28. Kapitel 14.2 - Blut und Gutenachtgeschichten

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Achtundzwanzig Minuten.

Caroline lief in ihrem Wohnzimmer auf und ab. Sie hatte ein Bad genommen, die Haare gewaschen, sich eingecremt, die Haare glatt geföhnt, die Creme an Hals und Dekolleté wieder abgerubbelt, ein wenig Makeup aufgelegt, sich ein dunkelgraues Kleid herausgelegt, es gegen ein dunkelbraunes getauscht und überlegte nun aus welchem man wohl Blutflecken besser entfernen könnte. Waren Farbe oder eher Material entscheidend?

Als sie in das graue schlüpfen wollte, bemerkte sie, dass sie schweißgebadet war und stelle sich kurz unter die Dusche. Das heiße Wasser beruhigte ihre Neven und es gelang ihr ihre Gedanken vorläufig einzufangen.

Es wird alles gut. Es ist niemand in Gefahr. Es sind nur ein paar Milliliter Blut. Es wird nicht lange dauern. Kein Grund zur Sorge!

Noch zehn Minuten.

Wie war es möglich, dass die Zeit stand und gleichzeitig raste? Der Ozean war den ganzen Tag schon unruhig gewesen, ein Sturm zog auf und die Wellen schlugen dröhnend gegen die Klippen. Der Anblick war ein Spiegel ihres Inneren und es entspannte sie etwas, dem aufgewühlten Wasser zuzusehen. Tief atmend lehnte sie am Fenster und beobachtete die wirbelnden Schaumkronen.

Die Tür öffnete sich und ihr Kopf flog herum. Noch sechs Minuten! Sie hatte doch noch sechs Minuten! Thomas trat ein, gefolgt von Damien. Sie hatten nicht angeklopft.

„Hallo Caroline." Thomas Stimme fesselte sie jedes Mal aufs Neue. „Wie geht es dir?"

„Gut, danke." Das klang nicht glaubhaft. „Vielleicht ein bisschen aufgeregt", fügte sie der Ehrlichkeit halber hinzu.

„Verständlich", nickte er. „Wollen wir uns setzen?"

Statt zu antworten nahm Caroline, etwas zu schnell, in ihrem Lieblingssessel Platz.

Damien schmunzelte und setzte sich auf den Zweisitzer am anderen Ende des Tisches.

„Gut, ich habe dir versprochen, dass wir uns heute unterhalten. Gibt es etwas, das dir auf dem Herzen liegt, etwas das du brauchst oder Dinge, die du wissen möchtest?" Thomas nahm auf der Couch Platz.

Daran hatte sie gar nicht mehr gedacht. Das Angebot überwältigte sie einen Augenblick und sie versuchte sich zu erinnern welche Fragen sie noch hatte.

„Also, um ehrlich zu sein ...", seufzte sie und sah sich ziellos um. „Ja, es gibt vieles, was ich gerne noch wissen würde und worauf ich eigentlich gespannt bin, aber ..." Sie wusste nicht, wie sie ihre Gefühle in Worte fassen sollte.

„Du willst es hinter dich bringen, oder?" Thomas lächelte sie an und sie war überrascht, wie verständnisvoll er wirkte.

Nickend senkte sie den Blick. „Wenn das okay ist. Ich meine, wenn du Dinge besprechen möchtest, können wir das natürlich gerne tun."

„Es gibt nichts, was wir zwingend heute klären müssten." Er stand auf, Damien tat es ihm gleich und die beiden Männer kamen auf sie zu.

Oh Gott, es ist so weit!

Aber ich habe noch drei Minuten!

„Es gibt da doch noch eine Sache!" Hektisch stand sie auf und trat ein paar Schritte zurück, sodass der Sessel zwischen ihr und den beiden Vampiren stand. „Ich wurde vom Blutspenden ausgeschlossen. Sie haben mich rausgeworfen."

Die Vampire blieben stehen, blickten kurz einander und dann sie fragend an.

„Ich habe vor einigen Jahren beim roten Kreuz versucht Blut zu spenden, mehrmals. Nach der Hälfte ist mir normalerweise schlecht geworden und beim letzten Mal bin ich umgekippt. Sie haben mir verboten wiederzukommen." Sie unterbrach den Redefluss und räusperte sich. „Fun Fact über mich. Ich dachte das solltet ihr wissen."

Kristallinsel - Gefangene der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt