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Die nächste Rast machten sie erst, als es bereits Nacht war. Die Pferde waren langsamer geworden und hatten sie nur noch widerwillig zu einem Bach geführt. Er floss durch ein kleines Wäldchen, welches sie auch vor fremden Blicken schützte.
Kara streckte sich und klagte über ihre schmerzenden Knochen. In den Wochen auf Sonnes Rücken hatte ihr Körper nie so geschmerzt.
"Pferde sind keine Wölfe.", hatte Eironn lachend erklärt und ein Blatt von einem Baum gepflückt. Im nächsten Moment hielt er einen Becher in der Hand und schöpfte sich Wasser.
Seine Begleitung ließ sich einfach an den nächsten Baum sinken und schloss die Augen. Wann war reiten je so anstrengend?

"Nicht schlafen. Noch nicht." Der Magier hielt ihr den Becher hin. Als Kara ihn angenommen und getrunken hatte, setzte er sich neben sie. Er legte seine Arme um sie, und zog sie an sich heran. Dann nahm er ihre Hände. "Lass uns noch einmal versuchen, die Verbindung herzustellen. Wir können die Zeit nutzen, damit du lernst mit ihr umzugehen."
"Du... begleitest mich wieder?"
"Ja. Aber auch diesmal werde ich nur eingreifen, wenn es nötig ist."
Kara nickte und hielt ihn fest. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich auf sich selbst und ihre Magie und wieder erschien sie vor dem See in ihrem Inneren. Im Gegensatz zu den eigenen Versuchen - nach der Blockade - erschien er wieder ruhig und glatt, wie bei ihrem ersten Versuch. Und er war nicht zugefroren.
"Verbinden.", flüsterte sie leise und kniete sich ans Ufer. Ihre Hand tauchte sie in die flüssige Energie. "Und jetzt?"

"Willst du die Verbindung? Akzeptierst du die Magie, als ein Teil deiner selbst?" Über der Oberfläche war eine Gestalt aufgetaucht. Sie sah ihr ähnlich, war nur durchscheinender und schien... älter. Und wesentlicher schöner, als das Original. "Oder zweifelst du wieder an deiner Eignung? Lehnst diesen Teil deiner Selbst ab?"
Die Gestalt starrte sie aus goldenen Augen an, doch Kara zwang sich stand zu halten. "Ich akzeptiere die Magie. Ich bin eine Magierin."
Die Magieversion verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. "Noch nicht. Aber der erste Schritt ist getan." Sie hob die Hand, da riss Kara die Augen auf. Sie war wieder im Wald, lehnte an dem Magier, der fast nachdenklich über ihre Finger strich.

"Geschafft.", bestätigte er, ließ aber nur eine Hand los. "Dann kommen wir zu den Regeln." Er zupfte ein Blatt von einem niedrigen Ast. "Magie wird nur durch die eigene Energiemenge und Vorstellungskraft begrenzt. Zaubersprüche gibt es nicht. Gleichzeitig kann ein unbedarfter Gedanke großen Schaden anrichten. Wenn die Energie aufgebraucht ist, tritt der Magier in einen Ruhemodus ein. Dann ist er leicht angreifbar. Energie kann eingespart werden, wenn man sich die Geister zu nutze macht. Und es ist nicht, unter keinen Umständen, möglich, Lebewesen zu erschaffen. Nun zur Demonstration." Das Blatt färbte sich silbern. "So kommt man an Geld. Man muss es nur noch verkaufen. Den Ruhemodus hast du schon gesehen." Eironn holte ein zweites Blatt und reichte es weiter. "Versuch es. Ein Blatt aus reinem Silber."
"Silber..." Kara konzentrierte sich auf das Blatt in ihrer Hand. Stellte sich vor, wie aus den Zellen edles Metall wurde, doch es veränderte sich nichts.
Sie versuchte es anders. Stellte sich genauer vor, wie es die Farbe und Oberfläche veränderte und in ihren Fingern veränderte sich das Blatt.
"Fast." Eironn nahm ihr Ergebnis an sich und zerdrückte es in einer Hand. Die Reste hielt er ihr hin. Das Blatt war nur mit Silber überzogen. Im Inneren war es noch deutlich grün. "Aber wir haben Zeit. Schlaf, dann denk morgen über einen anderen Weg nach."
"Besser so." Sie gähnte lang und lehnte den Kopf an seine Schulter. Bedacht, keine der Wunden zu berühren. Diese Position war keine Lösung auf Dauer, aber für den Moment fühlte sie sich sehr sicher und beschützt. "Hältst du Wache?"
"Die Pferde wechseln sich ab." Der Magier zog sie mit sich zu Boden. Diese Position war nicht weniger unbequem, doch sie spürte Wärme durch die Erde fließen.
"Was machst du...?"
"Die Umgebung nutzen." Eironn schloss die Arme um sie, während unter ihnen Blätter aus dem Boden brachen und ihren Schlafplatz doch etwas bequemer machten. "Es stört dich doch nicht, oder? Ich... glaube einfach das erleichtert es mir gerade, Ruhe zu finden.", flüsterte er leise.
Kara nickte, ungesehen lächelte sie und fiel in Eironns Armen schnell in einen ruhigen Schlaf.

MidiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt