Kapitel 27

26 1 0
                                    

Taehyung und ich hatten nach dem Abendbrot leider nicht mehr viel Zeit zusammen. Schon kurze Zeit später kam eine Pflegekraft herein und hat mich gebeten, morgen wieder zu kommen. Immerhin haben sie mich länger als die offiziellen Besuchszeiten bei ihm sein lassen.
Am Abend bin ich dann noch bei Namjoon vorbeigefahren. Er passt zur Zeit auf Bam auf und ich bin gestern mit ihm noch eine große Runde Gassi gegangen. 

Jetzt ist bereits der nächste Tag angebrochen und ich will heute so früh wie möglich ins Krankenhaus fahren, um an Taehyungs Seite zu sein. Allerdings fangen die Besuchszeiten erst nach dem Mittagessen an.  Ich bin unruhig. Da Taehyung zur Zeit kein Handy hat, da es von der Polizei einbehalten wurde, um mögliche Beweise zu sichern, schnappe ich mir jetzt eines von meinen alten. Wer weis wann er es endlich wiederbekommt und es macht mich wirklich wahnsinig keinen Kontakt mit ihm halten zu können. 
Ich gucke auf die Uhr, es ist kurz vor 08 Uhr morgens. Das müsste passen, denke ich. Ich gehe also zu meinem Auto und fahre dann zum Krankenhaus. 
An der Station versuchen Sie mich erst abzuwimmeln, da noch längst keine Besuchszeit ist.
Ich erkläre mein Vorhaben und überlasse dem medizinischen Fachpersonal das Handy, welches Sie Taehyung geben sollen. Daraufhin verlasse ich die Klinik wieder und gehe in ein angrenzendes Café, indem ich mir etwas zum Frühstück bestelle. 
Etwa eine Stunde später vibriert mein Handy und mein Puls geht augenblicklich schneller.
Sofort öffne ich den Chat und beginne zu lesen:
"Oh Jungkook!!, ich kann nicht glauben, dass du das gemacht hast und schon so früh hier warst! Vielen Dank!!! <3"
Er ist gerade dabei zu schreiben und ich schicke als Antwort nur ein Herz in den Chat und warte dann auf seine nächste Nachricht.
"Ich komme gleich auf eine andere Station, dann bin ich endlich von der Intensivstation weg >.< Aber vorher will nochmal ein Arzt mit mir reden. Aber ich denke später, wenn ihr vorbeikommt, bin ich sicherlich schon in meinem neuen Zimmer :)"
Ich spüre ein Ziehen in meiner Brust. Er wird dann sicherlich auf die Krebsstation verlegt und dann erfolgt bestimmt gleich das Gespräch. Eine weitere Nachricht geht ein.
"Ich bin so froh das du an meiner Seite bist, Danke <3"
Jetzt bin ich es, der eine Nachricht tippt, mir egal was irgendwer davon hält, ich kann nicht einfach tun, als wüsste ich nichts und Taehyung so unvorbereitet, ganz alleine lassen. Könnten seine Freunde oder seine Familie wenigstens an seiner Seite sein.
Noch während ich tippe, springe ich auf und bezahle, dann gehe ich wieder in Richtung Klinik und schicke meine Nachricht ab.
"Taehyung, ehrlich gesagt wird das Gespräch heute, dass die Ärzte mit dir führen wollen, ernster sein. Ich möchte dir keine Angst machen. Ich wünschte, ich könnte dann an deiner Seite sein. Ich möchte einfach, dass du weißt, dass ich, sobald mich das Klinikpersonal rein lässt, zu dir komme, okay? <3"
Und wieder stehe ich vor der Station und klingel. Mittlerweile ist es 09:30.
“Sie sind ja schon wieder hier”, werde ich auch direkt begrüßt und die Dame an der Rezeption klingt dabei nicht herablassend, im Gegenteil liegt ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht. 
“Es tut mir leid”, sage ich und fahre dann fort, "Waren die Ärzte schon bei Taehyung?"
Sie schüttelt den Kopf und gibt zur Antwort, dass sie gegen 10 Uhr kommen werden.
“Hören Sie”, sage ich jetzt, “kann man keine Ausnahme machen und mich dabei sein lassen? Wenn Patienten erfahren, dass sie Krebs haben oder andere schlechte Neuigkeiten bekommen, dann wird ihnen doch auch kein Beistand verwehrt.”
Ich schaue sie jetzt verzweifelt an. Ihr Lächeln wird größer. 
“Es gibt hier immer mögliche Ausnahmen und glauben Sie mir, die Ärzte haben hier eh nicht das Sagen und sie wissen, man sollte sich besser nicht mit uns anlegen. Na los, gehen Sie schon. Ich gebe den Ärzten vorher Bescheid, dass Sie dabei sein werden.”
Ich war eigentlich darauf gefasst, noch mehr Betteln zu müssen, umso überraschter bin ich mit ihrer Antwort. Ich verbeuge mich tief und bedanke mich, ehe ich dann mit klopfenden Herzen zu Taehyungs Zimmer gehe. 
Ich klopfe kurz an, bevor ich eintrete. Als Taehyung mich erblickt, werden seine Augen groß.
“Was?, wie?”, sagt er und ich nehme mir einen Stuhl, den ich zu ihm ans Bett stelle und mich setze.
“Ich hab gefragt und überraschender Weise haben sie mich gelassen und voila, hier bin ich.”
“Jungkook!” Taehyung streckt seine Arme in meine Richtung und ich rutsche etwas näher an ihn heran.
Diese Umarmung fühlt sich unglaublich an.
“Danke”, murmelt Taehyung an meinem Ohr. Für meinen Geschmack etwas zu schnell, lösen wir uns wieder voneinander und mich trifft ein besorgter Blick.
“Das Gespräch wird also nicht leicht, ja?” spricht Taehyung nun leise.
Ich nehme seine Hand und drücke sie.
“Tae”, spreche ich, "Nein, das wird es nicht und wir alle wissen es bereits. Aber es wird wieder alles gut, okay?” 
Taehyungs Blick hat sich gesenkt und er antwortet mir: “Ich habe schon seit längerem das Gefühl, dass etwas mit meinem Körper nicht stimmt, ich meine ganz davon abgesehen, dass ich Anorexie habe…”
Dann richtet er seinen Blick wieder nach oben und sieht mich an.
“Danke, dass du mir das gesagt hast und dass du jetzt bei mir bist, das bedeutet mir wirklich viel.”
Ich merke, dass er versucht, stark zu bleiben. Ich ziehe ihn wieder in meine Arme. Diesmal verharren wir länger in der Umarmung. Als wir uns voneinander lösen, umfasse ich sein Gesicht mit meinen Händen und sage: ”Denk dran, egal was sie dir gleich sagen, ich bleib an deiner Seite und ich werde auch dann da sein, wenn du endlich hier raus kommst, okay? Ehrlich gesagt kann ich es gar nicht abwarten.” 
Jetzt lächelt Taehyung und ich drücke ihm einen Kuss auf die Stirn.

Gebrochen | TaekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt