Eiskalte Wut

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Jocelyn wehrte sich mit Händen und Füßen gegen Dolohows Griff, aber es war zwecklos. Mit ihrer zierlichen Statur war sie dem hochgewachsenen Todesser hoffnungslos unterlegen. Er zerrte sie grob mit sich die Eingangsstufen hinauf in Richtung der wuchtigen Haustür von Malfoy Manor. Sollte ich das hier überleben, werde ich den Teufel tun, jemals nochmal einen Fuß über die Türschwelle dieses Hauses zu setzen, schoss es ihr durch den Kopf.
Dolohow schubste sie so heftig ins Innere des Hauses, dass sie das Gleichgewicht verlor und einige Meter über den Boden schlitterte. „Du bist wohl doch nicht so tot, wie dein Bruder alle Welt glauben lassen hat. Oder sollte ich sagen nochnicht?“, zischelte er und kam ihr mit einem diabolischen Glitzern in den Augen hinterher. Sie rutschte hastig zurück, doch mit ein paar wenigen Schritten ragte er über ihr auf und packte sie mit einer blitzartigen Bewegung am Kragen ihres Pullover. Er riss sie vom Boden hoch, als würde sie nicht viel mehr wiegen wie eine Stoffpuppe, und schleifte sie in den Salon. Dort gab er ihr erneut einen Schubser und sie flog unsanft auf den von Scherben übersäten Boden. Eine Scherbe bohrte sich in ihre Handfläche und sie keuchte schmerzerfüllt auf, während sie ein Déjà-vu Gefühl überkam. Einen Moment lang glaubte sie fast, wieder Greyback vor sich kauern zu sehen, aber als sie blinzelte, war da wieder ein hämisch grinsender Dolohow. Doch die Erinnerung an Greyback verlieh ihr Kraft: Sie hatte es geschafft, den bösartigen Werwolf zu überleben, ja, vielmehr hatte sie ihn sogar getötet, als musste sie doch auch Dolohow überstehen.
Als er vor sie trat, erkannte sie ihre Chance und machte blitzschnell eine scherenartige Bewegung mit den Beinen, die Dolohow den Boden unter den Füßen wegriss. Sie sprang auf und rannte auf die Tür zu, als Dolohow ruckartig die Hand ausstreckte und seine Finger um ihr Fußgelenk krallte. Sie kam so heftig auf dem Boden auf, dass ihr für einen Moment die Luft aus den Lungen gedruckt wurde. Vor ihren Augen tanzten kleine Lichtpünktchen und neue Scherben hatten sich durch ihre Kleidung in ihr Fleisch gebohrt. Dolohow kam auf die Beine und gab ein wütendes Knurren von sich. „Du dumme Schlampe! Denkst du wirklich, ich lass dich so leicht entkommen?“
Er trat ihr mit seiner Stiefelspitze hart in die Seite und sie stöhnte schmerzerfüllt auf.
Dann schien er sich wieder an den Zauberstab in seiner Hand zu entsinnen und richtete ihn mit einem bösartigen Ausdruck in den Augen auf sie.
Crucio!“, zischte er und der Schmerz traf sie wie eine Abrissbirne.
Wie aus weiter Ferne hörte sie sich schreien. Sie war gefangen in einem Nebel aus Schmerz und konnte erst wieder klar denken, als Dolohow seinen Zauberstab senkte. Er lachte rau auf und als sie mühsam die Augen aufschlug, sah sie, dass in seinem Gesicht ein Ausdruck von Erregung lag. Offenbar genoss er es, sie leiden zu sehen. Sie richtete sich mühsam auf, weil sie nicht länger schutzlos vor ihm liegen wollte, aber da schnellte sein Fuß schon vor und drückte sie grob zurück auf den Boden. „Wann wirst du endlich einsehen, dass du keine Chance gegen mich hast, du dummes kleines Mädchen?“, zischte er.
Dann hob er erneut den Zauberstab. Sie drehte sich zur Seite, aber der Fluch traf sie trotzdem mit voller Wucht. Während die Schmerzen von Neuem über sie hereinbrachen, bog sie gepeinigt den Rücken durch und erneut drangen Schreie aus ihrem Mund, die so unmenschlich klangen, dass sie kaum glauben konnte, dass sie von ihr stammten.
Sie wusste nicht, wann Dolohow das nächste Mal den Zauberstab wieder senkte, aber es kam ihr vor wie Stunden später.
Sie lag reglos, jeder Teil ihres Körpers schmerzte und sie fand nicht einmal mehr die Kraft, ihre Augen zu öffnen. Am Rande ihres Bewusstseins nahm sie war, dass Dolohow neben ihr in die Knie ging. Die Scherben knirschten unter seinen Schuhsohlen und sein leises Lachen ließ ihre Ohren klingeln.
„So schwach und verletzlich.“, meinte er voller düsteren Freude und seine behandschuhten Finger strichen über ihre Wange. Angeekelt wandte sie den Kopf ab und bei der plötzlichen Bewegung überkam sie Übelkeit.
Grob drehte Dolohow mit der Spitze seines Zauberstabs ihren Kopf zu sich zurück und sie zwang mühsam ihre Augen auf. Sie sah, dass der Todesser den Blick auf unmissverständliche Weise über ihren Körper gleiten ließ und ein Gefühl von Vorahnung überkam sie.
„Du bist ja richtig eingepackt. Wird Zeit, das zu ändern, was?“, wisperte Dolohow mit einem maliziösen Lächeln. Er griff nach dem Saum ihres Kapuzenpullis und sie begann, wild um sich zu schlagen.
Im nächsten Augenblick war der Todesser über ihr und drückte mit einer Hand gewaltvoll ihre Arme nach unten, während seine andere unter ihren Pulli glitt.
Sie schrie auf und versuchte, ihn zu treten, aber er bog grob ihre Beine beiseite und kniete sich darauf. Inzwischen war ihr vor Angst und Ekel kotzübel.
Plötzlich erstarrte Dolohow, sein widerlich heißer Atem ging keuchend neben ihrem Ohr.
Im nächsten Moment wurde ihr klar, warum er innegehalten hatte: Draußen im Eingangsflur war die Haustür geöffnet worden und wenig später waren schwere Schritte auf der Treppe zu hören. Sie öffnete den Mund, um zu schreien, aber Dolohow sah ihr Vorhaben hervor, und presste ihr eine Hand auf den Mund. „Niemand in diesem Haus wird dir helfen, also versuche es gar nicht erst“, zischte er.
Als die Schritte verklungen waren, nahm er die Hand wieder von ihrem Mund und sie presste hervor: „Wenn mir sowieso niemand helfen würde, warum wollen sie dann nicht, dass mich jemand schreien hört?“
Er grinste auf solch eine widerwärtige Weise, dass es sie schauderte. „Weil ich noch ein wenig Zeit mit dir alleine haben will, wenn du verstehst.“, flüsterte er dicht neben ihrem Ohr.
Seine Hand glitt zu ihrem Hosenbund und, wie um seine Worte zu unterstreichen, nestelte er an dem Knopf ihrer Jeans. Sie nutzte den Moment, in dem er abgelenkt war, und riss mit voller Kraft ihr Bein unter ihm hervor und sorgte dafür, dass er das Gleichgewicht verlor. Sie rutschte zurück und rappelte sich dann mühsam auf. Sie griff nach einer der Scherben und gerade als Dolohow ebenfalls auf die Beine gekommen war, rammte sie ihm die Scherbe in die Schulter. Er schrie auf und sie wich zurück, während er mit schmerzverzerrter Miene die Scherbe aus seinem Fleisch zog. Sie trat hinter den umgekippten Glastisch und bewaffnete sich mit einer noch größeren Scherbe.
„Niedlich.“, zischte Dolohow mit Wut verzerrter Miene und kam langsam auf sie zu. „Mit dieser Scherbe willst du mich also aufhalten?“
„Wenn ich sie ihnen in ihr verrottetes Herz ramme, wird ihnen der Hohn schon noch vergehen!“, fauchte Jocelyn hasserfüllt.
Er lachte gackernd und kam unbeirrt näher. „Denkst du wirklich, dass du mich damit töten kannst?“
„Mir reicht es auch, wenn sie blutend auf dem Boden liegen, sie Bastard!“
Seine Miene änderte sich und mit einer abrupten Bewegung sprang er über den umgekippten Glastisch, landete nur wenige Meter von ihr entfernt und schlug ihr die Scherbe aus der Hand.
„Daraus wird wohl nichts mehr.“, sagte er zähnefletschend.

Burning DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt