Die Sonne war gerade aufgegangen und schickte ihre Strahlen durch die großen, bodentiefen Fenster in Narzissa Malfoys Schlafzimmer, als Draco ohne zu klopfen hereintrat. Seine Mutter war bereits wach. Sie saß aufrecht mit dem Rücken zur Tür auf dem großen Doppelbett, um ihre schmalen Schultern hatte sie eine Decke geschlungen. Bei Dracos Hereinkommen fuhr sie herum und Draco konnte kurz einen Blick auf die Angst in ihren Augen erhaschen, bevor diese einer liebevollen Wärme Platz machte. „Draco", sagte seine Mutter überrascht. „Du bist früh auf."
In diesem Zimmer zu sein, das sein Vater und seine Mutter einst zusammen bewohnt hatten, hinterließ ein bitteren Geschmack in Dracos Mund. Noch immer war die Präsenz von Lucius Malfoy in diesem Raum zu spüren. Über dem wuchtigen Lehnsessel in der Ecke hing sogar noch sein schwarzer, samtener Umhang. Draco hatte seine Mutter neulich dabei ertappt, wie sie ihn sich um die Schultern gelegt hatte. Dabei waren ihr stumme Tränen über ihr blasses, schönes Gesicht gelaufen.
„Stimmt es?", die Worte waren aus Dracos Mund, bevor er sich bewusst dafür entschieden hatte, sie auszusprechen.
„Stimmt was, Liebling?", fragte seine Mutter und ein leiser Argwohn mischte sich in ihre sanfte Stimme. Sie stand auf und trat vor ihn. „Was ist denn los? Du wirkst ja völlig aufgebracht. Hast du überhaupt geschlaf-"
„Hast du mein Gedächtnis verändert? Mich mit dem Imperius belegt?", unterbrach Draco sie aufgebracht.
Ihr Blick flackerte, nur eine Millisekunde lang, doch die genügte Draco. Eine tiefe, schwere Erschöpfung bemächtigte sich seiner. Am liebsten hätte er sich auf das Bett sinken lassen, aber er hielt sich aufrecht.
„Wie konntest du nur?", fragte er und seine Stimme klang so schwach, dass ihn Selbsthass durchzuckte. Wenn sein Vater ihn so sehen könnte, so schwach, so gebrochen. Er hätte ihn für seine Schwäche verachtet, noch mehr, als er sich gerade selbst dafür verachtete.
„Liebling, ich weiß nicht wov-"
Wieder unterbrach Draco sie.
„Oh, nein, Mutter, wage es jetzt nicht zu lügen und wage es auch nicht"-, mit einer raschen Bewegung zog er seinen Zauberstab hervor und rief „Accio Zauberstab" und der Zauberstab seiner Mutter flog vom Nachttisch, wo er gelegen hatte, direkt in seine Hand, „mich erneut zu verhexen."
Das Gesicht seiner Mutter wurde hart.
„Du musst dich beruhigen", sagte sie.
„Ich möchte, dass du mir sofort sagst, wieso du das getan hast!"
Wütend fuchtelte er mit den beiden Zauberstäben in seiner Hand herum, ihrem und seinem, und seine Mutter schreckte leicht zurück, als aus ihrem Funken sprühten.
„Weil du vollkommen benebelt warst von deinen Gefühlen für dieses Mädchen!", rief seine Mutter, nun ebenfalls verärgert.
„Dazu hattest du kein Recht!"
„Ich musste es tun, um uns beide zu retten. Du hättest nicht den Mut dazu gehabt, die Entscheidung zu treffen, die getroffen werden musste, mein Sohn."
„Ach ja? Weil ich zu schwach bin, ist es das, was du mir sagen willst?", knurrte Draco und erneut sprühte ihr Zauberstab Funken in seiner Hand.
„Du musst dich beherrschen. Erinnere dich, wo wir hier sind", sagte seine Mutter und ihr Blick huschte nervös zur Tür.
„Ich weiß genau, wo wir sind, Mutter. Ich verstehe nur nicht, wieso du uns hierhergebracht hast. Wir waren in Sicherheit!"
„In Sicherheit", Narzissa spuckte das Wort aus, als wäre es eine Beleidigung. „Ich habe es nicht mehr länger ertragen, von der Gnade dieser Menschen abhängig zu sein. Es war demütigend, es war entwürdigend."
DU LIEST GERADE
Burning Darkness
Fanfiction„Vertraust du mir?" Jocelyn drehte den Kopf, um Draco anzuschauen und ein aufgeregtes Zittern überkam sie, als sie erfolglos versuchte, den unbekannten Ausdruck auf seinem Gesicht zu entziffern. „Ja", flüsterte sie schließlich. Er verzog den Mund...