Kapitel 10

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Am nächsten Morgen hat Jimin uns den Tisch gedeckt. Für sich hat er einen Kaffee gemacht und in der Mitte des Tisches hat er Reis, Kimchi und ein paar Beilagen ausgebreitet, die er vom Laden um die ecke gekauft haben muss.
Es ist bereit 11 Uhr und ich kann es kaum glauben das ich solange geschlafen habe. Obwohl ich mich ständig müde fühle, finde ich nur sehr schwer Schlaf und meine Nächte sind meistens kurz. Ich hatte diesen Schlaf wohl bitter nötig und trotzdem fühle ich mich nicht wirklich ausgeruht. Zudem will ich jetzt einfach nur erst einmal unter die Dusche.
Fröstelnd und verkühlt grüße ich Jimin und sage ihm, das ich erstmal Duschen muss und wir danach Frühstücken können. Ich hoffe er hat nichts bemerkt und macht sich wieder unnötig sorgen, denn ich habe so sehr geschwitzt heute Nacht, dass meine Haare feucht in alle Richtungen abstehen und auch meine Kleidung klamm auf meinem Körper liegt. Es ist verrückt wie sich der Stress auf den Körper auswirkt. Seit ein paar Wochen schwitze ich im Schlaf und muss mich nachts teilweise sogar umziehen.

Nachdem ich geduscht bin und mich angezogen habe, gehe ich in mein Schlafzimmer, um mein Bett neu zu beziehen und das alte Bettzeug in die Waschmaschine zu stopfen.
Doch Jimin ist mir wohl zuvor gekommen, denn auf meinem Bett ist das Bettzeug bereits abgezogen. Jimin taucht im Türrahmen auf: “Es tut mir leid, falls ich etwas zu über griffig bin, aber ich dachte ich erledige das schon mal für dich.” Er nimmt einen tiefen Atemzug und lässt die Luft dann wieder geräuschvoll aus seinem Mund entweichen: "Weißt du Tae…, ich…, hast du das öfters? Ich meine… Egal, du weißt bereits dass wir uns sorgen und das beste für dich währe zum Arzt zu gehen."
Er atmet geräuschvoll aus.
"Na komm, lass uns etwas Frühstücken, die Wäsche läuft schon und wenn du mir später zeigst wo du deine Bettwäsche versteckst, beziehe ich das Bett wieder neu.”
Ich murmele nur ein “Danke” und füge ein “wirklich, vielen Dank” hinzu. Ich versuche gar nicht erst zu widersprechen, um nicht weiter auf das Thema eingehen zu müssen.

Als wir beide am Tisch sitzen, überkommt mich der Hunger und ich packe mir ein wenig Reis in meine Schale mit etwas gedünstetem Gemüse. Ich esse langsam und kaue sorgfältig und versuche mich nicht von Jimins besorgten Blicken irritieren zu lassen, die mich hin und wieder treffen. Nach einer kurzen Zeit des schweigens, durchbricht Jimin die Stille und fragt mich, ob ich etwas von dem Kimchi probieren will: “Er ist auch nicht so scharf, ich habe extra nachgefragt” und sogleich reicht er mir die Schale. Ich lächle leicht, seine Fürsorge ist schon niedlich und ein warmes Gefühl umhüllt mich. Ihm zu liebe packe ich etwas von dem Kimchi in meine Schale und Jimin lächelt aufrichtig und widmet sich wieder seinem Essen.
Ich habe meine Schale wirklich leer gegessen und das gefüllte Gefühl in meinem Magen macht mich unruhig. Ich fühle mich wie ein Versager, jetzt muss ich eben die Konsequenzen tragen, wer weis wie ich morgen aussehen werden. Ich durchbreche meine Gedanken. Unsinn! Ich weis dass das völliger quatsch ist, aber mein kranker Anteil in mir hält das für die absolute Wahrheit und es fällt mir schwer mich diesen Gedanken zu entziehen.
“Komm”, reißt mich wieder mal Jimin aus meinen Gedanken und zieht mich vom Tisch hoch.
“Du machst es dir jetzt erstmal auf dem Sofa gemütlich und ich räume schnell die Sachen weg. Jieun ist auch schon auf dem Weg.”

Circa eine Stunde später sitzen wir drei wieder gemeinsam auf meinem Sofa und reden einfach nur über belanglose Dinge.
Der Schlaf und das essen haben mir wirklich gut getan, ich fühle mich endlich besser und auch die Schmerzen in meinem Körper sind so gut wie weg. Nur mein Bein schmerzt dumpf, aber nicht weiter schlimm und ich versuche es wie immer zu ignorieren.
Nachdem uns vorerst die Themen ausgegangen sind und ein kurzes Schweigen über uns liegt, bin diesmal ich es, der die Stille durchbricht und zu sprechen beginnt.
“Ich würde gerne mit euch über Shiwon reden.” Mein Herz beginnt wieder schneller zu schlagen und meine Hände werden feucht. Jetzt oder nie. Shiwon ist mein Exfreund, mit dem ich  über zwei Jahre zusammen war, unsere Trennung liegt gerade einmal vier Monate zurück. Ich hole tief Luft:
“Ihr wisst ja wie sehr ich anfangs von ihm geschwärmt habe und wie glücklich ich war” beginne ich mit meinen Erzählungen.
"Er war anfangs auch wirklich perfekt, vielleicht schon zu perfekt. Und  es war ja auch meine erste Beziehung zudem war ich ja bereits 21 und ich hätte mir nichts schöneres vorstellen können, als endlich in einer Beziehung zu sein.”
Ich lächelte schwermütig, als ich an mein naives Ich vor über zwei Jahren dachte, dann fuhr ich fort: “wie gesagt, anfangs war auch alles schön und es war fast wie ein Traum, aber er hat immer mehr damit begonnen, mich zu kritisieren und mir die Schuld für alles zu geben. Ihr wisst ja, ich war gerade dabei mein Studium zu beenden und in der Kita anzufangen, was für mich auch schon nicht einfach war, aber eine bröckelnde Beziehung konnte ich einfach nicht auch noch gebrauchen. Ich habe nach außen hin versucht den Schein zu wahren, ich habe die Fehler bei mir gesucht und immer wieder versucht, die Beziehung zu retten. Es wurde dann aber immer schlimmer und ich habe angefangen ihm die Dinge zu glauben die er mir unterstellt hat."
Jieun unterbricht mein kurzes schweigen: “ Was hat er alles zu dir gesagt?”
Ich seufze tief und fahre fort: “Er hat angefangen meinen Körper zu kritisieren, mein Gesicht, ich solle mir nichts auf die ganzen Komplimente einbilden. Dann fing er an meinen Job infrage zu stellen, ich sei nicht gut genug und kann gar nicht mit Kindern umgehen. Am ende meinte er noch, ich sei kein guter Freund und es werde nicht lange dauern, bis ihr es auch erkennen werdet.”
Ich werde zum ende des satzes hin immer leiser.
“Du weißt dass das Bullshit ist?!!, erhebt Jimin laut seine Stimme “Dieser verdammte Vollidiot, ich glaub es ja nicht!” Dann wird er wieder etwas ruhiger und spricht weiter: “Hat er dich angefasst, Tae? Hat er Sachen gemacht, die du nicht wolltest oder ist er handgreiflich geworden?”
Ich hole einmal tief Luft und drücke unauffällig meine Fingernägel in meine Finger, ehe ich weiter spreche.

Gebrochen | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt