Burning Darkness

Der Unbrechbare Schwur

Als Jocelyn am nächsten Morgen aufwachte, war sie für einige Sekunden lang orientierungslos. Da drang Stimmengewirr zu ihnen ins Zimmer und ihr fiel schlagartig wieder ein, wo sie sich befanden. Sie registrierte, dass Draco von hinten die Arme um sie geschlungen hatte. Sie spürte seinen warmen Atem in ihrem Nacken und schloss für einen Moment noch einmal die Augen. Draußen redeten immer noch Stimmen wild durcheinander, jemand schrie aufgeregt: „Oh Gott, sind sie das?!", und Draco gab ein unzufriedenes Geräusch von sich. Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren und zog sie noch enger an sich. Sie fühlte die Wärme seines Körpers und seinen beständigen Herzschlag in ihrem Rücken. Das Stimmengewirr senkte sich zu einem aufgeregten Flüstern und mit einem leisen Seufzen gab sie auf, noch einmal einschlafen zu wollen, und wandte sich vorsichtig aus Dracos Umarmung. Sie stand auf und musste sich für einen Moment an der Bettkante festhalten, bis der Raum aufhörte, sich zu drehen. Sie blickte zu Draco zurück und betrachtete einige Augenblicke sein schlafendes Gesicht, bevor sie sich zögerlich vorbeugte und ihre Lippen sanft auf seine Wange drückte. Ihr Herz zog sich unter der Fülle der Emotionen, die über sie hereinbrachen, schmerzhaft zusammen und sie wandte sich hastig ab. Jocelyn ging die wenigen Schritte zur Tür und drehte so leise wie möglich den Türknauf. Dabei bemerkte sie nicht, dass Draco ihr mit seinen grauen Augen folgte. Sie schlüpfte hinaus und drückte die Tür hinter sich ins Schloss. Die Stimmen hatten sich zwischenzeitlich entfernt und sie sah unsicher den Flur hinauf. Schließlich lief sie zögerlich los und folgte den Stimmen bis zu einer halb geöffneten Tür, hinter der die Küche sein musste, in der Jocelyn Sirius damals sitzen gesehen hatte. Mit dieser Erinnerung kam auch noch eine andere auf: Die Erinnerung an die Reaktion der Weasley- Zwillinge, als sie die Küche des Grimmauldplatz betreten hatte. Würden sie wieder so abwertend reagieren, wenn sie nun in den Raum platzen würde? Bestimmt, dachte sie entmutigt. Langsam machte sie auf dem Absatz wieder kehrt, als hinter ihr plötzlich jemand sagte: „Ah, Jocelyn, gut, dass du da bist."
Mrs. Weasley war aus der Küche geeilt und hielt Jocelyn nun zwei Umschläge hin. „Die sind heute angekommen.", sagte sie lächelnd. Jocelyn nahm sie ihr ab und warf einen verwirrten Blick darauf. Erst als sie das Wappen von Hogwarts auf den Umschlägen sah, wurde ihr schlagartig klar, was sie da in den Händen hielt. „Die Prüfungsergebnisse!", sagte sie aufgeregt. Der eine Umschlag war an sie und der andere an Draco adressiert.
„Es gibt in zwanzig Minuten Frühstück. Ich werde für euch mitdecken.", sagte Mrs. Weasley nun.
„Äh, ich glaube nicht, dass das so eine gute Idee ist...", meinte Jocelyn überrumpelt, doch Mrs. Weasley war bereits in die Küche zurückgeeilt.
Sie sah ihr einige Augenblicke stirnrunzelnd hinterher, bis sie sich schließlich wieder an die Ergebnisse erinnerte. Gespannt öffnete sie den Umschlag, auf dem ihr Namen stand, und machte sich dabei auf den Rückweg zu dem Zimmer, in dem sie Draco zurückgelassen hatte.

Miss Jocelyn Fortescue hat folgende Noten erlangt:, las sie.
Zaubertränke: E
Zauberkunst: O
Pflege magischer Geschöpfe: A
Verwandlung: O
Astronomie: A
Arithmantik: A
Kräuterkunde: A
Wahrsagen: M
Geschichte der Zauberei: E
Verteidigung gegen die dunklen Künste: E

Jocelyn war immer langsamer geworden und blieb nun ganz stehen. Sie hatte neun ZAG's erreicht? Fassungslos starrte sie auf das Papier. Wenn ich das Tante Fiona zeige!, dachte Jocelyn aufgeregt. Im selben Moment stockte sie. Ihre Freude wich und hinterließ ein dumpfes Gefühl von Leere in ihr. Wieder einmal vermisste sie die alte Frau so sehr, dass es ihr den Hals zuschnürte. Sie machte die wenigen Schritte bis zu der Tür des Zimmers, welches ihnen zugewiesen worden war, und öffnete sie. Es lag leer vor ihr und eine Sekunde lang packte sie Angst, bevor sie sich selbst zur Vernunft rief. Sicherlich war Draco nur im Badezimmer. Seufzend ließ sie sich aufs Bett fallen und sah sich noch einmal ihre Prüfungsergebnisse an. „Was ist das?", Draco war unbemerkt zurück ins Zimmer gekommen. „Die Prüfungsergebnisse.", erwiderte sie und richtete sich auf. Sie warf ihm seinen Umschlag zu und er fing ihn geschickt mit einer Hand. „Nicht schlecht.", grinste sie. „Verdammt gut.", sagte er großspurig und riss dann den Umschlag auf.
„Für das, dass dir Noten doch eigentlich so egal sind, bist du ja ziemlich gespannt auf deine Ergebnisse.", merkte Jocelyn scherzhaft an.
Er zuckte bloß die Schultern, während er seine Noten überflog. „Und?", fragte Jocelyn schließlich erwartungsvoll.
Er kam zu ihr herüber und ließ sich neben sie aufs Bett fallen. „Was hast du?", fragte er und schnappte sich ihre Ergebnisse. Als er sie ihr wieder zurück gab, war seinem Gesicht nicht zu entnehmen, ob er besser oder schlechter war als sie.
„Jetzt sag schon!", verlangte sie ungeduldig. Mit widerwilliger Miene gab er ihr seine Ergebnisse.