14. Kapitel 7.3 - Zahnlos

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„Ich brauche eine Pause!", keuchte Caroline völlig außer Atem.

„Und ich Abstand von dir!", rief Rebekka von ungefähr zwanzig Stufen oberhalb herunter.

Sie erklommen den Nordturm, den höchsten, den das Schloss zu bieten hatte. Rebekka hatte eine wundervolle Aussicht versprochen, doch Caroline hatte langsam den Eindruck, die Vampirin wollte sie für ihr loses Mundwerk büßen lassen. Es dauerte ewig, bis sie mit brennenden Muskeln und Wackelpuddingknien oben ankam. Schwer atmend schleppte sie sich an die Mauer an der Rebekka bereits den Blick auf die Stadt, den Hafen und das Meer genoss.

„Du solltest anfangen Sport zu treiben. Man hört dich ja noch in den Kerkern nach Luft ringen!" feixte sie.

Caroline sparte sich eine Erwiderung und sah sich beeindruckt um.

„Da unten sieht man das U-Boot! Wie zur Hölle seid ihr da eigentlich rangekommen?"

„Wir haben es gekauft, wie jeder normale Mensch auch", grinste Rebekka. „Na ja, es hat ein bisschen Überredungskraft gekostet, aber wir haben alles von den Russen bekommen, was wir brauchten. Zumindest was Waffen und militärische Ausrüstung betrifft."

„Und wozu braucht ihr es? Könnt ihr nicht einfach die Fenster von einem Schiff anmalen, sodass kein Licht durchkommt?"

„Es gäbe und gibt andere Möglichkeiten, ja. Aber das U-Boot nutzen wir, wenn die Stationen einer Reise über viele Länder verteilt sind und Verzögerungen passieren können. Wir sind darin dauerhaft lichtgeschützt und unsichtbar."

„Wo kam denn dann das Schnellboot her, mit dem ihr Isy und mich entführt habt."

„Das war ..." Rebekka sah auf ihre Füße und es schien, als wäre ihr das Thema unangenehm. „Also, die Idee dem Kreuzfahrtschiff zu folgen, war von Johannes. Damien und ich haben auf seine Anweisung gehandelt. Vermutlich hat ihn die letzte ... Ernte enttäuscht und er wollte sich selbst in Ruhe ein neues Spielzeug aussuchen. Er hat sich bei eurem Stopp auf Hawaii an Bord geschlichen und als er fündig geworden ist, hat er das Schnellboot angefordert. Es hat uns nur die letzten Stunden begleitet."

„Spielzeug?" Caroline starrte Rebekka entsetzt an. „Du meinst Isy?" Sie musste nicht auf das Nicken warten um zu wissen, dass sie Recht hatte. „Wo ist sie?"

„Da unten." Rebekka zeigte auf einen Anbau außerhalb der Schlossmauer. „Und bevor du fragst, nein du kannst sie nicht sehen!"

„Aber ...!"

„Ich werde das nicht wiederholen! Wir sind hier damit ich dir die Einführung gebe, die sie ebenfalls bekommt. Ihr könnt euch danach so viel und so lange sehen, wie ihr möchtet, aber du wirst ihr nicht die Chance nehmen hier voll umfänglich anzukommen!" Sie stieß sich von der Mauer ab und lief zur anderen Seite des Turms, von der man ins Inselinnere sehen konnte. Die Stadt ging hier in sanfte grüne Hügel über. Alle paar Kilometer ragten die Säulen empor.

„Sind das eigentlich Photovoltaikanlagen?" Caroline nahm sich vor auf das Thema Isy später zurückzukommen und deutete auf die dunklen glänzenden Platten, die auf vielen Dächern und auch den Säulen befestigt waren.

„Ja. Sie sind überall auf der Insel verteilt und speisen unter anderem die Laser. Ein Gezeitenkraftwerk gibt es auch, ein zweites ist in Planung. Das eigentlich Clevere sind aber die Speichermöglichkeiten. Überschüssige Energie kann einmal in den gigantischen unterirdischen Lithium-Ionen-Akkus aufgenommen werden, aber vor allem in den Akkus nahezu aller Elektrogeräte gespeichert und bei Bedarf wieder entzogen werden. Es gibt auch noch ein paar klassische Dieselgeneratoren, vor allem im Krankenhaus, aber es ist extrem selten, dass einer genutzt werden muss." Die Frau war sichtlich stolz.

Kristallinsel - Gefangene der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt