Wir saßen noch eine ganze Weile beieinander und haben uns unterhalten. Spät am Abend haben sich dann unsere Wege wieder getrennt und jeder ist nach Hause gefahren.
Es ist bereits der nächste Tag und ich bin gerade auf dem Weg zur Klinik. Ich werde mich dort mit Jimin treffen, Jieun wird erst am Abend vorbeikommen können.
Es ist erst früher Mittag, aber ich hätte es eh nicht mehr länger alleine Zuhause ausgehalten.
Geschlafen habe ich auch nicht viel. Immer wenn ich eingeschlafen bin, hatte ich die schlimmsten Alpträume.
Dass wir gestern noch alle zusammen saßen, tat mir wirklich gut. Ich fühle mich auch besonders mit Jimin verbunden. Wir haben beide dasselbe erlebt und mir hilft seine Nähe.
Deswegen bin ich jetzt auch froh, dass wir uns treffen und gemeinsam zu Tae gehen.
Ich parke auf dem Klinikgelände und steige dann aus. Von weitem kann ich schon Jimin sehen, der vor dem Eingang auf einer Bank sitzt.
Wir haben bereits heute Morgen schon eine Nachricht von Taes Mutter erhalten, dass sich sein Zustand über Nacht weiter stabilisiert hat. Trotzdem belassen sie ihn heute weiter im künstlichen Koma, er hat aber gute Chancen, morgen wieder aufzuwachen.
Aber dank dieser Infos, ist es heute etwas leichter.
Jimin und ich umarmen uns zur Begrüßung. “Schön dich zu sehen”, sagt Jimin und ich kann es nur zurückgeben.
Auf dem Weg zu Taehyung werde ich unglaublich nervös. Wir haben noch kurz seine Eltern getroffen, die bereits bei ihm waren und jetzt eine Runde spazieren gehen wollen.
Jimin und ich dürfen heute zu ihm ins Zimmer, mein Herz schlägt bei dem Gedanken wie verrückt.
Auf der Station angekommen, überkommt mich direkt ein beklemmendes Gefühl.
Die Gerüche, diese Geräusche der Maschinen, die aus allen Zimmern dringen. Und in all diesen Zimmern liegen ebenfalls Menschen…all diese Schicksale.
Ich schüttel die Gedanken ab und richte meine Aufmerksamkeit jetzt nur noch auf Taehyung, als wir in den Raum geführt wurden.
Auch hier erklingt das rhythmische Piepen der Maschine, die seinen Herzschlag aufzeichnet.
In mir zieht sich alles zusammen und eine Welle aus Trauer und Schmerz bricht über mich herein.
Ich schlucke.
Taehyung ist ganz blass und wirkt noch dünner als sowieso schon. Sein Hals ist voller Blutergüsse und auch auf seinem Gesicht sind überall kleine Einblutungen.
Jimin setzt sich auf den Stuhl, der direkt neben seinem Bett steht und legt seine Hand auf die von Taehyung. Ich tue es ihm gleich und setze mich zu seiner anderen Seite.
Jimin fängt an, mit Taehyung zu reden, er erzählt, welche Angst wir um ihn haben, wie er und ich ihn gefunden haben und auch, dass er wieder aufwachen und wieder gesund werden muss. Und ich entschuldige mich, dass ich mich zu spät bei ihm gemeldet habe und es alles wieder gut machen werde.Wir durften nur 30 Minuten bleiben und die waren schnell rum. “Wir kommen morgen wieder”, verabschiedet sich Jimin. Und ist der Erste, der dann Richtung Tür geht. Ich lege Taehyung zum Abschied meine Hand auf seine Haare und sage “werde bitte wieder gesund, ich brauche dich”, ehe auch ich zu Jimin gehe und wir beide die Intensivstation verlassen.
Abends fahren Jimin und ich tatsächlich nochmals spontan zum Krankenhaus, um uns persönlich mit Taehyungs Eltern und Jieun zu treffen. Jieun war ebenfalls bereits bei ihm, gemeinsam mit Taes Mutter. Jetzt sitzen wir alle in der Cafeteria zusammen und trinken Cafe aus dem Automaten, da die Cafeteria bereits geschlossen ist.
Taehyungs Mutter wollte uns persönlich ein Update geben. Und ich habe es zu Hause eh kaum aushalten können.
Bevor wir aber zum Wesentlichen kommen, wird das Gespräch auf mich gelenkt. Und ich erzähle, wie wir uns kennengelernt haben. Ich bin vorsichtig, da ich nicht weis inwieweit Taehyung bei seinen Eltern geoutet ist und wie diese zum Thema Homosexualität stehen, aber ich merke schnell, das ich nichts verheimlichen muss.
“Ich bin so froh, dass Taehyung dich hat”, spricht seine Mutter zu mir und lächelt dabei müde. “Ein verliebtes Herz heilt schneller, wenn die Liebe an seiner Seite ist.”
Mir wird warm ums Herz und ich bin gerührt über diese Worte. “Danke”, erwidere ich und füge hinzu: “Sie wissen gar nicht, wie viel mir diese Worte bedeuten.”
Doch diese Hoffnungsvolle Stimmung hielt nicht lange an.
Taehyungs Mutter wurde traurig und sah mich dann eindringleich an.
“Bitte Jungkook, lass ihn nicht im Stich, auch nicht nach dem, was ich jetzt zu sagen habe.”
Ich bekomme Angst und auch Jimin und Jieun werden unruhig.
“Was ist los?”, fragt jetzt auch Jimin und Taehyungs Mutter spricht weiter.
"Taehyungs Blutwerte sind wohl bereits gestern aufgefallen und es wurden weitere Untersuchungen angesetzt. Er war auch im Mrt und dort haben sie einen Tumor in seinem Oberschenkel gefunden. Sie haben auch bereits eine Biopsie durchgeführt und es hat sich bestätigt, dass es sich um Knochenkrebs handelt.”
Ihre Worte werden zum Ende hin immer leiser, ehe sie in Tränen ausbricht.
Meine Ohren rauschen und es fühlt sich so an, als würde mir jemand den Boden unter den Füßen wegziehen.
Noch bevor ich in einem Strudel aus Emotionen weiter nach unten gezogen werde, spricht nun Taehyungs Vater weiter.
“Sie sagen aber auch, dass es so aussieht, als habe er noch nicht gestreut. Sie konnten keine weiteren Tumoren oder Metastasen finden. Allerdings wollen sie Taehyung trotzdem lieber einer Chemotherapie unterziehen und sein Bein muss zur Sicherheit amputiert werden.”
Ich weis nicht, was ich sagen soll.
Ich bin überwältigt und merke jetzt einfach, dass mir das alles zu viel wird. Also fange ich an zu weinen, ich muss es rauslassen.
Mir egal.
Trotzdem sage ich an Taehyungs Mutter gewand: “Selbstverständlich bleibe ich an seiner Seite”, ich schniefe, “egal wie schlimm die ganzen Umstände auch sind, die ihn hierher gebracht haben, jetzt kann er endlich wieder gesund werden und egal was auch passiert, ich unterstütze ihn bedingungslos."
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Gebrochen | Taekook
FanfictionTaehyung stand mit beiden Beinen im Leben, eine Wohnung, einen Job. Doch wie soll man alles schaffen und aufrechterhalten, wenn man nicht in die Gesellschaft hineinpasst? Wenn man den Anforderungen nicht gerecht werden kann? Das einzige, worin er no...