40. Kapitel 18.3 - ALS WÄREN VERDAMMTE VAMPIRE NICHT GENUG!!!

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Carolines Wut war einer Mischung aus Angst und Taubheit gewichen. Hatte die Türe immer schon so viele Kratzer und Macken gehabt? Es war ihr nie zuvor aufgefallen. Ihre Augen zuckten über das Holz und nahmen jede Unebenheit zielsicher wahr.

„... sollte helfen, aber falls du Schmerzen hast ... Caroline? Caroline! Sie mich an! Bitte."

Thomas Stimme drang wie durch dicke Watte zu ihr durch. Wie lange hatte er schon gesprochen? Langsam richtete sie ihren Blick auf ihn. Die steile Falte auf seiner Stirn und die hochgezogenen Augenbrauen ließen ihn älter wirken als sonst.

„Bitte sag mir, ob du verstanden hast, was ich gesagt habe!", bat er eindringlich und trat an ihr Bett heran.

„Ich muss mich umziehen."

„Wie bitte?"

„Ich muss ins Bad. Ich muss ..." Sie unterbrach den Satz und konzentrierte sich darauf hektisch an die Bettkante zu robben. Es waren keine Krücken hier. Vielleicht konnte sie den einfachen Holzstuhl als Gehhilfe nutzen. Ja, das würde gehen. Den stechenden durchdringenden Schmerz, der von ihrem Bein ausging, ignorierte sie.

Der Gestank in ihrem Kleid, der an ihrer Haut haftete, wo diese Wesen sie berührt hatten, war übermächtig. Sie musste ihn loswerden, so lange schrubben, bis jeder Rückstand restlos entfernt war.

„FUCK!" Der gepresste Fluch entwich ihr, als sie das gebrochene Bein über die Kante nach unten fallen ließ.

Ehe sie sich versah war Thomas an ihrer Seite.

„Vorsichtig! Es wird noch einige Tage dauern, bis der Bruch verheilt ist! Und sehr viel länger, wenn du dich nicht schonst!"

„Tage? Hast du Tage gesagt?"

„Ja. Wir haben dir das Enzym hochdosiert intravenös verabreicht. In wenigen Tagen solltest du wie neu sein."

Er nahm sie beim Arm und machte Anstalten ihr aufzuhelfen

„Isy! Ist Isy okay? Wo ist mein Handy? Kann sie herkommen und ..." Sie wollte seine Hilfe nicht, sie wollte ihre Freundin anrufen. Sie wollte wissen, dass die kleine Maus in Ordnung war und sie festhalten. Bis die Bilder sich verflüchtigt hätten, bis der Schlaf das Grauen ablösen würde.

„Sie ist sicher und bewacht, wie alle hier im Schloss", versicherte Thomas schnell. „Dein Handy hat die Attacke nicht überlebt aber du bekommst schnellstmöglich ein neues. Nur haben wir auf unbestimmte Zeit eine Ausgangssperre verhängt. Niemand, der nicht zur Wache gehört oder Teil der Suchtrupps ist, darf hinaus. Es würde zu Chaos führen, wenn jeder ..."

Caroline verstand, doch konnte sie sich nicht helfen, dass sich heiße Tränen in ihren Augen sammelten. Er brach ab und sah sie an.

„Komm, wir machen dich erstmal sauber."

Seine samtige Stimme erklang so vorsichtig, das sich ungewollt eine leichte Gänsehaut auf ihren Armen bildete. Die sanften Worte legten sich wie ein weicher Mantel um die Seele und gaben ihr die Kraft sich wieder auf die Realität zu konzentrieren.

Er stützte sie und half ihr im Bad auf einen Hocker zu sinken, bereitete heißes Wasser vor und brachte ihr frische Kleidung. Ein Longshirt und Unterwäsche. Nachdem er gegangen war und sie sich rotgescheuert hatte, kämpfte sie sich, vor Schmerzen stöhnend, in die Nachtwäsche. Kleine Pausen halfen sich zu sammeln. Als sie fertig war gelang es ihr ruhig zu atmen und die Gedanken im Jetzt zu belassen.

„Thomas?" Vorsichtig fragend rief sie nach ihrem Vormund. Ob er draußen wartete? Er hatte sie doch nicht alleine gelassen?

Mit dem Hocker als Stütze arbeitete Sie sich zur Tür und öffnete sie langsam. Ihr Schlafzimmer war verlassen, die Balkontür nach draußen geöffnet und die zarten Vorhänge wehten in einer leichten Meeresbrise. Natürlich war er fort. Er musste bei seinen Leuten sein.

Kristallinsel - Gefangene der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt