Verdammter Malfoy-Stolz

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Das Sonnenlicht färbte die Innenseiten von Jocelyns Augenlidern rot. Es war lange her, seit sie in einem richtigen Bett geschlafen hatte und seufzend kuschelte sie sich tiefer in das weiche Kissen. Sie spürte Dracos warmen Körper neben sich unter der Decke und für diesen Moment war alles perfekt. Sie versuchte, ihren schläfrigen und angenehm benommenen Zustand so lange es ging auszukosten. Doch je länger sie wach im Bett lag, desto unruhiger wurde sie. Es war, als wäre ein Anschaltknopf in ihrem Gehirn gedrückt und damit die Maschinerie darin in Gang gesetzt worden, mit der ihr unaufhörlich neue, unschöne Erinnerungen vor Augen gerufen wurden. Sie seufzte erneut und schlug die Augen auf. Leise und vorsichtig setzte sie sich auf und blickte hinüber zu Draco. Der Blondhaarige schlief noch immer. Sein Kopf war im Schlaf zur Seite gerutscht und sein Gesicht lag von ihr abgewandt. Sie fuhr mit den Fingerspitzen sachte über seine wirren, hellblonden Haare, dessen Strähnen ihm in das schlafende Gesicht hingen. Sein nackter Brustkorb hob und senkte sich und kurz wanderte ihr Blick über seinen Oberkörper. Die Decke war ihm im Schlaf tief heruntergerutscht und es zuckte sie in den Fingern, seinen flachen, harten Bauch zu berühren und ihre Hand von dort aus weiter nach unten wandern zu lassen. Mit glühenden Wangen dachte sie an den gestrigen Abend und Hitze durchflutete sie.
Als hätte er ihren Blick auf seiner Haut brennen gespürt, schlug Draco unvermittelt die Augen auf. Das Grau seiner Augen war noch verhangen vor Schläfrigkeit, dennoch war sein Blick so intensiv, dass sie leicht erschauerte. Sie warf ihm ein leichtes, fast schon scheues, Lächeln zu und er streckte eine Hand nach ihr aus. Seine Finger strichen über ihren Unterarm und griffen dann nach ihren. Mit dem Daumen fuhr er über ihre Handknöchel, bevor er sie mit einem Ruck zu sich zog.
Mit einem wohligen Geräusch kam Jocelyn Dracos stummer Aufforderung nach und rutschte unter seine Decke, wo er sie dicht an seinen Körper zog.
Sie lehnte ihren Rücken gegen seine warme, harte Brust und er griff erneut nach ihrer Hand und hauchte ein Kuss auf den Ring an ihrem Finger. Er vergrub mit einem leisen Seufzer sein Gesicht in ihren Haaren. Sie rekelte sich so zufrieden in seinen Armen wie eine Katze und spürte dabei, wie sein Körper auf ihren reagierte. Seine Hand glitt zu ihrer Hüfte und seine Finger bohrten sich in ihr Fleisch, fast schon warnend, doch sie bewegte sich weiter, presste ihren Körper neckend gegen seinen. Unvermittelt packte er ihre Hüfte und warf sie herum, sodass ihr Körper unter seinem begraben war. Das Gesicht immer noch in ihre Haare gepresst, murmelte er: „Du machst mich noch wahnsinnig, Jocelyn Fortescue."
„Ach ja?", murmelte Jocelyn in das Kissen. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, was Draco nicht sehen konnte, da sie auf dem Bauch lag. Sie hatte ihn so sehr vermisst und genoss jede seiner Berührungen, genoss, dass sie diese Art von Kontrolle über ihn hatte. Wieder dachte sie an den vorherigen Abend und Hitze breitete sich in ihrem Unterleib aus. Wie von allein drückte sie ihre Hüfte nach oben, Dracos Männlichkeit entgegen, und ihm entfuhr ein leises Keuchen. Er richtete sich auf und zog sie mit der gleichen Bewegung in eine kniende Position. Sie spürte seine Härte dicht an ihrer empfindlichsten Stelle und mit einem leisen Stöhnen drückte sie ihren Unterleib weiter nach hinten. Sie war so bereit, dass sie ihn mit dieser einer, raschen Bewegung bereits in voller Gänze in sich aufnahm, was ihm ein überraschtes, tiefes Stöhnen entlockte. „Merlin", stieß er hervor, während sie sich neckend vor und zurück bewegte. „Was..."
Jocelyn entwich ein atemloses Lachen. „Ich habe dich vermisst", sagte sie.
„Das sehe ich", gab Draco mit gepresster Stimme zurück. „Verdammt, Jocelyn..."
Sie schob ihre Haare über ihre Schulter und warf ihm einen kurzen Blick zu. Sein Anblick, wie er hinter ihr kniete, ließ ihre Wangen heiß werden.
„Können wir...das von gestern wiederholen?", fragte sie, was die Röte ihrer Wangen noch verstärkte. An der Art und Weise, wie sich Dracos Augen nun verdunkelten, konnte sie sehen, dass er ganz und gar nichts gegen den Vorschlag einzuwenden hatte.

Später, als Draco gerade duschte und Jocelyn am Frisiertisch ihre langen, roten Haare durchkämmte, selbst gerade erst aus der Dusche gekommen, klopfte es an ihrer Zimmertür. Jocelyn sprang auf und zog sich hastig Dracos Umhang über, bevor sie zögernd die Tür öffnete, wobei sie den Zauberstab so hielt, dass die Person vor der Tür ihn nicht sehen konnte. Es war eine ältere Frau mit einem altmodischen Servierwagen. Kurz schoss Jocelyn die Erinnerung an die Frau im Hogwarts-Express in den Kopf, die immer Schokofrösche und Bertie Botts- Bohnen jeder Geschmacksrichtung verteilte, und Wehmut überkam sie.
„Frühstück", sagte die Frau und bevor Jocelyn reagieren konnte, hatte sie sich mit dem Servierwagen durch die Tür gedrückt. Mit roten Wangen stellte Jocelyn sich vor das Bett mit den völlig zerwühlten Laken, doch die Frau achtete gar nicht darauf, sondern breitete nun alle möglichen Speisen auf dem runden Tisch in der Ecke des Raumes aus. Jocelyn sah Pfannkuchen, Eier, kleine, viereckige Sandwiches, Obst, Pudding und winzige Törtchen.
Überfordert stand Jocelyn da und sah zu, wie die Frau nun Krüge voller Orangensaft, Wasser, Tee und eine Kanne mit frischem Kaffee auf den Tisch stellte, der unter der Last der Speisen eigentlich bereits ächzen müsste. Dann endlich war der Servierwagen leer und die Frau schob ihn schweigend zurück zur Tür. „Danke!", rief Jocelyn ihr hastig hinterher und kam sich dabei ziemlich bescheuert vor. Sie war es nicht gewohnt, so bedient zu werden.
Draco kam aus dem Badezimmer, mit nichts als seiner Anzugshose an, und wirkte reichlich unbeeindruckt über den prall gedeckten Tisch. „Na, endlich", sagte er bloß, während er zu ihr herüber schlenderte. „Ich sterbe gleich vor Hunger."
Kurz dachte Jocelyn, dass es für ihn ja auch absolut nicht ungewöhnlich war, bedient zu werden. In Malfoy Manor hatte es schließlich genug Bedienstete in Form von Hauselfen gegeben.
Sie setzen sich an den Tisch und eine Weile aßen sie schweigend. Jocelyn konnte sich eine Weile lang überhaupt nicht entscheiden, was sie als erstes essen wollte. Schließlich griff sie wahllos nach Törtchen, Trauben, Erdbeeren und Sandwiches.
Als sie Draco anblickte, wie er mit nacktem Oberkörper und verwuschelten Haaren, aus denen immer noch das Wasser tropfte, vor ihr saß, hatte sie plötzlich eine Vorstellung davon im Kopf, wie sie so jeden Morgen frühstückten im prächtigen Salon in Malfoy Manor, während die Hauselfen um sie herum wuselten. Der Gedanke gefiel ihr, es gefiel ihr, sich vorzustellen, von fortan alle Morgen mit dem weißblonden Slytherin zu verbringen.
„Wir müssen heute in die Winkelgasse", unterbrach Draco schließlich ihre Tagträumereien.
Jocelyn schreckte auf.
„Ist das nicht viel zu gefährlich?"
Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück, während seine schlanken, eleganten Finger mit dem Kaffeelöffel spielten. Sie betrachtete den wuchtigen Goldring an seinem Finger, der dem, den sie trug, so sehr ähnelte und ihr Herz machte wie so oft bei seinem Anblick einen aufgeregten Hüpfer. Es war merkwürdig, sich so glücklich zu fühlen im Anbetracht der Gefahr, in der sie nach wie vor schwebten.
„Ja, aber ich muss unbedingt zu Gringotts", sagte er. „Und wenn wir noch länger hier wohnen wollen, muss ich außerdem einen Abstecher bei Borgin und Burkes machen."
Jocelyn zog die Augenbrauen hoch. „Du willst doch dem Muggel nicht noch mehr schwarzmagische Gegenstände verkaufen, oder?"
„Ich muss", sagte Draco grimmig. „Das ist der einzige Ort, an dem wir gerade einigermaßen sicher sind, und der Muggel lässt uns sicher nicht ohne Gegenleistung hier wohnen."
„Draco", sagte Jocelyn abwehrend, „das kannst du nicht tun."
„Wo willst du denn sonst hin?", fragte er und Verärgerung klang in seiner Stimme mit.
„Können wir ihn nicht dafür bezahlen?"
„So viel ist von unserem Geld nicht mehr übrig, damit wird er sich kaum zufrieden geben." Jocelyn sah, wie bitter er bei diesen Worten dreinblickte. Dass die Malfoys, einst so mächtig und ehrbar, so tief abgestürzt waren, hatte er immer noch nicht richtig verkraftet und Jocelyn konnte ihm deswegen keinen Vorwurf machen.
„Ich habe auch noch Geld in meinem Verließ", sagte sie.
Er sah sie an und schüttelte nur leicht den Kopf. Verdammter Malfoy-Stolz. Sie stand auf und kam um den Tisch herum, um sich vor ihm aufzubauen.
„Ich werde nicht zulassen, dass du in der Muggelwelt schwarzmagische Gegenstände in Umlauf bringst, Draco", sagte sie fest.
„Verfluchte Gryffindor", murmelte Draco, während er sie musterte. Wie er da zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß, einen Arm locker auf dem Tisch abgestützt und sie anblickte, sah er dermaßen arrogant aus, dass Jocelyns Ärger wuchs.
Sie baute sich vor ihm auf und stützte eine Hand auf seiner Stuhllehne und eine auf dem Tisch ab.
„Glaub mir, in mir steckt ebenso viel Slytherin, wie Gryffindor. Also widerspreche mir in dieser Angelegenheit besser nicht, Draco. Es ist mir ernst damit, hörst..."
Sie stockte mitten im Satz, als er mit den Fingern über ihren nackten Bauch strich. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sein Umhang, den sie trug, vorne aufgeklafft war. „Rede ruhig weiter", sagte er mit rauer Stimme und seine grauen Augen blitzten gefährlich. „Du hast gerade davon gesprochen, dass in dir ziemlich viel Slytherin steckt..."
Das dreckige Grinsen, das sich nun auf seinem Gesicht ausbreitete, ließ Jocelyn sekundenlang den Atem stocken. Dann richtete sie sich abrupt auf und schloss den Knopf des Umhangs. „Draco Malfoy!", sagte sie streng. „Das hier ist ernst, verstehst d-"
Sie wurde von seinen Lippen unterbrochen, die sich stürmisch auf ihre presste. Auf dem Weg zum Bett verwandelte sich ihr wütendes Gebrumme in ein lustvolles Stöhnen, als seine Hände ihren Körper zu erkunden begannen. Wie hatte er nur den Knopf wieder so schnell geöffnet bekommen?

In der Winkelgasse herrschte eine bedrückte Stimmung. Niemand hielt sich zu lang auf den Straßen auf, alle huschten mit gesenkten Köpfen und gezückten Zauberstäben so schnell es ging in die Geschäfte ringsherum. Auch Jocelyn und Draco liefen eilig die Gasse hinunter, die Kapuzen ihrer Umhänge tief ins Gesicht gezogen. Jocelyn hatte nicht schlecht gestaunt, als Draco die Umhänge mit den Kapuzen aus einer kleinen Ledertasche gezaubert hatte, die er bei sich getragen und die Jocelyn fälschlicherweise als Geldbörse angesehen hatte. Sie kam nicht umhin an Hermines magisch vergrößerte Handtasche zu denken, aber ließ den Namen der Gryffindor wohlweislich unerwähnt. Ebenso schluckte sie die Bemerkung hinunter, dass in Draco wohl auch etwas Gryffindor steckte. Obwohl seine Reaktion darauf ihr vielleicht ebenso viel Spaß gemacht hätte, wie die kleine Szene nach dem Frühstück...
Einige der Ladengeschäfte in der Winkelgasse waren von Todessern überfallen und zerbombt worden und Jocelyn zog fröstelnd die Schultern hoch, als sie an einem solchen zerstörten Gebäude vorbeiliefen. Vor ihnen tauchte Gringotts auf und Jocelyn spürte Erleichterung in sich aufkeimen. Sie konnte es nicht erwarten, zurück in die Muggelwelt zu gelangen, wo sie sich zumindest etwas sicherer fühlte.
Das große schneeweiße Gringotts Gebäude mit seinem blank polierten Bronzetor ragte hoch über die anderen Läden der Winkelgasse hinaus und schien sie zu dominieren. Draco und Jocelyn liefen die weißen Steinstufen hinauf, die zu dem Bronzeportal führten. Statt wie sonst von einem Kobold in scharlachroter, goldbestickter Uniform, wurden sie von zwei Auroren begrüßt. Jocelyn kannte sie nicht und ein Moment durchzuckte sie Panik, dass die Auroren sie festnehmen könnten, aber sie kontrollieren nur ihre Zauberstäbe und ließen sie dann passieren. Schließlich traten Draco und Jocelyn durch die silberne Doppeltür, die zum Schalterraum führte. In der großen Marmorhalle saßen am langen Schaltertresen lauter Kobolde auf hohen Schemeln, die allesamt sehr beschäftigt wirkten. Die Bank war fast leer, außer ihnen waren nur wenige andere Zauberer da. Ihre Schritte klangen auf dem Fußboden überlaut in der geschäftigen Stille. Schließlich blieb Draco vor einem der Kobolde stehen und legte ihm seinen kleinen, goldenen Verließschlüssel hin. Während der Kobold ihn misstrauisch in Augenschein nahm, ließ Jocelyn nervös die Augen wandern - und erstarrte. Dort drüben, zwei Schalter weiter, stand Molana Fortescue. Ihre Mutter starrte sie geradewegs an.

Burning DarknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt