach misshandelt hat? Das war Okay? Du weißt nicht und kannst dir nicht vorstellen, was er mir alles angetan hat. Keiner war da, niemand konnte mich beschützen, als er mich geschlagen hat und vieles mehr , Niemand war da, niemand der mich beschützen konnte, weil meine Mutter weg war. Ich war ein Kind, er gab mir die Schuld für deinen Tod, jeden Tag. 16 Jahre lang war ich auf mich allein gestellt, musste allein meine Wunden versorgen, weil niemand da war. Während du dein Leben genossen hast, kannst du dir eigentlich vorstellen, wie sehr ich dich vermisst habe? Jeden Tag an deinem Grab geweint habe? Briefe geschrieben habe? Fuck, ich habe mir sogar gewünscht zu sterben, damit ich bei dir sein kann.«
Unaufhörlich weinte ich. Milan nahm mich in den Arm und tröstete mich.
Keiner brachte ein Wort raus.
Die Stille wurde gebrochen, als 2 Kinder - ungefähr 10 und 15 Jahre alt reingerannt kamen und fragten wer wir seien.
» Das sind Freunde von uns und geht jetzt auf euer Zimmer.« Sagte sie.
Unglaubwürdig starrte ich sie an.
» Freunde also? Glaub mir, ab Heute sind wir nicht mal mehr das. Ich wünsche und hoffe es hat sich für dich gelohnt, mich zu verlassen.
Früher warst du meine Mutter, doch ab Heute sind wir fremde. Ich habe gelernt ohne dich klarzukommen, ich brauche dich nicht mehr.« Sage ich und wische meine Tränen weg, mit Milan laufe ich zur Tür, bis wir von einer Stimme gestoppt werden.
» Wenn du jetzt gehst, Deliah, dann wirst du deine Mutter nie wieder sehen, jeden Kontakt zu ihr beenden und nie wieder mit ihren Reden können.«
» Ich habe 16 Jahre ohne sie gelebt, da komme jetzt auch ohne sie klar.« Sage ich kalt und merke dass mir einzelne Tränen die Wange runter laufen. Mein Kopf und Herz funktionieren irgendwie nicht mehr, als hätte jemand es abgeschaltet.
Ich bin mal wieder naiv gewesen, als ich dachte dass das Treffen ein gutes Ende finden wird.

Das war's.
Das Ende.
Das ist schlimmer als ihr tot.
Ich werde sie nie wieder sehen.
Die Person, die einen eigentlich am meisten lieben müsste, hat nicht eine Sekunde gezögert um mich gehen zu lassen - Ihre Tochter.
Immer hörte ich, dass die Mutter ihr Kind unendlich liebt, doch die Liebe meiner Mutter hat nicht mal gereicht, um bei mir zu bleiben.
In Büchern las ich immer, dass Mütter immer da sind, selbst wenn sie nicht mehr leben, doch meine war nicht mal da während sie lebte.
All die Jahre trauerte ich und wünschte mir tot zu sein, um bei ihr sein zu können.

Wie in Trance schaute ich die ganze Fahrt über aus dem Fenster, ab und zu warf Milan mir überprüfende Blicke zu.
Ich bin einfach nur müde, müde vom Leben.

Ich müsste nur einen Autounfall verursachen und all das Leiden hätte ein Ende.

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- Wollte das Kapitel eigentlich richtig depressiv machen, hab mich dann doch dagegen entschieden :)
- Schreibe gerade das Kapitel aus Milans Sicht, also das nächste Kapitel - Wünscht mir Glück. Bin sehr sehr unsicher bei dem Kapitel, da es doch sehr viel ist, was aus Milans Sicht erzählt werden muss und zugleich nicht allzu viel verraten darf 🥹

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