Ein Berg erhob sich vor ihnen. Nicht der aus der Wegbeschreibung der Göttin. Er war höher, der Gipfel lag in den Wolken. "Bitte sei vorsichtig.", bat der Magier und verwandelte sich zurück. Einen Moment blieb er auf dem Boden sitzen und atmete schwer.
"Sei du vorsichtig. Du hast wieder nicht genug Energie." Kara zog ihn hoch, stütze ihn, so gut es ging und betrat gemeinsam die kleine Höhle.
"Das meine ich nicht. Nur weil Lia und ich auf deiner Seite stehen..." Er unterbrach und musste sich zusätzlich an der nahen Wand halten. "Ich weiß nicht, wie die anderen reagieren."
"Ich bleibe in deiner Nähe." Langsamer gingen sie weiter. Es wurde dunkler, der Gang schien enger zu werden. Irgendwann stießen sie jedoch an eine Wand. Überrascht stolperte Kara einen Schritt zurück.
"Der Eingang." Leises klopfen auf Stein erfüllte den Gang, worauf die Wand in ein Muster aus Licht getaucht wurde. Sie verschwand, gab den Blick auf weiteres Licht frei - und die Silhouette einer Person.
"Khaos! Verflucht was wird das?" Die Frau packte ihn am freien Arm und zog ihn sich über die Schulter. "Ich habe von Anfang an gesagt, dass du das lassen sollst."
"Tut mir leid. Aber es war wichtig. Verdammt." Er knickte unter der Stütze der beiden Frauen weg und atmete schwer.
"Bin ich halt später böse." Dunkelrote Augen legten sich auf Kara, bevor die Frau sich in Bewegung setzte. "Du kommst mit.", befahl sie und führte die beiden durch einen hellen weißen Gang. Sie zählte sechs von Nebel verhangene weitere Höhleneingänge. Durch den letzten traten sie ohne Widerstand. Kara verschob ihr Staunen über den Wald dahinter auf später, als ihre Begleitung auf einen Pavillon zuhielt. Hinter feinen, halb durchsichtigen Vorhängen erwartete sie ein kleiner Raum. Auf das einzige Bett hievte sie Eironn allein."Ich hole die anderen. Du bleibst hier." Wieder war der Befehlston an Kara gerichtet. Nicht, dass diese etwas gegen die Göttin sagte.
"Eironn? Wird es besser?" Sie stellte sich an das Bett und nahm seine Hand. Wenn es ihm schlechter ging, nur weil er sie beschützt hatte könnte sie es sich nicht so leicht verzeihen.
"Langsam. Aber es hilft." Er drehte den Kopf zu ihr. "Hab keine Angst vor Tura. Sie ist nur so, weil sie sich Sorgen macht."
"Sorgen um dich. Und meinetwegen bist du in dieser Situation. Wäre es besser gewesen, ich wäre bei den Pferden geblieben?"
"Das hätte nichts gebracht. Kara, ich habe etwas an deinem Vater gespürt, als er bei mir war. Etwas, das dir ähnelt. Ich glaube, dein Vater ist selbst ein Magier. Und er ist es, der dich verfolgt. Es wurde mir erst klar, als du von der Begegnung mit Jahra erzählt hast."
"Was meinst du? Doch nicht, dass dieser Jahra..." Wenn der auch Magier schaffen konnte...
"Ich bin mir nicht ganz sicher. Aber ich weiß, egal wohin wir gegangen wären, die Jäger waren nur ein paar Schritte hinter uns gewesen.""Du hast ständig recht. Das nervt." Tura trat wieder an das Bett, hinter ihr Kahlia und eine Frau in schwarz. Deren Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf eine durchsichtige Scheibe in ihren Händen.
"Nicht ständig. Bei Jahra und den Menschen habe ich mich geirrt."
"Ach Khaos." Kahlia setzte sich auf die Bettkante und nahm seine Hand. Besorgt sah sie ihn an. "Jeder macht Fehler. Aber was den Menschen angeht hast du wieder recht."
"Ja, der ist definitiv gefährlich." Die Göttin in schwarz, aus ihrem Haar sprossen zusätzlich schwarze Federn, sah nicht von ihrer Scheibe auf, trotzdem spürte Kara ihren Blick auf sich. "Aber wir haben seine Tochter. Vielleicht..."
"Kara ist kein Druckmittel!" Er hustete und schloss erschöpft die Augen.
"Außerdem würde ihn das nicht von seiner Jagd abbringen. Kara ist ein Werkzeug für ihn, nichts weiter." Die Mondgöttin lächelte sie an. "Du kannst natürlich bleiben. Und Dot wird dich nicht als Druckmittel gebrauchen."
"Trotzdem haben wir jetzt eine Sterbliche hier. Denkt ihr, Nimean und Vymi nehmen das einfach so hin. Wir können sie nicht mal gehen lassen, ohne Gefahr zu laufen, dass sie sich verplappert."
"Darum bleibt sie doch. Außerdem hat Khaos sicher etwas dagegen, wenn du sie davon jagst." Kahlia stand auf. "Wir unterhalten uns mit den anderen. Scheint, als müssten wir einige Pläne nach vorn ziehen. Tura, kannst du dich um das weitere Einsammeln der zweiten Seelen kümmern? Du dürftest weniger Probleme unter den Menschen haben."
"Schön." Genervt stampfte die Göttin auf und stapfte davon. Die Schwarze sah kurz auf. "Ich sammle mal die anderen zwei ein. Eine Stunde? Und du überlegst dir einen guten Plan."
"Sicher." Die Todesgöttin löste sich in schwarze Schatten auf, bevor sich Kahlia wieder an Kara wandte: "Du passt bitte gut auf Khaos auf, ja?"
Kara konnte nur noch nicken, da war die letzte Göttin auch schon verschwunden."Ich brauche nur etwas Ruhe.", lenkte Eironn ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich. "Bleibst du in meiner Nähe?"
"Natürlich, Ei... Khaos."
"Eironn ist gut. Du hast ihn die ganze Zeit benutzt." Damit schloss er die Augen, seine Atmung wurde flach und er schlief ein.

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Midia
FantasyNach der Zerstörung ihrer eigenen Welt musste die Menschheit in eine andere fliehen. Zurückgeworfen in die Anfänge der Zivilisation erinnern nicht einmal mehr Legenden an eine andere Zeit. Kara wurde in diese Welt geboren, die die Menschen den urspr...