Besuch mit Hintergedanken

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(Justice)

Montag, 14:16. Durch Aiden habe ich wieder die Motivation bekommen, meine Wohnung gründlich zu putzen. Ich habe schon den Staub eingesaugt, den Boden nass gewischt und die Wäsche, die sich gestapelt hat, gewaschen. Zufrieden betrachte ich mein Werk, greife nach meiner Zigarettenschachtel und gehe auf den Balkon zu.

Draußen angekommen, lasse ich mich auf meinem gemütlichen Sessel fallen und zünde mir eine Zigarette an. Ich nehme einen tiefen Zug und lasse meinen Blick über die Gegend schweifen. Der Schnee, der vor kurzem runterkam, konnte sich nicht festsetzen und löst sich langsam auf. Während ich die verdiente Zigarette in vollen Zügen genieße, schwirrt Aiden wieder in meinen Gedanken umher. Ob er gerade in seinem Büro sitzt und auch an mich denkt? Ich nehme mein Handy in die Hand und öffne die Suchmaschine.

Spokane ist zwar kein riesiger Ort, aber ich habe keinen Anhaltspunkt, wo sich seine Kanzlei befindet. Ich drücke nervös auf <Suchen>. Die Seite braucht nicht lange und schon lande ich einen Volltreffer. Das erste Ergebnis, gibt mir alle Infos, die ich brauche. Es stellt sich heraus, dass die Kanzlei grob geschätzt 20 Minuten von meiner Wohnung entfernt ist. Unter all den Infos, ist auch die Nummer von dem Sekretariat aufgelistet. Vielleicht sollte ich ihn bei der Arbeit einen Besuch abstatten.

Wie ich aber erfahren habe, arbeitet Aiden auch oft von zuhause aus, also entscheide ich mich zur Sicherheit bei dem Sekretariat anzurufen, um nach ihn zu fragen. Es klingelt mehrere Male und gerade als ich auflegen möchte, ertönt eine weibliche Stimme am anderen Ende. „Lewis Kanzlei, Frau Ray am Apparat, wie kann ich ihnen helfen?". Verlegen beiße ich mir auf die Lippe und überlege, ob ich nicht doch lieber auflegen soll. All die Luft, die ich besitze, ziehe ich stark in meine Lungen ein und versuche so selbstsicher wie möglich zu klingen.

„Guten Tag, hier spricht Frau White. Ist Herr Lewis im Haus?". „Ja, Montag ist er meistens in der Kanzlei. Brauchen sie einen Termin?". Ich schüttle meinen Kopf, bis mir klar wird, dass die Frau das nicht sehen kann. „Nein, ich brauche keinen Termin. Besten Dank für die Auskunft. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag", sage ich und lege auf, bevor mir die Frau antworten kann. „Dann werde ich dir mal einen Besuch abstatten, Herr Lewis", säusle ich aufgeregt, tapse in meine Wohnung und ziehe mir etwas Hübsches an.

15:07. Ein schwarzes, enges Kleid, dass mir bis knapp bis zu den Knien geht, ziert mein Körper. Da es recht kühl ist, ziehe ich meinen alten, braunen Mantel, den ich von meiner Mutter bekommen habe an. Ich bin bei der Kanzlei angekommen und stehe vor dem Eingang. Zuhause war ich mir sicher, dass ich selbstsicher und voller Stolz in die Kanzlei spazieren werde, doch jetzt stehe ich vor dem Eingang und traue mich keinen weiteren Schritt zu gehen.

Ich zünde mir hastig eine Zigarette an und rauche sie in Sekundenschnelle bis zum Filter. Die Zigarette werfe ich gestresst in den Schacht, neben mir, atme mehrere Male ein und aus, um einen ruhigen Atem zu bekommen. Ich schließe meine Augen, öffne sie jedoch gleich wieder und greife nach dem Türknauf. Eine Frau sitzt am Empfang, hebt ihren Kopf und zieht eine Augenbraue nach oben als sie mich sieht. Ich vermute, dass es die Dame von vorhin ist, die ich am Telefon hatte.

Vermutlich sieht man mir an, dass ich nervös bin, aber ich versuche mein selbstsicheres Gesicht, aufrecht zu erhalten. „Guten Tag, kann ich ihnen behilflich sein? Haben sie einen Termin?". Ich habe gehofft, dass sie mich das nicht fragt. Natürlich habe ich keinen Termin. Ich will nur zu Aiden, deinem Chef. Nebenbei habe ich vor, ihm einen zu blasen. Das kann ich unmöglich sagen, also atme ich nochmals tief ein, lehne mich an den Empfang und versuche es ihr zu erklären. „Nun ja, ich habe keinen Termin. Ehrlich gesagt habe ich vorhin bei ihnen angerufen. Ich würde gerne Aiden, bei seiner Arbeit besuchen. Ich hoffe das ist in Ordnung".

Die Dame verzieht ihre Miene und sieht mich von oben bis unten an. „Ohne Termin, kann ich sie leider nicht weiterleiten. Tut mir sehr leid. Sie können aber gerne einen Termin vereinbaren". Verzweifelt sehe ich sie an. „Ich weiß, das klingt komisch, aber ich kenne Aiden persönlich. Wir sind uns recht nahe und ich würde ihn gerne überraschen".

Flehend stehe ich vor dem Empfangstresen und warte ungeduldig auf ihre Antwort. Hoffentlich taucht Aiden nicht auf. Dann wäre die ganze Überraschung kaputt. „Du nennst ihn Aiden, also gehe ich davon aus, dass du ihn näher kennst, aber...". Die Frau blinzelt mehrere Male, bis sie weiterspricht. „Warte...bist du diese Frau, die Aiden kennengelernt hat und für die er was empfindet?". Verwirrt sehe ich sie an, greife mir durch die Haare und antworte: „Vermutlich...".

Ruckartig steht sie auf, läuft hastig um den Empfangstresen und nimmt mich bei der Hand. „Wieso hast du das nicht gleich erwähnt. Wow, du bist eine echte Augenweide. Aiden hat einen guten Geschmack. Folge mir bitte, ich bringe dich zu seinem Büro. Er langweilt sich bestimmt zu Tode". Somit lasse ich mich von der Dame mitziehen und bin froh, dass sie mich zu ihm führt und, dass Aiden nicht beim Empfang, aufgetaucht ist.

Hard to love {Wenn die Vergangenheit dich nicht loslässt}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt