Teil Zwei, Kapitel 22

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Jungkooks POV

Es ist bereits Sonntag und später Abend, als ich seufzend das Große Gebäude über die Garage verlasse und in meinen Wohlverdienten Feierabend fahre. Die Woche war extrem stressig. Eine neue Idol Gruppe steht kurz vor ihrem Debüt und es musste noch etwas an den Songs gefeilt werden.
Nachdem meine Karriere so unschön geendet ist und ich der Branche vorerst den Rücken gekehrt habe, hat es mich nach meiner MiIlitär Zeit doch wieder dorthin verschlagen. Doch diesmal bleibe ich schön im Hintergrund und produziere mit an der Musik.
Ehrlich gesagt kam mir der Stress auch irgendwie gelegen, war er doch gleichzeitig eine gute Ablenkung von Taehyung.
Als ich mein Auto erblicke, entriegel ich die Türen und setze mich hinein.
Ich bleibe erst einmal regungslos sitzen und lasse dann seufzend meinen Kopf gegen das Lenkrad absinken. Scheiße!
Sobald ich wieder klar denken kann und mein Stress abfällt, kommt "Er" in meinen Kopf.
Warum melde ich mich nicht einfach, worauf will ich denn noch warten?
Ich bin selbst von mir überrascht, dass ein Teil von mir alles versucht, eine Beziehung zu verhindern. Lieber jetzt leiden als in der Zukunft. Denn je mehr ich ihn liebe, desto schmerzhafter wird es am Ende.
Ich habe wirklich einen Schaden, denke ich. Ich nehme mein Handy aus meiner Jackentasche und schreibe Namjoon an, vielleicht kann er mir irgendwie weiterhelfen. Denn ich helfe weder mir damit, so Stur zu sein, noch Taehyung. Der denkt wahrscheinlich eh, dass ich ihn einfach ausgenutzt und jetzt sitzen gelassen habe.
Kurze Zeit später komme ich bei Namjoon an. Ich sehe mich um und frage dann, "schläft das kleine Monster schon?". Namjoon lacht leicht und antwortet mir: "Ja, guck mal auf die Uhr, es ist schon nach 20 Uhr und es geht für sie morgen wieder in die Kita."
Bei dem Wort Kita beginnt mein Herz augenblicklich einen Satz zu machen.
Meine Gedanken werden durch Namjoons Seufzen unterbrochen und er sagt: "Komm, setzen wir uns ins Wohnzimmer." Dort angekommen, lasse ich mich auf die Couch fallen und nehme dankbar das gekühlte Bier an, welches er mir reicht.
Ich trinke einen Schluck. "Also", vernehme ich von Namjoon und drehe meinen Kopf in seine Richtung. "Aarrrggghh...", gebe ich nur wieder und lasse meinen Kopf nach vorne fallen. "Ich bin so ein Idiot", sage ich.
"Ich weis einfach nicht warum ich es nicht schaffe, mich zu melden und jetzt der ganze Stress, er denkt wahrscheinlich eh ich will ihn nicht oder so und es ist bereits zu spät."
"Unsinn." Namjoon sieht mich eindringlich an. "Jungkook, es ist nicht zu spät. Und seien wir mal ehrlich, wenn du dich gar nicht meldest, machst du deine Situation auch nicht besser. Am Ende wirst du dir dann nur immer wieder die Frage stellen, was wäre wenn. Er macht eine kurze Pause, ehe er weiterspricht: "Mal angenommen, es ist wirklich zu spät und er hat kein Interesse mehr, sich mit dir zu treffen, dann kannst du wenigstens abschließen und es läuft auf dasselbe hinaus, als wenn du dich gar nicht mehr bei ihm melden würdest."
Wieder setze ich meine Bierflasche an meinen Mund. Ich weiß es ja, das ist ja das Lächerliche daran und trotzdem.
"Jungkook", fährt Namjoon jetzt fort, "falls das zwischen euch klappt, muss es auch nicht heißen, dass es unweigerlich darauf hinausläuft dass du verletzt wirst. Natürlich kann auch diese Beziehung in die Brüche gehen, aber wird es nicht mal langsam Zeit, positive Erfahrungen zu sammeln?"
Ich seufze. Er hat recht.
Ich glaube, ich würde mir wirklich ein Leben lang Vorwürfe machen und ich kann nicht vor jeder Beziehung davon laufen.
Ich glaube, die Aussicht, für immer alleine zu sein, gefällt mir auch nicht sonderlich. Und von all dem mal ganz abgesehen. Taehyung hat es mir wirklich angetan.
Ich gucke nun zu Namjoon rüber: "Sag mal, aber wie soll ich mit seiner Essstörung umgehen? Was ist, wenn er sich nicht helfen lassen will und am Ende stirbt oder so?"
Da sind schon wieder die nächsten Zweifel. Der Gedanke, mich mehr und mehr in meinen Gefühlen für Taehyung zu verlieren und ihn leiden zu sehen und nichts dagegen tun zu können, macht mir Angst.
Namjoon legt seine Hand auf meine Schulter.
"Vielleicht bist aber auch Du derjenige, den er jetzt braucht und mit dem er es gemeinsam schaffen kann, daraus zu kommen. Ich weis dass das alles zusätzlich sehr belastend für dich ist, aber schreib ihn und trete mit ihm in den Kontakt. Lass das alles auf dich zukommen und höre auf dein Herz".
Namjoon lächelt mich ermutigend an. Er hat recht und bevor ich es mir anders überlege, nehme ich mein Handy in die Hand und tippe Taehyung eine Nachricht. Dann drücke ich auf absenden. Geschafft.
Trotz der ganzen Zweifel, überkommt mich ein Gefühl der Erleichterung und ich hoffe insgeheim, dass er mir noch eine Chance gibt.
Während Namjoon und ich uns noch unterhalten, werfe ich immer wieder einen Blick auf mein Handy. Die Nachricht ist zwar durch gegangen, aber er scheint sie noch nicht gelesen zu haben.
"Jungkook", sagt Namjoon, "mach dich nicht verrückt." Aber genau das tue ich.

Es wird auch nicht besser als ich kurz nach 23 Uhr den Heimweg antrete.
Gegen 1 Uhr dann, gebe ich das Warten auf. Er schläft bestimmt eh schon längst. Also lege auch ich mich ins Bett und versuche, etwas Schlaf zu finden.

Das erste, was ich am Morgen mache, sind meine Nachrichten zu checken, aber immer noch keine Nachricht von Tae. Maaaan. Er hätte sie spätestens heute morgen lesen müssen. Stattdessen leuchtet jetzt mein Display auf und Namjoon versucht mich anzurufen. Was will er denn so früh? Es ist acht Uhr morgens. Ich gehe ran: "Ja? Was gibt's? "Hast du mal auf die Uhr geguckt?".
"Dir auch einen wunderschönen Guten Morgen". Ich rolle mit den Augen, doch Namjoon redet schon weiter. "Jungkook", es geht um Taehyung. Er ist nicht in der Kita aufgetaucht und auch seine Kolleginnen haben ihn nicht erreicht, sie meinten auch, dass er bisher noch nie verschlafen hat." "Hat er dir bereits geantwortet?"
Mit einem Mal bin ich hellwach und springe aus dem Bett, um mich anzuziehen, während ich mein Telefonat mit Namjoon, auf laut stelle.
"Nein hat er nicht", antworte ich, "Oh Gott, was ist, wenn was passiert ist?" Hast du die Tage mit Yoongi geredet? Weißt du, ob er bei Jimin war?" Namjoon vereint dies und ich rede weiter.
"Ich muss jetzt wissen, wann Jimin ihn zuletzt gesehen hat. Danke Namjoon für die Info, ich versuche eben Yoongi zu erreichen."
"Er kann mir bestimmt Jimins Nummer geben und dann fahre ich direkt zu Taehyungs Wohnung und sehe nach."
"Jungkook, das klärt sich bestimmt alles auf, fahr vorsichtig und gib mir bitte Bescheid, okay?".
Damit legen wir auf und ich rufe Yoongi an.
Es dauert eine halbe Ewigkeit, bis dieser Schlaftrunken ans Telefon geht und mich erst einmal beleidigt, was mir einfalle, so früh anzurufen. Doch nachdem ich ihm die Situation schildere, klingt auch er besorgt und gibt mir Jimins Nummer.
Das einzige, was mich etwas beruhigt ist, dass Yoongi sich gestern wohl noch mit Jimin getroffen hat und dieser erwähnte, dass Taehyung am Abend noch mit Jieun unterwegs war.
Ich bedanke mich für die Info und beende das Gespräch. Ich verlasse bereits meine Wohnung, als ich Jimin anrufe. Im Auto stelle ich die Freisprechanlage an.
Ich bin erleichtert, als dieser sofort rangeht.
"Jungkook??", scheint dieser mehr als überrascht zu sein, mich am Telefon zu haben und sogleich kippt seine Überraschtheit in Panik. "Oh Gott, ist was mit Taehyung passiert?"
"Jimin hör zu, das weis ich nicht", jedenfalls ist er nicht in der Kita aufgetaucht und meine Nachricht, die ich ihm gestern geschrieben habe, hat er bisher auch nicht gelesen.
Ich habe gehofft, du weißt vielleicht Bescheid, was da los ist?"
"Scheiße", kam nur von Jimin und ich höre im Hintergrund wie er, scheinbar zu seinen Kollegen sagt: "Es gibt einen Notfall, ich muss los, es tut mir leid", dann redet er wieder zu mir. "Danke Jungkook, ich mache mich auf den Weg und sehe nach, ich rufe dich an, sobald ich mehr weis, okay?"
"Jimin, ruf am besten erstmal Jieun an. Ich bin schon auf dem Weg zu Taehyung, frag Jieun und melde dich dann wieder bei mir, ja?"
Jimin willigt ein und fünf Ḿinuten später rief er mich wieder zurück.
"Also Jieun weis auch nichts. Sie beide waren gestern Abend noch spazieren und gegen 19-20 Uhr müsste er wieder zuhause gewesen sein."
Das fühlt sich alles nicht gut an.
Ich fröstel innerlich und mein Herz schlägt unangenehm in meiner Brust. Ich hoffe, er hat einfach nur verschlafen. Schlimmstenfalls ist er ohnmächtig geworden und hat sich verletzt. Ich mag mir das gar nicht ausmalen, was passiert sein könnte.
"Jungkook, wo bist du jetzt?"
"In ungefähr 10 Minuten bin ich da", antworte ich Jimin. "Okay, ich mache so schnell ich kann und nehme mir ein Taxi."
"Klingel schon mal bei ihm. Ich habe sonst einen Haustürschlüssel, falls er die Tür nicht öffnet."

Wir beenden das Telefonat und als ich vor seiner Wohnung ankomme, bin ich so unglaublich nervös. Als erstes werfe ich einen Blick zu seiner Wohnung hinauf. Komisch, es scheint Licht zu brennen, obwohl es bereits hell ist.
Dann klingel ich. Es wäre ja auch zu schön gewesen, wenn ich jetzt Taehyungs überraschte verschlafene Stimme hören würde. Stattdessen bleibt die Türklingel unbeantwortet.
Nach dreimal vergeblichen Klingeln, klingel ich bei Nachbarn durch, bis mir endlich einer die Tür öffnet. Dann versuche ich es eben nochmal so und klopfe direkt an seiner Haustür. Denn vielleicht hat er ja auch nur einfach seine Klingel abgestellt.
Doch wieder erfolgt keine Reaktion.
Panik steigt in mir auf und ich bin erleichtert, als ich endlich Jimin höre, der keuchend die Treppen nach oben sprintet.
Als er vor der Haustür ankommt, schüttel ich den Kopf und wir schauen uns einen Moment unsicher an, ehe er sich der Haustür zuwendet und diese langsam aufschließt. Ich habe währenddessen das Gefühl, mein Herz springt mir gleich aus der Brust.

Gebrochen | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt