Kapitel 6

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Wieder werde ich durch das Klingeln meines Weckers aus einem unruhigen Schlaf gerissen. Mir geht es elend. Bei dem Versuch, aus dem Bett aufzustehen, falle ich direkt wieder hinein, weil mir schwarz vor Augen wird. Ich warte einen kurzen Moment und setze mich dann langsam auf. Ich fluche innerlich und versuche dann erneut aufzustehen. Diesmal gelingt mein Versuch aber ich  muss mich unterstützend an der Wand festhalten, um nicht mein Gleichgewicht zu verlieren und mache mich so auf dem Weg in die Küche. Dort angekommen schiebe ich mir eine Mandel in den Mund und beginne diese sorgfältig durchzukauen. Nachdem ich meinen Tee vorbereitet habe, stecke ich mir noch eine zweite Mandel in den Mund und ignoriere das aufkommende schlechte Gewissen. 
Anschließend gehe ich ins Bad und mache mich fertig für die Arbeit. 

Ich schaffe mein Unwohlsein heute kaum vor den Eltern zu verbergen und anscheinend sehe ich auch danach aus, denn ich erhalte viele Kommentare, ob denn alles okay sei und ich nicht lieber nach Hause gehen wolle. Dann aber müsste ich zum Arzt und davor habe ich zu sehr Angst, also werde ich wie immer auch weiter durchziehen und außerdem ist ja schon Freitag. Aber heute geht es mir wirklich schlechter als sonst und ich weis nicht, ob es je wieder bergauf gehen kann, solange ich nichts ändere. 
Mein ganzer Körper kribbelt, meine Sicht verdunkelt sich andauernd und meine Ohren fangen immer wieder an zu piepen. Und mein Bein tut weh. Ich schaue auf die Uhr, nicht mehr lange, dann kann ich nachhause und mich hinlegen.

Der Tag wurde für mich doch noch länger als gedacht. Kurz vor Feierabend habe ich einen Anruf von Namjoon erhalten, Jungkook ist was dazwischen gekommen und er verspäte sich etwas. Er hat sich bei mir entschuldigt und ich habe abgewunken und gesagt, es sei kein Problem. Jetzt sitze ich hier alleine mit Ahri und so gerne ich auch Zeit mit ihr verbringe, gerade wünsche ich mir nichts sehnlicher als alleine zu sein. Alles dreht sich um mich und ich kann mich einfach nicht mehr auf Ahri konzentrieren. Ich sitze einfach nur da und nehme nicht mehr viel um mich herum wahr. Ich lehne mit dem Rücken zur Wand, der einzige Grund, warum ich es schaffe, noch aufrecht zu sitzen. Ich nehme noch Ahris kleine Hände wahr, die sich immer wieder auf meinen Körper legen und dann spüre ich etwas weiches, warmes, dass sich um meinen Körper schmiegt. Hat sie mich zugedeckt? Fast im selben Moment spüre ich etwas kaltes an den Lippen und augenblicklich läuft mir Wasser meinen Hals hinunter und in meine Kleidung. Doch ich schaffe es nicht, zu reagieren. Ich muss wach bleiben, ich muss doch auf Ahri aufpassen. 
In einem Zustand zwischen halb anwesend und halb im Traum, in der auch Zeit nicht mehr existiert, bemerke ich dann irgendwann, wie mich jemand hochhebt. Dumpfe Stimmen im Hintergrund, Ahri…, Lichtblitze…und dann Kälte, ehe es wieder warm wird und ich endgültig das Bewusstsein verliere.

Gebrochen | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt