20. Kapitel 11.1 - Probieren wir es mal mit Verständnis ...

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Aahhh! Ich brenne!

Oh Gott, sie stand in Flammen!

Mit einem erstickten Schrei und aller Kraft, die ihr die unsägliche Qual verlieh, stemmte sie sich hoch und versuchte das Feuer auf ihrem Rücken auszuschlagen.

„Sie wacht auf!"

„Halt sie unten! Schnell!"

Sie konnte die Rufe nicht zuordnen und bevor sie begriff, was passierte wurde sie wieder auf den weichen Untergrund gedrückt und konnte sich nicht mehr rühren.

Sie schrie, dass jemand es ausmachen solle und bäumte sich gegen den unbarmherzigen Griff in ihrem Nacken auf, doch es war zwecklos.

„Jetzt mach schon, es dauert zu lange bis die schmerzlindernde Wirkung einsetzt."

Sie wusste nicht wie und warum, doch sie versank wieder in Dunkelheit und damit erloschen auch die sie zerfressenden Flammen.


Es musste einige Zeit vergangen sein, bis sie das nächste Mal zu sich kam. Es drang nur das trübe Leuchten einer Stehlampe durch den winzigen Spalt ihrer Lider. Entweder das Zimmer war abgedunkelt oder die Sonne war bereits wieder untergegangen.

Sie lag auf dem Bauch und bewegte die Finger leicht über den weichen Untergrund. Ihre Erinnerungen kamen dieses Mal unverzögert und sie bewegte sich mit äußerster Vorsicht. Zwar hatte sie im Augenblick keine Schmerzen, vermutete aber, dass sich das jederzeit ändern konnte.

Langsam öffnete Caroline die Augen vollständig und erkannte an dem Bild eines schottischen Hochmoors und der Kommode darunter, dass man sie in ihr Schlafzimmer gebracht hatte.

Anscheinend war sie allein. Mit dem prüfenden Blick über ihre Schulter nahm sie ebenfalls wahr, dass man sich gut um ihren Rücken gekümmert hatte. Ein weiches dünnes Papier deckte ihn ab und sie vermutete, dass darunter die Salbe ihre Wirkung tat, die sie bereits zu Genüge kannte.

Das war beruhigend. Aus der Strafempfehlung war nicht ersichtlich, wie nach den Schlägen verfahren werden sollte. Es hätte gut sein können, dass ein natürlicher und nicht durch Schmerz- und Heilungsmittel gelinderter Genesungsprozess zur Strafe gehörte. Vermutlich lag das im Ermessen des Eigentümers.

Eine neue Welle von Unglauben und Verzweiflung darüber was mit ihrem Leben geschehen war, drohte sie zu erfassen, als die Tür sich öffnete. Sie linste vorsichtig über die Schulter und war überrascht den König selbst zu sehen. Er kam mit einem Handtuch über der Schulter und einer kleinen Schüssel in der Hand herein. Leise schloss er die Tür hinter sich und warf ihr einen prüfenden Blick zu.

„Wie geht es dir? Bist du gerade erst aufgewacht?"

Sie nickte und bevor sie antwortete warf sie einen Blick weiter an sich hinunter.

Sag mal, wollt ihr mich eigentlich VERARSCHEN?!

Sie trug schon wieder keine Kleidung! Zu ihrer Erleichterung war zumindest eine Decke bis über ihre Hüfte gezogen worden. Da ihre Arme angewinkelt waren, waren die seitlichen Brustansätze weitestgehend verdeckt.

Sie hatte normalerweise wenig Probleme damit unbekleidet zu sein, da sie oft in textilfreien Saunen und Wellnessbereichen entspannte. Nacktheit war für sie weniger mit Sexualität als mit Gesundheit verknüpft.

In dieser Situation allerdings fühlte sie sich ihrem Besitzer schon ausgeliefert genug! Ihre Kleidung, als letztes winziges Schutzschild verloren zu haben, gefiel ihr gar nicht.

„Die Schmerzen sind auszuhalten, falls Eure Frage darauf abzielt" antwortete sie mit einiger Verspätung. Ihr Hals war rau, aber die Stimme einwandfrei zu gebrauchen.

Kristallinsel - Gefangene der VampireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt