Wir haben die Zeit nach der Dusche noch etwas mit Kuscheln verbracht. Ich fühle mich so berauscht und glücklich, wie ich es schon lange nicht mehr wahr.
Ich hoffe, es kommt nicht wieder irgendwas dazwischen, was mich unsanft aus meinem Glück herausreißt.
Nein, ich sollte mit meinen Gedanken im Hier und Jetzt bleiben.
Selbst wenn, heißt das nicht, dass es danach nicht wieder so schön werden kann.
Ich mache gerade unsere Betten, als es klopft und unsere Freunde eintreten.
“Wow”, sage ich, als ich sehe wie Jimin, Yoongi, Namjoon, Jin, Hoseok und Jieun eintreten.
Ich bin überrascht, keiner hat sich angekündigt und mit allen habe ich jetzt nicht gerechnet.
“Taehyung hat gerade Therapie”, sage ich, während alle eintreten und es sich verteilt im Zimmer gemütlich machen.
“Wissen wir”, antwortet mir Jimin, "wir können ja gemeinsam warten.”
Ich freue mich, sie zu sehen, aber gleichzeitig ist es mir etwas unangenehm, nachdem was in den letzten zwei Tagen alles passiert ist und wie ich mich Verhalten habe.
Auch ich setzte mich jetzt wieder auf mein Bett und streiche mir etwas verlegen meine Haare zurück.
“Wie geht es dir Jungkook?”, ist es Namjoon, der mich jetzt eindringlich ansieht. Auch die anderen sind noch verhältnismäßig ruhig und schauen jetzt ebenfalls in meine Richtung.
Seit ich gestern meine Nachricht an Namjoon geschrieben habe, habe ich mich nicht mehr bei ihnen gemeldet. Die einzigen Informationen haben sie von Jimin erhalten, aber auch ihn haben Taehyung und ich nicht weiter informiert. Wir waren so in unsere kleine Welt vertieft, dass wir irgendwie gar nicht daran gedacht haben.
Ups. Ich hätte ja wenigstens Abends oder heute Morgen mal schreiben können, denke ich.
Ich sehe nun auch Namjoon an und versuche mit meinem Lächeln das auszudrücken, was ich gerade fühle.
“Mir geht’s richtig gut”, sage ich.
Eine kurze Weile schweigen alle und ich sehe in die Runde, nur um zu erkennen, dass mein Lächeln erwidert wird und die Sorge aus ihren Gesichtern gewichen ist.
“Jungkook-ah, muss man dir alles aus der Nase ziehen? Das ist großartig zu hören, aber weißt du, was wir die letzten zwei Tage alles durchstehen mussten? Also, erzähl, wie ist der Stand der Dinge und können wir wieder ruhig schlafen?!”
Da Jin die Frage gestellt hat und er gerne etwas übertreibt und nicht alles allzu ernst meint, seufzte ich jetzt theatralisch auf.
“Na gut Jinie, wenn es denn sein muss.”
Jin lächelt mich jetzt aufmunternd an und ich werde wieder ernster.
“Ich hab es wirklich nicht beabsichtigt, euch im dunkeln zu lassen und ich wollte euch auch keine Sorgen bereiten”, sage ich jetzt versöhnlich, “Tschuldigung”.
Ich verbeuge mich und Yoongi, der neben mir mit Jimin auf Tae’s Bett sitzt, wirft mich jetzt mit Tiger ab.
“Hör auf dich zu entschuldigen und fang jetzt bitte an zu reden, okay? Niemand ist böse auf dich.”
Ich schnappe mir jetzt Tiger und drücke ihn an meine Brust: “Hat er dir weh getan?”
Yoongi verdreht neben mir seine Augen und seufzt.
Na gut, ich rede ja schon. Ich lasse Tiger trotzdem in meinen Armen, Taehyungs Geruch hängt daran und irgendwie gibt mir das etwas Sicherheit und macht das ganze leichter jetzt mit meinen Freunden über meine Gefühle zu reden.
Ich fange jetzt also an, alles nochmal grob zu erzählen.
Davon, wie mich die letzten Wochen zunehmend belastet haben, aber ich trotzdem versucht habe, stark zu bleiben. Wie dünnhäutig ich geworden bin und dass das alles dazu geführt hat, dass ich nach Taehyungs Aussage nicht mehr klar denken konnte und einfach nur raus musste. Und ich erzähle auch, wie gut mir die Zeit mit Bam getan hat und dass mir mit dem nötigen Abstand zu allem dann erst so richtig bewusst wurde, dass Taehyung das nicht so gemeint hat.
“Ich möchte nicht seine Aussage bagatellisieren oder so”, sage ich, “Aber seine Intentionen dahinter waren, mich vor ihm zu schützen und sich zu verletzen.”
Mir ist es wichtig, ihnen das mitzuteilen. Ich will nicht, dass Taehyung dafür verurteilt wird.
Wenn jemand etwas gegen Taehyung zu sagen hat, dann werde ich ihn immer verteidigen.
Doch keiner sagt etwas gegen Taehyung.
“Jungkook”, Namjoon sieht mich jetzt mit einem sanften lächeln an, “ich bin wirklich so beeindruckt von dir und ich glaube ich kann hier für uns alle sprechen, das wir unglaublich stolz auf dich sind und so froh sind, das ihr euch gefunden habt.”
Ich bin ein wenig verlegen.
Ich lächle etwas schüchtern und nuschel dann ein leises “Danke”.
“Aber bitte, pass auf dich auf und nimm dir die Zeit für dich, die du brauchst, du kannst uns auch jederzeit anrufen, du weißt doch wir sind immer für dich da”
Ich bin Namjoon und den anderen wirklich dankbar und ein bisschen schlechtes Gewissen macht sich in mir breit.
“Ich bin euch wirklich so dankbar und ja, ich weiß das ihr immer für mich da seid, dass zeigt ihr mir besonders in letzter Zeit immer und immer wieder. Ich weiß gar nicht, wie ich mich je revangieren kann.”
“Jungkook”, sagt Namjoon, “Wie oft warst du für uns da? Und dafür sind doch Freunde da, kein Grund, jetzt ein schlechtes Gewissen zu haben.”
Namjoon hat recht. Ich liebe meine Freunde und bin so froh sie zu haben.
Ich nicke also und drücke dann nochmal meine Dankbarkeit aus. Nun ist es wieder Jimin, der sich an mich wendet und mir eine Frage stellt:
“Sag mal, wie lief es jetzt eigentlich mit Taehyung? Er hat sich vorgestern so verschlossen und selbst gestern Morgen bin ich nicht mehr an ihn ran gekommen. Hat er sich wieder beruhigt? Ich mache mir wirklich Sorgen."
Jimin sieht mich jetzt besorgt an und nestelt mit seinen Händen an Yoongis Pollover herum.
“Wir hätten euch schreiben sollen”, sage ich jetzt entschuldigend.
"Taehyung geht es gut, er hat sich gestern im Laufe des Tages immer mehr geöffnet. Ich habe ihm alles erklärt und ich glaube, er hat es wirklich angenommen.”
Ich lächel bei den Gedanken.
“Gott sei dank”, sagt Jimin jetzt erleichtert, “ich hoffe nur er macht sich nicht all zu große Vorwürfe und lässt es dann wieder auf irgendeiner Weise an sich aus.”
Ich sehe Jimin an.
“Ich glaube, er ist auf einem guten Weg, Jimin.”
Die Wahrheit ist, dass ich mir darüber auch Sorgen mache, doch ich glaube, er wird in Zukunft anders mit solchen inneren Konflikten umgehen.
“Er hat mir alleine seit gestern schon so viel bewiesen, dass er mir vertraut und sich nicht weiter von seinen eigenen Unsicherheiten bestimmen lassen will.”
Ich lächel bei der Vorstellung und verliere mich für einen Moment in den Erinnerungen.
Das Geräusch der Zimmertür, die gerade geöffnet wird, holt mich aber wieder ins Hier und Jetzt zurück.
Tae wird gerade herein gebracht. Die Krankenpflegerin schiebt ihn an seinem Bett und überreicht ihm dann seine Krücken, dann verlässt sie wieder den Raum. Taehyungs zauberhaftes Lächeln, welches er uns allen schenkt, lässt mich innerlich dahin schmelzen.
“Hey”, sagt er jetzt, während er sich mithilfe seiner Krücken auf sein Bett setzt. Yoongi ist unterdessen zu mir rüber gerutscht, damit Tae genug Platz hat. Jimin schließt ihn sofort in seine Arme.
“Tae Taee, ich bin so froh dich lächeln zu sehen”, sagt er und Taehyung legt ihm seine Hand auf den Kopf und erwidert die Umarmung.
"Tschuldige, dass ich dir solche Sorgen gemacht habe”, sagt er und sieht danach mit einem entschuldigenden Blick auch zu Jieun.
“Ich hätte mich melden sollen, tut mir leid, ich habe gar nicht daran gedacht.”
“Schon gut”, sagt Jimin jetzt, “Wir haben schon damit gerechnet, deswegen wollten wir euch ja auch nicht stören.”
“Danke”, nuschelt er und sein Blick trifft jetzt meinen, was automatisch ein wohliges Kribbeln in mir auslöst. Sein Blick ist kurz, aber so intensiv und sein Lächeln dabei leicht verschmitzt. Ich erwidere es und muss automatisch an heute morgen denken.
Taehyung schafft es, mich so schnell aus der Realität in eine andere Welt zu befördern und ich bemerke gar nicht, dass ich ihn noch immer anstarre, während die ganze Aufmerksamkeit jetzt auf mich gerichtet ist.
“Jungkook?”, höre ich jetzt Yoongi neben mir, der zusätzlich an meinem Arm rüttelt. Ich wende meinen Blick von Taehyung ab, der gerade dabei war, leicht verlegen in meine Richtung zu gucken und sehe Yoongi an.
“Was?”
“Wir reden mit dir.”
Ich registriere jetzt erst, dass nicht nur Taehyungs Aufmerksamkeit auf mir gelegen hat, sondern auch die der anderen. Wie sie mich alle angucken, mit diesen wissenden Grinsen und jetzt ist es mir etwas peinlich. Verlegen lasse ich meine Hand in meinen Nacken wandern und lächel etwas unsicher. Dann sage ich:
“Was habt ihr gesagt?”
Jetzt kichern auch noch alle und ich habe das Gefühl, ich werde etwas Rot.
“Jimin hat euch gerade gefragt, ob wir raus wollen, gemeinsam essen gehen oder sowas. Ich glaube, das tut euch mal ganz gut und Taehyung hat heute auch keine Termine mehr.”
Überrascht sehe ich zu Yoongi, dann zu Tae und den anderen.
“Geht das denn so einfach, das Krankenhausgelände zu verlassen?”
“Jap”, ist es jetzt Jimin der sich zu Wort meldet, “Wir haben nachgefragt, da Tae gerade keine Termine hat und wenn er sich dazu in der Lage fühlt, raus zu gehen, ist es kein Problem. Er muss sich nur ab und wieder anmelden.”
“Ich kann es ehrlich gesagt gar nicht abwarten, hier mal raus zu kommen”, sagt Taehyung jetzt grinsend. Dann fügt er hinzu: “Wir können auch gerne etwas essen gehen, ich lade euch ein.”
“Okay", sage ich und strahle übers ganze Gesicht.
"Irgendwelche Wünsche?”
Taehyung entscheidet sich für ein Restaurant, in welchem er früher besonders oft mit Jimin und Jieun essen war. Wir werden dort mit dem Auto hinfahren und da wir mehrere Personen mit Auto sind, passt es auch alles vom Platz her.
“Zieh dich warm genug an Tae, es ist heute ziemlich stürmisch”, sagt Hoseok, der gerade dabei ist, sich wieder seine Jacke überzuziehen.
Ich habe unterdessen Taehyung, seine Jacke und seinen Schal gebracht.
Ich wollte gerade nach einer Mütze fragen, da holt Jimin eine aus seinem Rucksack hervor, den er bei sich getragen hat.
“Hier, die hab ich dir mitgebracht.”
Taehyung nimmt sie dankend an und setzt sie sich auf. Ich bin Jimin ebenfalls dankbar, denn besonders jetzt, ganz ohne Haare, ist das mehr als notwendig.
“Brauchst du noch eine Decke für deine Beine?” Fragt Jieun jetzt an Taehyung gerichtet und sieht sogleich mich fragend an.
Noch bevor Taehyung antworten kann, sage ich ihr, dass ich noch eine im Auto habe.
“Wir sind doch gar nicht so lange draußen, ich erfriere schon nicht gleich”, meldet sich jetzt auch Tae zu Wort und Jimin umarmt ihn von hinten und drückt ihm einen Kuss auf die Stirn.
“Du bist halt unser Baby und wir sorgen uns okay?”
“Hey!” sagt Taehyung jetzt protestierend, doch sein Gesichtsausdruck wird sofort wieder weich, als er Jimins Lächeln sieht.

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Gebrochen | Taekook
FanfictionTaehyung stand mit beiden Beinen im Leben, eine Wohnung, einen Job. Doch wie soll man alles schaffen und aufrechterhalten, wenn man nicht in die Gesellschaft hineinpasst? Wenn man den Anforderungen nicht gerecht werden kann? Das einzige, worin er no...