{Part 3}

516 12 0
                                    

(Justice)

19:34 biegt Aiden in meine Straße ein. Zu wissen, dass ich mich gleich von ihm verabschieden muss, lässt mich traurig stimmen. Am liebsten würde ich jede freie Sekunde mit ihm verbringen. Aiden parkt geschmeidig vor meinem Wohnblock, macht den Motor aus und blickt dann zu mir. „Da wären wir, Bella. Ich will dich eigentlich nicht gehen lassen, aber ich muss morgen, viel für die Arbeit tun", murrt er, beugt sich zu mir rüber und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Ich bekomme nicht genug von seinen Küssen. Ich will mehr!

Nun drehe ich meinen Kopf zu ihm, sehe ihm tief in die Augen und nähere mich seinem Mund. Es kommt mir vor, als würde Aiden seinen Atem anhalten. Zufrieden verziehe ich meinen Mundwinkel und berühre seinen Mund, sanft mit meinem. Als ich mich wieder von ihm löse, frage ich leise: „Begleitest du mich noch bis zu der Haustüre?". Aiden strahlt über das ganze Gesicht. Das deute ich als ein Ja. Aiden öffnet die Autotür, läuft um das Auto herum, um mir schlussendlich die Tür aufzuhalten. Schon mein ganzes Leben lang, habe ich auf diesen Moment gewartet und nun ist der Tag endlich gekommen, an dem ich mich wie eine Prinzessin fühle.

Aiden hält mir elegant seine Hand entgegen, nach der ich voller Freude greife. Ich will seine Hand eigentlich gar nicht mehr loslassen. Er kann doch seine Arbeit, bei mir zuhause machen. Wahrscheinlich muss er E-Mails beantworten und Dokumente bearbeiten. Gerade als ich ihm diesen Vorschlag machen möchte, zieht er mich sanft aus dem Auto zu sich heran, umschlingt mit seinen Armen meine Hüfte und kommt mir mit seinem Gesicht, nahe an meins. Wir sind uns so nahe, dass ich seinen Atem an meiner Haut spüre. Als ich mich beschliesse, ihm meine Idee zu erzählen, drückt er seine Lippen, wild auf meine. Er macht keine Anstalten, sich von diesem Kuss lösen zu wollen.

Somit stehen wir fast auf der Straße, eng umschlungen, während unsere Zungen immer mehr miteinander verschmelzen, sodass es sich anfühlt, als wären wir eins miteinander. Unfreiwillig löst sich Aiden von meinen Lippen, nimmt mich bei der Hand und gibt mir noch einen schnellen Kuss auf meine Nasenspitze. „Darling, wir müssen uns jetzt verabschieden. Ich begleite dich noch bis zu der Haustüre", haucht er. Obwohl er noch vor mir steht, vermisse ich ihn jetzt schon so stark, als hätte ich ihn wochenlang nicht gesehen.

Enttäuscht verziehe ich mein Gesicht, halte ihn fest an der Hand und gehe mit ihm auf die Haustüre zu. Absichtlich laufe ich langsam, damit es sich noch etwas in die Länge zieht. Leider macht es das nicht besser und gehen muss er sowieso. Bei der Haustüre angekommen, wende ich mich zu Aiden, sehe geknickt auf den Boden und spiele mit meinen Fingern. „Bella, sei nicht so enttäuscht. Wir sehen uns bald wieder. Sobald ich zuhause bin, können wir auch schreiben, wenn du möchtest", schlägt Aiden vor und nimmt mein Gesicht in seine Hände. „Ich weiß...", entgegne ich. „Ich hatte seit langem, nicht mehr so viel Spaß, wie heute. Ich vermisse dich jetzt schon", säusle ich vor mich hin. Ein verlegenes Lächeln macht sich auf seinem Gesicht breit.

„Justice, sieh mich an". Langsam hebe ich meinen Kopf und sehe Aiden ahnungslos an. Will er mir noch etwas sagen? Es scheint mir, als würde er nach den passenden Worten suchen. Für einen Moment sagt niemand etwas. Erwartungsvoll blicke ich ihn an, mit der Hoffnung, dass er vielleicht doch bleiben möchte. „Ich weiß nicht, wie ich es in Worte fassen soll. Eigentlich wollte ich es für mich behalten, da ich selbst damit zu kämpfen habe und nicht weiß, wie du über die ganze Sache denkst und fühlst. Ich kann es aber nicht länger für mich behalten, es zerreißt mich förmlich".

Langsam bekomme ich Angst. Aiden hat so einen traurigen Blick in seinen Augen und auch sein Lächeln ist verschwunden. Seine hastigen Worte, gefallen mir ebenfalls nicht. Ich entscheide mich, ihn zuerst ausreden zu lassen, bevor ich voreilige Schlüsse ziehe. „Cuore mio...ich glaube, ich habe mich in dich verliebt", raunt er verunsichert, gibt mir einen Kuss auf die Stirn und entfernt sich langsam von mir.

Ich fühle mich wie erstarrt. Ich würde ihm so gerne antworten, jedoch habe ich das Gefühl, als würde mir etwas die Luft zum Sprechen nehmen. Aiden geht auf sein Auto zu, ohne eine Antwort von mir zu wollen. Das erleichtert mich ein wenig, denn ich habe gerade keine Ahnung, was ich ihm antworten soll. Was fühle ich für ihn? Wahrscheinlich dasselbe wie Aiden. Warum kann ich es denn nicht laut aussprechen? Habe ich Angst davor? Meine Augen folgen Aiden, der gerade die Tür zu seinem Auto öffnet und zum Einsteigen ansetzt. Auch er blickt nochmal zu mir hoch.

Noch immer stehe ich wie angewurzelt auf der Treppe vor dem Eingang und sehe ihn ungewollt, geschockt an. Ich versuche meinen Gesichtsausdruck zu neutralisieren, halte meine Hand dezent nach oben, was einem Winken ähneln sollte und rufe ihm zu: „Komm gut nachhause und fahr vorsichtig". Aiden schenkt mir ein aufrichtiges, aber gequältes Lächeln. „Ich schreibe dir, sobald ich zuhause angekommen bin, Bella". Somit steigt er endgültig ein, zieht die Türe zu und startet den Motor.

Wie ein verkümmertes, unsicheres Mädchen stehe ich auf der Treppe und sehe Aiden hinterher, bis er schlussendlich abbiegt und nicht mehr zu sehen ist. „Verdammt", fluche ich, drehe mich zu der Haustüre um und stecke den Schlüssel grob ins Schloss.

Hard to love {Wenn die Vergangenheit dich nicht loslässt}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt