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"Blutstein." Knurr verteilte eine Handvoll der roten Steine auf dem flachen Felsen zwischen ihnen. Niemanden schien es zu stören, dass Eironn immer noch ohne Kleidung und nur in eine Decke gehüllt zwischen ihnen saß. Kara wagte es einfach nicht ihn zu berühren. Das war ihr nach dem Zwischenfall in dem Gang zu unangenehm. "Und zwar reichlich."
"Wie viele mussten dafür sterben?" Eironn hob ein größeres Bruchstück auf und hob es gegen den Himmel. Ohne Sonnenstrahl blieb der Stein unverändert.
"Hunderte." Knurr stütze den Kopf auf die Hände. "Damit war ihr gesamter Weg markiert. Es gibt wohl einen Eingang, der von Pilgern genutzt wurde. Nach dem Verrat wurde der Eingang versteckt."
"Darf ich fragen, was das für Steine sind? Bei meinen Jägern habe ich das nie gesehen." Kara griff ebenfalls nach einem der Bruchstück, doch der Magier griff ihre Hand und hielt sie auf.
"Blutsteine stammen von Dämonen. Das sind Geister der Todesgöttin, die in die stoffliche Welt gewechselt sind. Den Grund dafür kann man seit Urzeiten nur erraten. Sie ähneln in ihrem Aussehen Menschen, sind aber immer von Schatten umgeben. Außerdem verändern sie sich je nach Umgebung. Wenn sie unter Menschen leben, werden die Schatten unsichtbar. Wenn sie unter Midia leben, übernehmen sie physische Eigenschaften. Wenn sie sterben, verwandeln sie sich ihre Körper in diese Steine. Solange sie intakt sind, können sie nach einer Weile zurückkehren. Werden sie zerstört..." Eironn stoppte in seiner Erklärung und legte den Stein zurück. "Es gibt überall in der Welt Ruhestätten für Dämonen. Ich nehme an, sie haben eine der größeren gefunden."
"Und die Steine zerstört, um den Weg zurück zu finden. Ich kenne es nur, dass die Steine für Schmuck verwendet werden." Bär, die rechte Hand des Werwolfanführers, drehte einen blauen Kristall in seiner Hand. Nachdenklich und traurig wirkte sein Blick dabei. "Es gibt auch das Gerücht, dass die Bruchstücke trotz des Verlusts ihrer Aufgabe wieder zueinander finden."
Fenr, der neben Kara lag, hob den Kopf kurz und brummte. Eironn übersetzte: "Gerüchte. Keine Wahrheiten. Tot bleibt tot."
"Oh. Und jetzt?" Kara sah auf die Bruchstücke und dachte an das verlorene Leben, das zwischen ihnen ruhte. Hunderte Wesen, die sie zwar noch nie gesehen hatte, aber die dennoch einen Platz in dieser Welt hatten. Und ihn wieder hätten besetzen können, wären nicht Jäger so böse gewesen und hätten sie ermordet.
Eine Weile schwieg die Gruppe. Leises Knurren verriet, dass zumindest der Wanderwolf mit den anderen sprach, auch wenn Kara sie nicht verstand.
"Wir begraben sie." Eironn sah in Richtung der Höhle. "Ich lasse sie einstürzen, dann können sie wirklich friedlich ruhen. Danach sollten wir weiterziehen."
"Tu das. Aber die Reise sollten wir verzögern.", brummte Bär und steckte seinen Kristall weg. "Mich stört es nicht, wenn du in dieser Form ohne Kleidung herumläufst, bei deiner Gefährtin bin ich mir nicht sicher." Er grinste. "Außerdem gibt es genug ungebundene Wölfe, die trotz ihrer Anwesenheit Interesse an dir zeigen."
Der Magier seufzte. "Das habe ich bemerkt. Gut, dann muss ich mir neue Sachen kaufen. Ich werde ein paar Tage unterwegs sein. Die nächste Stadt liegt nicht am Ende der Schlucht."
"Gut, dann ist das entschieden." Knurr schob die Blutsteinstücke auf ein Tuch zusammen und stand auf. "Verabschiede dich, bevor du gehst.", rief er noch und machte sich auf den Weg zur Höhle. Bär folgte Fenr zurück zu den Rudeln. Vermutlich um die Entscheidungen weiter zu geben.

"Darf ich mit?" Kara zupfte wie ein Kind an seiner Decke, nicht ohne einen prüfenden Blick um sie herum. Es war nicht so, dass sie den Werwölfen nicht mehr vertraute. Es war die Sorge, ob sie den nächsten Angriff eines Wolfs überleben würde. "Davon abgesehen, dass ich nicht schon wieder allein bleiben will, kannst du nicht nackt in eine Menschenstadt spazieren. Ich leihe dir meine Ersatzhose. Außerdem brauche ich auch noch etwas. Der Weg wird nämlich schwerer und..."
"Wenn du möchtest.", unterbrach der Magier und lächelte. "Ich werde dich nicht aufhalten." Er prüfte den Himmel. "Vielleicht bringt uns Sonne näher ran. Dann kommen wir zur nächsten Mittagszeit an. Aber..." Und damit sah er ernst zu ihr. "Es kann gefährlich werden. Das muss dir bewusst sein."

MidiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt