14

9 1 0
                                    

Eironn
Kara verkrampfte sich plötzlich. Ihr Körper zuckte, ihre Atmung stockte.
"Verflucht." Eironn drückte sie zurück auf ihr Lager, als sie den Kopf nach hinten und die Augen aufriss. Sie waren verdreht. Er wusste sofort, was passiert war, hatte es schon zu oft gesehen. Die Folgen konnten schlimmer als der Tod sein, also musste er eingreifen. Schnell legte er ihr die Hand auf die Stirn. Magie floss in sie hinein, wie schon bei der Segnung und der Krampf hörte auf. Schlapp fiel sie zurück, den Kopf zur Seite gedreht, die Augen wieder geschlossen.
Ihre Angst hatte ihre Magie reagieren lassen. Eigentlich etwas, dass die Verbindung zwischen ihnen verhindern sollte.
Der Magier lehnte sich zurück, dann ging er zur Tür. Biene wartete davor. Knurr hatte sie wohl als Hilfe abgestellt. "Du musst mir helfen. Kommst du bitte rein?", bat er, was die Wölfin ihn irritiert ansehen, dann jedoch eintreten ließ.
Als ihr Blick auf die Magierin fiel erschreckte sie sich sichtlich, eilte im gleichen Moment jedoch zu ihr und nahm ihre Hand. "Was ist passiert?"
"Ihre Magie hat sich gegen sie gewandt. Sie schläft momentan, aber du müsstest bei ihr bleiben. Ich lasse sie nur ungern allein, aber ich muss sofort mit Knurr sprechen."
"Natürlich. Ist doch meine Aufgabe. Armes Ding.", stimmte sie schnell zu und drückte ihre Hand. Fraglich, ob die Magierin überhaupt etwas bemerkte. Ein Schlafzwang schränkte die Wahrnehmung stark ein.
"Danke. Ich versuche mich zu beeilen."

Damit verließ Eironn die Hütte und sog frische Luft in die Lungen. Er hatte Sorge um sie, doch es fühlte sich anders an, als bei allen Magiern zuvor. Auf seinem Weg zum Trainingsplatz dachte er über ihre erste Begegnung nach. Sie hatte sich in einen Baum gesetzt, mit einem Stück Kohle etwas auf eine Rinde gezeichnet. Erst hatte er sie beobachtet, als es später wurde war er ihr gefolgt und hatte das versteckte Rindenstück an sich genommen. Er wollte es zerstören, falls es den Weg zu den Wölfen zeigte. Das Bild faszinierte ihn jedoch dann zu sehr. Sie hatte die Wölfe gezeichnet, die auf der Wiese gespielt hatten. Obwohl sie unter Jägern lebte, hatte sie nichts von ihnen. Der Grund, warum er sie mit zum Rudel genommen hatte - aber nicht der, warum er ihr seinen Namen gesagt hatte...

"Knurr!" Er trat zu dem Anführer, der gerade in ein leises Gespräch mit einem Krieger vertieft war und zog die Aufmerksamkeit auf sich. "Wir müssen reden. Es ist wichtig." Unruhig spielte er mit dem Kristall in seiner Tasche.
"So wichtig?" Der Anführer musterte ihn unsicher.
"Kara. Sie ist keine Seele."
Bevor Knurr etwas erwidern konnte, trat sein Gesprächspartner dazwischen. "Sie ist die einzige, die es sein kann. Ich habe es gespürt. Sie bleibt hier."
"Sie bleibt nicht hier, Bär." Der Magier schüttelte entschuldigend den Kopf. Den verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht des Wolfs ignorierte er gekonnt und zog den Kristall hervor. "Deine Seele ist gefallen. Wie kann ich dir gleich berichten. Aber erst ist wichtig, dass ihr Kara sagt, dass es ein Fehler war. In ihrer Angst vor euch hat sich ihre Magie gerade gegen sie gewandt."
"Ist sie verletzt?" Knurr klang ehrlich besorgt, während Bär nur auf den Kristall in seiner Hand starrte. Jetzt musste auch Knurrs rechte Hand etwas verarbeiten.
"Sie schläft.", kürzte er ab. "Biene achtet auf sie."
Der Anführer nickte. "Ihre Angst kommt nicht nur von Bärs Gefühl, oder? Sie war immerhin eine Jägerin."
"Sie lebte unter ihnen, aber sie ist keine davon. Ich habe sie lange beobachtet, während wir in ihrer Nähe lagerten. Sie führte sie nie zu Verstecken, mied ihre Feste und auch den Rest der Gruppe. Als sie mich vor ihnen warnte, gab ich es sofort an die umliegenden Gruppen weiter, bevor ich sie zum Rudel brachte. Nur eines hat einen Welpen verloren."
"Du bist dir sicher, dass die Jäger nicht ihrer Spur folgen. Wir wissen, wie gefährlich sie sind."
"Es kann niemand folgen." Eironn ballte die Hand zur Faust. "Es lebt niemand mehr. In der gleichen Nacht bin ich zurückgegangen. Es gibt auch keine Leichen oder Spuren ihres Lagers."
Der Anführer senkte den Kopf. "Bär. Lass uns bitte allein. Das ist jetzt privat."
Der zweite Wolf zog sich zurück, kurz darauf aktivierte sich ein Kreis zu ihren Füßen, der die beiden Männer einschloss. "Du hast dich verändert. Es gab Zeiten, da hast du versucht mit ihnen zu sprechen."
"Sinnlose Energieverschwendung. Ich bin nur froh, dass Dot und Tura auf meiner Seite sind."
"Haben die Götter also doch vor, etwas zu ändern."
"Mehr unsere Fehler zu korrigieren. Jahra ist bereits in Haft. Es werden keine Gebete der Menschen mehr erhört. Inzwischen sammeln wir nur noch die zweiten Seelen. Aber auch das braucht Zeit."
"Und welche Rolle spielt sie? Du hast ihr nicht diesen Namen genannt, damit sie sich besonders fühlt."
Eironn senkte den Blick. "Ich weiß nicht. Es schien in diesem Moment einfach richtig. Trotzdem fühlt es sich noch falsch an, ihr nicht die ganze Wahrheit zu sagen."
"Du findest die richtige Lösung schon." Knurr grinste. "Bei uns seid ihr zwei immer willkommen, Ira."

MidiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt