Aufrichtigkeit

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„Warte! Hat Sie das denn freiwillig gemacht?! Oder hast du dich in ihren Kopf geschlichen?" fragst du aufgebracht.

Mit den letzten Worten erreichst du seinem rechten Ärmel und ziehst ihn nach hinten, er dreht sich wütend zu dir um.

„Macht das einen Unterschied?"

„Ich wusste es! Wir waren uns doch einig, dass wir..."

„Ich war nicht in deinem Kopf. Von anderen war nie die Rede. Und wenn es um solche...unüberlegten Plänen geht, dann sei froh das ich es weiß." knurrte er und packte nun dein Handgelenk.

„Ich wollte dich nur beschützen!"

„Mich? Hast du Fieber?" blaffte er.

„Vor dir selbst!" fauchst du zurück.

Seine Miene verfinsterte sich nurnoch mehr.

Ein Starrwettbewerb begann, den du nach wenigen Sekunden verlierst.

„Setz dich." brummte er und ging in dem kleinen Raum zu einem bestuhlten Tisch. Das Mobiliar schien definitiv in die Jahre gekommenen zu sein.

„Was ist das für ein Raum?" fragst du stutzig, ehe du langsam zum Stuhl gehst, den er dir zurück gesetzt hatte.

„Das war einst...mein Büro. Als ich hier als Lehrer angefangen habe...Setz. Dich." erklärt er ungeduldig.

„Was machen wir hier?" du verschränkst die Arme und setzt dich schließlich.

Er nahm sich den anderen Stuhl und setzt sich direkt gegenüber, dabei zog er sich so weit vor, dass eure Knie sich berühren konnten.

„Sieh mich an..." bat er dich zu deiner Verwunderung sanft.

Dein Blick galt deinen zusammengepressten Beinen, deren Füße auf und ab wippten. Langsam sahst du zu ihm auf und er nahm zärtlich deine Hände in seine.

„Sev..." gerührt von seiner Gestik sahst du ihn erstaunt an.

„Du trägst eine große Bürde, die ich dir gerne abnehmen möchte, was ich bedauerlicherweise nicht kann..." fing er mit rauer Stimme an und sah dir ernst in die Augen.

Du nickst langsam.

„Doch dir weitere davon aufzulasten, ist keine Lösung. Der dunkle Lord sollte dein einziges Problem sein, du musst darauf fokussiert bleiben. Igor...überlässt du mir."

„Ich wollte doch nur..." flüsterst du und senkst deinen Kopf.

Er lachte leise in sich hinein und zog dich an sich, eine wohlige Gänsehaut überkam dich dabei.

„Du willst mich beschützen? Das ist wirklich... süß." stellte er leicht belustigt fest.

„Lachst du über mich?" fragst du mit belegter Stimme.

„Nein. Aber du solltest mir zutrauen, dass ich weiß wie vorzugehen ist. Igor hat mir nichts entgegen zu bringen."

„Das weiß ich! Ich will nicht, dass du ihn unbedacht umbringst, nur weil er mir zu nahe kam!" antwortest du hastig.

Er schwieg einige Sekunden bevor er dich an den Schultern fasste und dich von ihm weg zog, sodass er dich ansehen konnte.

„Hast du mir noch etwas verschwiegen?" fragte er unerfreut.

„N-nein. Es war nur die Sache...auf dem Balkon. Er hat sich wie gesagt entschuldigt, allerdings..."

„Allerdings was?!"

„Bitte werde nicht böse..."

Er schnaufte deutlich auf.

„Du wirst mir jetzt erzählen, was passiert ist!"

„Siehst du genau das wollte ich verhindern! Das du dich aufregst und nachher einen schwerwiegenden Fehler begehst!"

„y/n!" brummte er und gab dir deutlich zu verstehen, endlich darüber zu sprechen.

„Er...hat mich nicht angefasst. Doch er hat mir den Weg abgeschnitten...er schien daran Freude zuhaben, mich in die Ecke zu drängen."

Vorsichtig sahst du auf und sahst in zornige dunkle Augen, die dich anstarrten.

„Natürlich hat er daran Freude. Er schien zu wissen, dass du mir nichts davon sagst. Woher kommt...das? Ich sag es dir, es scheint offensichtlich zu sein!" keift er verärgert und steht auf.

„Was meinst du?!"

„Ich bin dein Partner, ich bin in deinem Team! Also lass es endlich zu, dass ich das regel. Du musst mir nichts beweisen."

„D...das..."

Hatte er einen wunden Punkt getroffen? Ja, du spürtest ein Stechen in der Magengrube. Du wolltest beweisen, dass du nicht hilflos warst. Du wolltest alleine deine Probleme regeln können.

„Es ist nicht dein Problem, sondern unsers." antwortete Severus langsam auf deine Gedanken.

Du sahst ihn erstaunt an, gerade als du ihn dafür ausschimpfen wolltest doch in deinem Kopf zu sein, machte sich ein warmes Gefühl in deiner Brust breit.

Seine Worte jagte dir ein wohliges Gefühl ein, welches deinen Körper schwach werden ließ.

„Entschuldige...du sprichst darüber nicht offen. Ich musste wissen, warum du so stur bist...es kommt mir vor als würdest du gegen mich ankämpfen. Gegen meine....Fürsorge, ist dem so?"

„Nein....ja. Ach ich weiß es nicht, okay? Ich möchte nur nicht kontrolliert werden von dir! Das wurde ich mein Leben lang!"

„Ich bin nicht Charles. Wie du selbst bereits sagtest, ich bin nicht dein Vater. Aber ich bin dein Mann und sollte ich sehen das du bildlich von einer Klippe springst, weil du dies für klug und mutig hältst...dann verhindere ich das gewiss."

Du sahst ihn mit geweiteten Augen an, in denen sich Tränen bildeten.

„Das ist nur deine Vergangenheit...ich versuche nicht dich klein zu halten. Ich wünschte du könntest das endlich sehen." erklärte er dir leise.

Seine Stimme war so sachte wie flüssiger Honig, der sich langsam über dein Herz legte. Jeder Zweifel, jede Wut darüber wie du sein Verhalten gedeutet hattest, verflog. Du konntest dich nicht daran erinnern, einmal so geliebt worden zu sein. Es ging ihm nicht um sich oder um Macht über dich.
Es ging ihm vollends um dein Wohlergehen. Gegen das du wie ein sturer Esel angekämpft hast, nur um dich vor alten Mustern zu schützen.

„Ich weiß nicht was ich sagen soll..." schluchzt du auf und brichst in Tränen aus, du spürtest seine Arme die dich fest in eine Umarmung drückten.

„Sag, dass du mir vertraust." hauchte er dir ins Ohr und strich dein Haar zurück. Seine Lippen legte er auf dein Ohrläppchen.

„Ich vertraue dir..." gabst du leise von dir und klammerst dich fest an ihn, er gab dir währenddessen einen festen Kuss und wanderte zu deiner Stirn.

„Dein Problem ist mein Problem, Engel. Es gibt kein du oder ich mehr, es gibt nurnoch uns. Ich war auch...zu lange alleine." seine Stimme versagte zum Ende kurzweilig.

Auch für ihn war dies ein emotionaler Moment. Seine eiserne Mauer des Selbstschutzes bröckelte ebenfalls, um auch dich vollends hinein zu lassen.

Dunkle Verbindung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt