Kapitel 37

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Nach unserem Restaurantbesuch verliefen auch die nächsten Tage zwischen Taehyung und mir harmonisch. Er lässt sich bei mir immer mehr fallen und ich habe den Eindruck, dass seine Zweifel immer kleiner werden. 
Ich bin unsagbar glücklich über diese Entwicklung, doch natürlich musste wieder ein Dämpfer kommen, der uns aufs neue in die harte Realität wirft.
Gestern hat Taehyung seine letzte Chemotherapie bekommen und er kann, sobald es ihm besser geht, das Krankenhaus verlassen. 
Doch schon gestern Abend ging es Taehyung plötzlich schlecht.
Er ist dann auch mit der Sprache herausgerückt und meinte, er habe sich wohl bei dem Restaurantbesuch leicht erkältet. Da er aber nicht die Chemo verschieben wollte, um so schnell wie möglich alles hinter sich zu bringen damit wir endlich nach Hause können, hat er diesen Umstand verschwiegen. 
Nun muss er nicht nur die Nebenwirkungen der Chemo aushalten, sondern gleichzeitig einen Infekt bekämpfen, der aufgrund seines geschwächten Immunsystems leichtes Spiel hat und durchaus gefährlich werden könnte. 
Dementsprechend bin ich jetzt auch nervös und beobachte Tae’s Zustand mit Sorge. 
Er steht jetzt unter intensiver Beobachtung und wird regelmäßig untersucht. Trotzdem kann das meine Sorge nicht wirklich schmälern.

Ich streichel Taehyung über seinen Kopf, während er unruhig im Bett liegt und so aussieht, als habe er einen Albtraum. Sein Kopf ist sehr warm, stelle ich besorgt fest.
Das Klingeln meines Handys, reißt mich kurzzeitig aus meiner Sorge und ich gehe ran, als ich Jimin’s Namen auf dem Display sehe. 
“Hey”, sage ich zur Begrüßung.
“Na Jungkook, ich wollte dir nur Bescheid geben, dass wir jetzt den Rest verladen haben und zu dir in die Wohnung bringen. Wir sind also endlich durch.”
“Oh, wow, danke, ich schulde euch was.” Sage ich gerührt.
Seit zwei Tagen helfen Jimin und die anderen dabei, Taehyungs Wohnung auszuräumen und alle Sachen in meine Wohnung zu bringen. Wir haben uns spontan dazu entschieden, Taehyung und ich. Es macht einfach am meisten Sinn, da er sowieso Unterstützung braucht, gerade in den ersten Monaten wo er noch keine feste Prothese hat und vorerst mit den Krücken vorlieb nehmen muss. 
Ich habe ihm daher vorgeschlagen, dass er zu mir ziehen kann. Er hat sofort zugesagt und dabei so glücklich ausgesehen. Aus diesem Grund sind unsere Freunde seit den letzten drei Tagen dabei, Taehyungs Sachen in meine Wohnung zu bringen und alle Dinge die nicht gebraucht werden zu verkaufen oder anderweitig zu entsorgen. Nun sind sie also fertig und uns stünde nichts mehr im Weg, wäre da nicht Taehyungs Gesundheitszustand.
“Quatsch, ihr schuldet uns gar nichts.” Durchbricht Jimin jetzt meine Gedanken.
“Sei du jetzt einfach für Taehyung da, apropos, wie geht es ihm?”
Wir haben Mittlerweile Nachmittag und Jimin war vorhin kurz mit Taehyungs Eltern und Jieun hier, bevor sie wieder zu seiner Wohnung zurück sind, um den anderen zu helfen. 
“Er schläft seitdem ihr weg seid, aber ich habe das Gefühl, dass es ihm zunehmend schlechter geht.”
Ich höre Jimin seufzen, dann antwortet er: “Ja, vermutlich kommt es so, wie die Ärzte sagten, dass es erst einmal schlimmer wird. Aber er ist stark, Jungkook, er wird sich wieder erholen und dann endlich ganz gesund werden.”
“Ja”, sage ich. Trotzdem habe ich Angst und auch Jimin klingt besorgt. Jetzt wieder nur dem ganzen ausgeliefert zu sein und keinen Einfluss darauf zu haben ist unerträglich.
“Jimin? Richte bitte allen meinen Dank aus, okay? Wirklich vielen Dank für alles.”
“Na klar, das mache ich”, sagt Jimin und fügt hinzu: "Melde dich bitte bei uns so oft wie möglich, okay? Du brauchst einfach nur schreiben, aber wir machen uns alle große Sorgen."
Er fügt noch an, dass sie morgen wieder vorbei kommen werden. Dann verabschieden wir uns wieder voneinander und ich bleibe alleine mit meinen Sorgen zurück.
“Tae?”, flüstere ich und nehme seine Hand. Sie fühlt sich eiskalt an. Taehyung reagiert jetzt auf meine Stimme und dreht seinen Kopf in meine Richtung. 
“Hmmm” kommt es von ihm und seine Augen öffnen sich ein wenig. Ich drücke ihm einen Kuss auf seine Stirn und sage:
“Unsere Freunde sind fertig, sobald du wieder gesund bist, können wir in unsere Wohnung.”
Ich lächle sanft. Es ist schön, dass meine Wohnung nicht länger nur meine, sondern unsere Wohnung ist. Tae’s Mundwinkel ziehen sich leicht nach oben, aber er sieht unglaublich erschöpft dabei aus. Dann schließen sich seine Augen wieder. Mein Magen krampft sich zusammen. Bitte werde schnell wieder gesund, denke ich. Ich würde alles dafür geben, ihn endlich nicht mehr leiden sehen zu müssen.

Gebrochen | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt