49. Kapitel 23 - Alptraum

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Ein Traum! Bitte lass es ein Alptraum gewesen sein!

Noch bevor Caroline beim Aufwachen den Gedanken beendet hatte, wusste sie, dass er nichts weiter als ein sehnlicher Wunsch war. Sie schälte sich umständlich aus den Laken und bemerkte mit einem Blick auf die Uhr, dass es bereits später Vormittag war. Von Gedanken und Erinnerungen gequält, hatte sie sich nachts herumgewälzt und war erst in den frühen Morgenstunden nochmals eingeschlafen.

Was hatte sie Thomas gestern entgegengeworfen? Verlogener Zirkus, waren die Worte gewesen. Wer hatte alles in der Halle vor der Tür gestanden und ihren Ausbruch mitbekommen? War es genau das, was Maria und Dominic gewollt hatten?

Da das Adrenalin abgebaut war und ihr Gehirn die Möglichkeit hatte einen klaren Gedanken zu fassen, begannen Ängste auf sie einzustürmen. Die beiden hatten mit Sicherheit eine Agenda. Ging es allein darum einen Keil zwischen sie und Thomas zu treiben, oder um mehr? Welche Rolle spielten Anna und der Kanada-Clan? Warum war Asmus offiziell seit anderthalb Jahren nicht mehr am Leben?

Fragen um das Weshalb und Wie der grausamen Tat schwirrten ihr im Kopf herum. Sie warf einen vorsichtigen Blick ins Nebenzimmer. Bis auf ein Tablett auf dem Tisch, hatte sich seit gestern Abend nichts verändert. Während der Morgenroutine, beschloss sie schnellstmöglich mit Thomas zu sprechen. Vielleicht hatte sie eine Chance den Schaden, den sie angerichtet hatte zu beheben.

Mit etwas Abstand und erkalteter Wut, sah es düster aus. Sie hatte ihn und die gesamte Gemeinschaft beleidigt. Es hatte gute Gründe gegeben, aber keine Beweise, dass sie die Wahrheit sagte. Vielleicht hatten Damien oder Rebekka etwas herausgefunden! Hoffentlich begegnete sie ihnen noch vor Thomas, um mehr zur aktuellen Situation zu erfahren.

Schwungvoll riss sie die Tür zum Flur auf und wollte zügig hinauslaufen, als eine schwarz gekleidete Gestalt in den Weg trat. Gerade noch konnte sie abbremsen und blickte den bärtigen muskulösen Mann perplex an. Mit dem wilden Bart und den eisblauen Augen erinnerte eher an einen Wikinger als einen Vampir. Wer war der Kerl und was zur Hölle wollte er?

„Ich habe Anweisung dafür zu sorgen, dass du hier bleibst. Schließ die Tür und verhalte dich ruhig."

Seine Worte waren emotionslos und doch sendeten sie ihr einen kalten Schauer über den Rücken.

„Wer hat das veranlasst? Damien?"

„Ja, der Kommandant. Im Auftrag des Königs. Es wird jemand kommen und nach dir sehen." Er zögerte kurz. „Ich bin befugt Gewalt anzuwenden, solltest du dich weigern."

Einen Moment sah sie ihm wortlos in die Augen, trat einen Schritt zurück und schmetterte die Tür mit aller Kraft ins Schloss.

Die Stunden krochen dahin und Caroline war mit den immer schneller rotierenden Ängsten eingeschlossen. Mittags brachte der Wächter ein Tablett mit Suppe, abends ein paar Sandwiches, von denen sie keinen Bissen herunterbrachte. Nicht mal Isy oder Claudia ließen sie zu ihr. Die Isolation war auf keinen Fall zum Schutz, es war eine Strafe.

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Kurz nach einundzwanzig Uhr, trat die Wache erneut ein und forderte sie auf mitzukommen. Der König wolle mit ihr sprechen. Das Herz gegen die Rippen hämmernd, folgte sie ihm die Treppe hinauf. Thomas' Räume befanden sich auf der Seite, die zum Meer zeigte und Joël bewohnte die gegenüberliegenden Zimmer. Sie war noch nie ganz oben im Westflügel gewesen, schenkte dem modernen, in hellen Farben gestalteten, Flur allerdings keine nähere Beachtung. Auch wenn es hier vermutlich genug Platz gab, hatten Damien und Eva ihre Bereiche im ersten Stock.

Der Wikinger-Vampir öffnete nach kurzem Anklopfen eine glatte graue Türe und zog diese, nachdem Caroline die Schwelle überschritten hatte, von außen wieder ins Schloss. Schritte entfernten sich eilig.

Kristallinsel - Gefangene der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt