41. Kapitel 19.1 - Blut und Bücher

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Fünf Tage nach dem Angriff war Caroline noch vorsichtig, doch wieder ohne Gehhilfe, unterwegs. Sie hatte zwei weitere Infusionen mit dem V-Enzym bekommen. Am liebsten hätte sie ihr Bein im Anschluss dauerhaft unter ein Röntgengerät gelegt, um den Bruchstellen beim Verheilen zuzusehen. Thomas wollte sie jedoch vorerst nicht außer Reichweite wissen und so blieb sie im Westflügel.

Isy war, nachdem die Ausgangsperre aufgehoben wurde, vorübergehend bei ihr eingezogen und ließ sie nicht aus den Augen. Gerade kam sie mit zwei Tassen frischem Kaffee herein und blickte prüfend durch den Raum.

„Nein, es sind immer noch keine Zombies aufgetaucht", grinste Caroline und streckte die Arme nach dem dampfenden Heißgetränk aus.

„Man wird ja wohl noch nachsehen dürfen!", erwiderte Isy empört.

„Sie haben alles durchsucht und Blutfallen aufgestellt. Es gibt keinen Grund mehr Ang..."

„ABER es sind ZOMBIES!" Isys Augen waren weit aufgerissen, als könnte sie nicht glauben, was ihr da eben über die Lippen gekommen war. „Ich werde nie wieder NICHT ein Zimmer genau prüfen, bevor ich es betrete!"

„Ja. Ja okay, valider Punkt. Mach das." Caroline nippte an ihrem heißen Cappuccino. Vielleicht hätte sie Isy nicht so umfangreich über die Begebenheiten informieren sollen.

Ihre Gedanken glitten zu der Nacht nach dem Angriff. Wie Thomas sie in den Schlaf begleitet hatte. Wie er sie beruhigte, als sie panisch aus einem Alptraum hochgeschreckt war. Wie er ihr versicherte, dass alles gut werden würde. Er selbst hatte nicht geschlafen, soweit sie mitbekommen hatte.

Die Tage danach sah sie ihn nur gelegentlich im Vorbeigehen, doch heute Abend würde er wiederkommen. Zwar in erster Linie, weil die nächste Blutentnahme anstand, doch das Thema bereitete ihr keine Sorgen mehr. Im Gegenteil. Der Gedanke, dass sie ihm ihr Blut gab, ihn ernährte, anschließend hilflos in seinen Armen lag und er sie dankbar und liebevoll umsorgte ...

Sie sah sich rasch um, ob Isy sich noch auf ihren Kaffee konzentrierte. Es fühlte sich an, als wäre dieser absurde Gedanke aus ihrem Kopf herausgequalmt und würde sichtbar umherwabern. Als könnte man an ihrem Gesicht erkennen, welch peinlicher Fantasie sie sich hingegeben hatte. Den gut durchbluteten Kopf schüttelnd stand sie auf, strich ihre graue Stoffhose glatt und ging ins Schlafzimmer um nach einem passenden Outfit für den Abend zu suchen.

„Sag mal, Isy, hast du eigentlich die Unterwäsche gefunden?" Caroline vermisste seit ein paar Tagen eines ihrer Lieblingssets. Yati hatte ihr für den Alltag einige schwarze und beige Höschen und zwei passende T-Shirt-BHs mitgegeben. Der schwarze Bustier und eine passende Unterhose war verschwunden.

„Nein, leider nicht. Ich meine mich aber zu erinnern, dass ich sie nicht in die Maschine gepackt habe", erklang Isys Stimme aus dem Wohnzimmer. „Ich frag' aber nochmal bei den Mädels nach! Sie taucht bestimmt wieder auf."

Nun gut, vielleicht war es heute eh angebracht etwas schickeres anzuziehen. Caroline schlenderte zu der Schublade mit den Teilen, die sie von Claudias ursprünglicher Auswahl behalten hatte.

„Ist es eigentlich gesund, wenn er heute schon wieder von dir trinkt? Ich meine, wo du doch gerade erst bei dem Angriff so viel Blut verloren hast?"

„Ich denke er weiß schon, was er tut. Die Infusionen sollten eigentlich bei der Bildung von neuen Blutkörperchen geholfen haben, sodass genug da ist." Die Schublade mit der verruchten Spitzenunterwäsche hatte sie beim Klang von Isys Stimme schnell geschlossen und suchte nun nach einem Kleid, das ihre Vorzüge betonte, ohne zu sagen ‚ich habe mich für dich aufgebrezelt'. „Es geht ja auch eher darum zu üben. Also bewusst nur so viel zu trinken, damit es mir danach noch gut geht."

Kristallinsel - Gefangene der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt