Oben in meiner Wohnung angekommen, setzen mich meine Freunde auf mein Sofa. Jieun geht in meine Küche um mir einen Tee zu machen und Jimin reicht mir währenddessen eine Wolldecke, in die ich mich ein murmele. Das Gefühl in mir wird stärker, das Gefühl durchschaut worden zu sein und ich fühle mich bedroht. Ich fühle mich darin bedroht, Kontrolle zu verlieren und abgeben zu müssen. Ich weis nicht, ob ich bereit für Veränderung bin, so sehr ich mir diese auch wünsche.
Jieun Kommt aus der Küche und reißt mich aus meinen Gedanken:
“Hier der Tee, ist noch heiß, warte noch etwas mit dem trinken.”
Sie steht weiter vor mir und scheint über etwas nachzudenken: “Hast du heute schon etwas gegessen? Soll ich dir eine Kleinigkeit vorbereiten oder wollen wir etwas bestellen?”
Auch Jimin blickt mich jetzt erwartungsvoll an. Ich bin überfordert und beginne wieder meine Hände zu kneifen. Ich muss etwas essen, ja, aber was darf ich essen? Und schaffe ich es wirklich vor Jimin und Jieun? Sie werden mich beobachten und alles bewerten und …
Ich zucke etwas zusammen als ich Jimins Hand auf meine ineinander verkrallten Hände spüre. Sofort höre ich auf mit meinen Fingernägeln in meine Haut zu kneifen und Scham überkommt mich. Ich muss mich zusammenreißen, das sind meine besten Freunde, ich sollte aufhören sie gedanklich als Bedrohung wahrzunehmen und sie vielmehr als die Unterstützung anzuerkennen, die sie für mich sind.
Ich schlucke und beginne zu Antworten, ohne weiter darüber nachzudenken.
Jetzt oder nie, ich habe eh nichts zu verlieren, außer vielleicht meine Freunde, doch ich schüttle über diesen Gedanken nur wieder meinen Kopf.
“Ich sollte wohl etwas essen, aber der Gedanke überfordert mich und …” Während ich spreche, halte ich meinen Blick auf meine Hände gerichtet. Mir fällt jetzt erst auf, das sich dort vereinzelt Kratzer und rote Striemen befinden, …Na toll.
“Wenn ihr Hunger habt, dann könnt ihr euch etwas bestellen, ich übernehme alles und ich habe für mich bestimmt noch etwas hier, was ich essen könnte, okay?".
Jimin und Jieun tauschen kurze Blicke aus, ehe Jimin sagt: “Wir müssen nichts bestellen, wie wäre es, ich hohle Jieun und mir eben eine Kleinigkeit zum snacken und Jieun macht dir eine Kleinigkeit von deinen Sachen?" Ich Nicke als Bestätigung.
“Super, alles klar, dann mach ich mich kurz auf den Weg und danach kannst du mit uns reden wenn du magst, oder wir schauen einfach einen Film oder so.”Kurze Zeit später sitzen wir drei auf dem Sofa. Jimin und Jieun essen Ihre Ramen und ich sitze in der Mitte, mit einem Toast, der mit Gurken belegt ist. Ich nehme die Gurken herunter, ich weis das ist albern und trotzdem sehe ich nach ob jieun nicht doch irgendetwas auf mein Toast geschmiert hat, doch das hat sie nicht. Dann fange ich an, meine Gurken zu essen.
Jimin und Jieun sind bereits fertig mit dem Essen, während ich damit anfange, kleine Stückchen von meinem Toast abzubrechen und mir in den Mund zu schieben.
Während ich mich die ganze Zeit still auf mein Essen fokussiere und versuche die Scham zu ignorieren, unterhalten sich Jimin und Jieun. Ich bekomme allerdings nur die Hälfte mit, bis ich schließlich meinen Namen vernehme und den Blick hebe.
“Taehyung”, beginnt Jimin, “…magst du uns von heute erzählen, was passiert ist meine ich und wer dieser Typ war, kennst du ihn aus der Kita? War das im Auto seine Tochter?”
Zwei Augenpaare beäugen mich neugierig und immerhin lenkt mich die Frage etwas vom Essen ab, auch wenn sie kaum weniger unangenehm für mich ist.
Ich spüre, wie mein Puls ansteigt und mein Herz unangenehm in meiner Brust anfängt zu schlagen. Ich bin so aufgeregt.
Ich seufze und beginne dann zu erzählen. Ich erzähle von meinen körperlichen Symptomen, zumindest den Kreislaufproblemen, die ich habe und auch von Namjoon und Ahri. Ich weis ich unterliege der Schweigepflicht, aber sie werden eh nichts herumerzählen. Dann erzähle ich von Jungkook und wie es dazu kam, dass er mich heute nach Hause gefahren hat.
“... Okay” übernimmt Jimin nach einer kurzen Zeit des schweigens das erste Wort und nimmt mich in den Arm. Auch Jieun schließt mich in ihre Arme. “Danke, das du dich uns anvertraust” ,sagt sie und fügt dabei hinzu: “du musst das nicht alles alleine mit dir ausmachen. Wir stehen an deiner Seite und unterstützen dich. Wir werden dich auch zu nichts drängen Taehyung, aber wir machen uns wirklich große Sorgen um deine Gesundheit und wir sehen doch wie unglücklich du seit längerem bist.”
“...Ich weiß”, murmele ich, “...ihr wisst gar nicht wie dankbar ich bin, ich liebe euch, wirklich…”.
Der erste Schritt ist getan und es fühlt sich tatsächlich so an, als laste etwas weniger erdrückendes Gewicht auf meinen Schultern.
Doch augenblicklich später schafft Jimin das Ganze mit einem Namen zu ändern und mir wird schwer ums Herz.
“Sag mal Tae..” beginnt Jimin, “...du hast nie wirklich viel über deine Beziehung mit Shiwon geredet und du hast dich während der Beziehung angefangen zu verändern. Wir alle haben bemerkt, dass er dir nicht gut getan hat, vielleicht hilft es dir ja, wenn du mit jemandem darüber redest? Ich meine, du musst nicht, wenn du nicht willst und auch nicht mit uns oder jetzt gleich, aber für deine Situation wäre es mehr als ratsam dir professionelle Hilfe zu suchen…”
Jimin hat recht, das weis ich, doch mir wird das alles etwas zu viel und ich brauche etwas zeit alles sacken zu lassen. “Jiminie…, Jieun…, ich brauche etwas Zeit, ich fühle mich nicht so wohl und möchte einfach nur ins Bett. Wenn ihr noch mögt, erzähle ich euch morgen mehr, ich bin nur so müde…"
Das mein ganzer Körper schmerzt und mir noch immer schwindelig ist, verschweige ich. Meistens geht es mir nachdem Schlafen etwas besser und darauf hoffe ich jetzt einfach.
“Soll einer von uns hier bleiben?”, wendet sich Jieun an Jimin und ich habe jetzt nicht einmal mehr die Kraft zu widersprechen und zu diskutieren.
“Ich bleibe”, höre ich noch Jimin sagen, ehe sich Jieun von uns verabschiedet und Jimin mich ins Bad bringt. Kurze Zeit später legen wir beide uns ins Bett und ich brauche diesmal nicht mal mehr lange, um einzuschlafen.
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Gebrochen | Taekook
FanfictionTaehyung stand mit beiden Beinen im Leben, eine Wohnung, einen Job. Doch wie soll man alles schaffen und aufrechterhalten, wenn man nicht in die Gesellschaft hineinpasst? Wenn man den Anforderungen nicht gerecht werden kann? Das einzige, worin er no...