Kämpfe

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Der März ging in den April über und das Wetter machte dem Ruf des Monats alle Ehre: Der Wind peitschte die Äste der Bäume gegen die Fenster und zog durch das Schloss, sorgte dafür, dass die Korridore kalt und ungemütlich wurden und sich niemand länger darin aufhalten wollte. Immer mal wieder brachen reine Sturzbäche vom Himmel herab.
Das nächste Quidditch-Spiel stand an, ein Ereignis, auf das Draco verbissen hin fieberte. Die Tatsache, dass Harry nun Kapitän der Gryffindor- Quiditchmannschaft war, ließ Draco das Spiel nur umso mehr gewinnen wollen.
Es war eine seltsame Stimmung zwischen Draco und Jocelyn, seit sie diesen Streit gehabt hatten. Obwohl Jocelyn Draco versucht hatte klarzumachen, dass es für sie nur ihn gab, hatte das Ganze nicht bewirkt, dass Dracos Hass auf Harry geringer wurde- im Gegenteil. Wann immer sie ihm gemeinsam über den Weg liefen, erdolchten sich die beiden gegenseitig mit Blicken. Es war wie vor einem Gewitter, wenn sich die heiße, trockene Luft immer mehr auflud. Jocelyn fragte sich bange, wann das Gewitter wohl ausbrechen würde.
Heute, es war Mittwoch, war das letzte Training vor dem Spiel am Samstag. Jocelyn saß mit angezogenen Beinen auf einem der hohen Lehnstühle vor dem Kamin und war dankbar um die Wärme, die das Feuer abstrahlte. Draußen heulte lautstark der Wind und Jocelyn war froh, dass sie nicht an Dracos Stelle war und jetzt dort hinaus gehen musste. Sie hatten vorhin ihre letzten Unterrichtsstunden für heute hinter sich gebracht - Zaubertränke - und Jocelyn wusste, dass sie nun eigentlich schon an ihren Hausaufgaben für Verteidigung gegen die dunklen Künste sitzen sollte - Snape hatte sich mal wieder selbst übertroffen in seiner Grausamkeit und ihnen aufgegeben, einen ellenlanger Aufsatz über Unausgesprochene Flüche zu schreiben -, doch sie konnte sich nicht recht aufraffen.
Es war nun fast zwei Wochen her, seit Dumbledore Jocelyn und Harry in sein Büro gerufen hatte. Die zwei Wochen waren vergangen ohne ein Lebenszeichen ihres Bruders, was Jocelyn mit jedem Tag stärker belastete. Seufzend legte Jocelyn die Arme um ihre angezogenen Knie. Der Gemeinschaftsraum war gefüllt mit Schülern, doch da der Großteil damit beschäftigt war, Hausaufgaben zu erledigen, herrschte Stille im Raum, nur hier und da mal unterbrochen von einem geflüsterten Gespräch.
Jocelyn wusste nicht, wie lange sie so verharrte- das Kinn auf die angewinkelten Beine gelegt, die sie mit den Armen umklammerte. Die roten Haare hingen ihr in wilden Locken um das Gesicht herum und versteckten es von den Blicken der anderen Slytherin, worüber sie sehr dankbar war.
Doch irgendwann wurde sie aus ihrer Starre gerissen, als sie registrierte, dass jemand neben sie trat.
Jocelyn hob den Kopf und ihre Augen trafen auf helle, graue Augen, die sie musterten. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.
„Hi.", murmelte Jocelyn und blickte hinauf zu Draco. Er hatte bereits seinen Quidditch-Umhang an und darunter trug er seinen wärmsten Hogwarts-Schulpullover. Das Grün seines Umhangs ließ seine Augen und Haare noch heller erscheinen und Jocelyn spürte ein sehnsüchtiges Ziehen in ihrem Inneren. War es nicht verrückt, sich nach jemandem zu sehnen, der eigentlich in greifbarer Nähe war? Doch immer wieder stieß Jocelyn auf eine Distanz zwischen ihr und dem blonden Slytherin, eine Distanz, die sie sich selbst nicht eingestehen wollten. Sie wusste nicht, wie sie entstanden war oder wie sie es schaffen sollte, die Distanz wieder zu überbrücken.
„Ich gehe jetzt.", sagte Draco und seine Hand berührte kurz ihr Knie, bevor er sie wieder wegzog.
Die kurze Berührung hatte gereicht, um das Ziehen in Jocelyn stärker werden zu lassen, fast schon schmerzhaft. Draco drehte sich um und wollte sich gerade auf den Weg zum Ausgang des Gemeinschaftsraumes machen, als Jocelyn sich selbst rufen hörte: „Draco, warte!"
Der Slytherin drehte sich noch einmal zu ihr um und hob fragend eine Augenbraue. Jocelyn rappelte sich vom Sessel auf und überbrückte den kurzen Abstand zwischen ihnen, bis sie direkt vor Draco stand. Sie hob den Kopf, um ihn anzuschauen und ihre Hand tastete nach seiner. Während sich ihre Finger miteinander verschränkten, murmelte sie: „Was dagegen, wenn ich zuschaue?"
Draco musterte sie zweifelnd.
„Sicher? Es ist ziemlich ungemütlich draußen."
Jocelyn zuckte mit den Schultern.
„Warte auf mich, ich hol' mir nur kurz meinen Umhang!", sagte sie, bevor sie Dracos Hand losließ und eilig in Richtung Mädchenschlafsaal lief.
Als sie zurückkam, in ihren wärmsten Umhang und den grün-silbern gestreiften Slytherin-Schal gehüllt, stand Draco mit dem Rücken zu ihr am Feuer. Als er ihre Schritte hörte, drehte er sich zu ihr um und seine Augen glitten kurz über sie, während sich ein feines Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete. Es ließ Jocelyns Herz fast schon schmerzhaft fest gegen ihre Brust hämmern.

Burning DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt