Rasende Eifersucht

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„Da draußen ist jemand!", Rons Stimme riss Jocelyn abrupt aus dem Schlaf. Keuchend fuhr sie nach oben und versuchte eilig, sich aus ihrem Schlafsack zu befreien.
Im dunklen Zelt brach schlagartig Chaos aus. Harry stürzte zum Zeltausgang, den Zauberstab bereits erhoben, während er sich noch hastig die Brille anzog, und auch Hermine griff mit bleichem, verängstigtem Gesicht nach ihrem Zauberstab.
„Warte, Harry!", rief sie. Jocelyn trat ein paar Sekunden nach ihr aus dem Zelt und stieß fast gegen die braunhaarige Gryffindor, die urplötzlich stehen geblieben war. Jocelyn war ihr so nah, dass sie die Anspannung in ihrem Körper spüren konnte. Es brauchte kurz, bis Jocelyn sah, was Hermine so zum Erstarren gebracht hatte.
Einige Meter von ihnen entfernt stand eine Gestalt. Es war ein absolut beängstigender Anblick, da die Gestalt in ihre Richtung zu schauen schien, den Zauberstab in der Hand. Jocelyn zwang sich dazu, tief durchzuatmen, um der Panik in ihrer Brust entgegenzuwirken. „Wir sind doch sicher hinter unseren Schutzzaubern, nicht?", flüstert sie Hermine zu. Diese blickte sie kurz mit großen, angstvollen Augen an. „Ehrlich gesagt, bin ich mir da nicht so sicher. Ich weiß nicht, wie stark unsere Schutzbarriere wirklich ist."
„Kann sie Flüche abfangen? Denn ich glaube, dass...", Jocelyns zitternde Stimme wurde von einem lauten Zischhh unterbrochen, als der Fluch, den die dunkle Gestalt in ihre Richtung geschleudert hatte, mit einem lauten Zischgeräusch gegen den Schutzwall krachte.
Ihr entwich ein erschrockener Laut und Ron machte vor Schreck einen Satz zurück.
„Wir sollten verschwinden", sagte Hermine und die Dringlichkeit in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „SOFORT, Harry!", schrie sie, als der nächste Fluch gegen den Schutzwall krachte.
Doch bevor einer von ihnen noch irgendetwas tun konnte, war Harry nach vorne gestürzt – direkt durch den Schutzwall hindurch.

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Als Harry durch die unsichtbare Barriere trat, fühlte es sich an, als würde er durch kalten Nebel laufen. „Petrificus Totalus!", schrie Harry und richtete seinen Zauberstab auf die dunkle Gestalt ein paar Meter vor ihm. Er sah, wie sie zu Boden fiel. Während er sich hastig umsah, machte er einige Schritte nach vorne, bis er die am Boden liegende Gestalt erreicht hatte. „Lumos", murmelte er und richtete die Spitze seines Zauberstabs auf den Boden.
Scharf atmete er ein.
Du?", er spuckte das Wort beinahe aus.
Mit hasserfülltem Blick starrte Draco Malfoy zu ihm nach oben. Abfällig musterte Harry den blondhaarigen Slytherin, sein feines, weißes Hemd, den schicken schwarzen Umhang. Er hasste alles an ihm.
Ein Schlenkern seines Zauberstabs und einige gemurmelte Worte bewirkten, dass sich aus Harrys Zauberstab urplötzlich Seile wie Schlangen wandten und sich um den Körper von Malfoy wickelten. Erst dann löste er den Ganzkörperklammerfluch von ihm.
„Und, wo ist der Rest deiner Sippe? Bist du ganz ohne Verstärkung hier? Oder lauern da noch ein paar Todesser hinter den Bäumen?", sagte Harry mit verengten Augen, während er nervös den dunklen Wald um sich herum musterte.
Draco stieß ein paar äußerst derbe Flüche hervor, die unter anderem die Worte „dreckiger Blutsverräter" beinhalteten.
„Mach mich sofort los, Potter", zischte er dann wutentbrannt.
„Damit du mich verfluchen und wie ein verschnürtes Geschenk den Todessern überreichen kannst? So, wie du es mit Jocelyn gemacht hast?"
Harry sah, dass Malfoy zusammenzuckte.
Wo ist sie?", fauchte er. „Ich schwöre dir, Potter, wenn ihr etwas passiert ist..."
„Draco?", hörte Harry da plötzlich eine leise, unsichere Stimme hinter sich. Er schloss für einen Moment die Augen. Wusste, was nun kommen würde.
Er spürte, wie Jocelyn neben ihn trat und selbst in dieser Situation registrierte er, wie sehr sein Körper auf ihre Nähe reagierte, dass sein Herzschlag sich noch mehr beschleunigte, die Härchen an seinen Armen sich aufrichteten. Er blickte sie von der Seite an, doch sie hatte nur Augen für Malfoy.
„Lass ihn frei, Harry", sagte sie, ohne ihn überhaupt anzuschauen. Ihr Blick war auf den blondhaarigen Slytherin geheftet, der sie seinerseits anstarrte.
„Sei vorsichtig", entwich es Harry, als Jocelyn nach vorne treten wollte. Sie musterte kurz seine Hand, die ihren Oberarm umschloss und er ließ sie langsam los, während er hinzufügte: „Denk daran, dass er dich schon mal Voldemort ausgeliefert hat".
„Mach es!", stieß sie hervor, ohne auf seine Worte einzugehen. Doch er hatte gesehen, wie sie bei der Erinnerung an Malfoys Verrat kaum merklich zurückgezuckt war.
Seufzend hob Harry den Zauberstab und die Seile fielen ab von Malfoy. Er kam blitzschnell auf die Beine und es wurmte Harry, wie elegant er dabei aussah, wie geschmeidig die Bewegung war, mit der er sein Zauberstab vom Boden aufhob und-
„Expelliarmus", Jocelyn richtete ihren Zauberstab blitzschnell auf Malfoy und fing seinen Zauberstab mit einer geschickten Bewegung ihrer Hand in der Luft auf.
„Was-", fing Malfoy an, doch sie unterbrach ihn, indem sie ihren Zauberstab auf ihn richtete. Harry sah, wie sehr ihre Hand bebte.
„Woher weiß ich, dass du nicht noch unter dem Imperius stehst?", wollte sie wissen. Ihre Stimme bebte dabei ebenso stark wie ihre Hand mit dem Zauberstab.
Insgeheim beglückwünschte Harry sie dafür, dass sie Malfoy mit Misstrauen begegnete. Er hatte schon befürchtet, sie würde ihm direkt in die Arme fallen.
„Tue ich nicht", erwiderte Malfoy finster. Seine Lippen bildeten einen schmalen Strich. „Mutter hat ihn von mir genommen und mir meine Erinnerungen zurückgegeben."
„Wieso hätte sie das tun sollen?", fragte Jocelyn und in ihre Stimme mischte sich Zweifel.
„Weil ich ihr keine andere Wahl gelassen habe", zischte Draco.
Jocelyn ließ den Zauberstab nicht sinken. Sekundenlang starrten sie und Malfoy sich schweigend an.
„Bist du allein hier?", fragte sie schließlich.
„Ja!", erwiderte Draco mit gereizter Stimme. „Bist du bald fertig mit deinem Verhör, Fortescue?"
„Woher weißt du, dass dir niemand gefolgt ist?", warf Harry ein, der die letzten Sekunden schweigend dabeigestanden und Malfoy mit Argusaugen beobachtet hatte.
„Ich bin nicht dumm, Potter!", blaffte dieser genervt.
„Was ist los?"
Das war Hermines Stimme. Sie war nun auch aus dem Schutz der Barriere getreten und daran, wie Ron ihr atemlos folgte, erkannte Harry, dass er wohl erfolglos versucht hatte, sie davon abzuhalten.
Malfoy sah den beiden finster entgegen. „Ach, wie schön", sagte er höhnisch, „das goldene Trio vereint."
„Was in Merlins Namen macht der hier?", rief Ron wütend aus. „Hast du ihn hergeführt, Fortescue?"
Jocelyn wandte sich wütend zu Ron um und ließ dabei ihren Zauberstab sinken. „Na, klar, Ron! Ich bin vorhin kurz in das Hauptquartier der Todesser spaziert und habe ihm verraten, wo wir uns versteckt halten! Und nebenbei hatte ich noch eine nette Unterredung mit Du-weißt-schon-wem!"
„Schon gut", meinte Harry rasch. „Wir glauben dir."
Im gleichen Moment, in dem Ron „Ach ja?", sagte, wandte Harry sich an Malfoy und verlangte zu wissen: „Wie hast du uns gefunden?"
Malfoy war noch immer damit beschäftigt, Ron höhnisch anzugrinsen. „Malfoy!", bei Harrys wütender Stimme fuhr sein Kopf herum.
„Lokalisierungszauber", sagte er knapp.
„Das ist unmöglich, der Schutzzauber sollte verhindern, dass wir lokalisiert..."
„Nicht euch habe ich lokalisiert, Schlamm...Granger, sondern den hier!", unterbrach sie Malfoy genervt und griff nach Jocelyns Hand. Er hob sie hoch und wies auf den dicken, protzigen Klunker an ihrem Ringfinger.
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Burning DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt