Stupid things have good outcomes all the time

Rafe

Das laute Zwitschern der Vögel weckt mich langsam aus meinem erholsamen Schlaf. Noch nicht ganz wach, blicke ich auf mein Handy, das auf dem Nachttisch liegt. Ah, hier habe ich es also vor Toppers Party vergessen - gut zu wissen.

Die Uhr zeigt an, dass ich nicht den ganzen Samstag verschlafen habe.
15:37 - Zeit, aufzustehen.

Ich strecke mich ausgiebig und schlurfe die große Treppe hinunter, um etwas zu essen. Ich habe seit Freitagabend nichts mehr gegessen, und das macht sich jetzt deutlich bemerkbar. Immer noch müde, gehe ich in die große Küche, die für meinen Geschmack viel zu kühl dekoriert ist, und öffne den Kühlschrank, um mir Milch herauszunehmen.

Ich kriege fast einen Herzinfarkt, als ich die Tür schließe und Rafe plötzlich neben mir steht. „Na? Wie war deine wilde Nacht mit den Pogues?" fragt er lächelnd und lehnt sich lässig an den Kühlschrank.

Rafe ist ohne Frage ein gut aussehender Mann. Er ist groß, breit gebaut, und sein Lächeln hat etwas sehr Charmantes.

Ich setze mich mit der Milch in der Hand an den Küchentisch und wage es, ihn anzusehen. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht," sage ich bewusst schnippisch.
Ich will nicht mit Rafe über das alles reden, vor allem, weil ich mir noch gar nicht sicher bin, was ich mit den Informationen von heute Morgen anfangen soll. Und außerdem habe ich mir weder die Haare gekämmt noch einen Blick in den Spiegel geworfen.

Sichtlich amüsiert setzt er sich neben mich und muss sich ein Schmunzeln verkneifen. „Hör zu, ich verstehe dich," beginnt er. „Du warst schon immer der Typ Mensch, der immer nur das Gute in den Leuten sieht. Du willst immer allen helfen, und das respektiere ich. Aber... lass mich dir einen Rat geben."

Ich zwinge mich zu einem aufgesetzten Lächeln. „Und der wäre?"

„Vergeude deine Zeit nicht mit Menschen, die nicht gerettet werden wollen. Und unser Freund JJ scheint mir genau so einer zu sein."

Wenn ich ihn nicht besser kennen würde, könnte ich fast glauben, dass er besorgt ist. Aber Rafe ist nicht der einfühlsame Typ.
Oder doch?

„Woher willst du das wissen? Du kennst ihn doch gar nicht."
Ich versuche, dominant und ernst zu klingen, ihm zu zeigen, dass er mich nicht einschüchtern kann. Aber es ist schwer ihm gegenüber. Er hat etwas Bedrohliches an sich, das mich unsicher macht.

Rafe, sichtlich unbeeindruckt von meinen Worten, lehnt sich im Stuhl zurück und blickt an die Decke. Eine eher defensive Haltung, wie ich finde. „Weißt du, Laura, jeder hat seine Geheimnisse, seine Vergangenheit - auch JJ."

Mit diesen Worten steht er auf, und ehe ich etwas erwidern kann, kommt Topper in die Küche. „Alles in Ordnung?"

Er muss bemerkt haben, dass die Situation zwischen mir und Rafe aufgeladen ist. Seine Frage richtet er direkt an mich, seine Sorge ist echt.
Man kann über Topper viel sagen, aber wenn es hart auf hart kommt, würde er mich immer beschützen.

„Ja, na klar," sagt Rafe und klopft ihm brüderlich auf die Schulter. „Wir haben uns nur unterhalten."

Ich nicke zustimmend, um eine Diskussion oder gar einen Streit zu vermeiden. Eine Diskussion, die ich ohnehin verlieren würde. Schließlich hat er nichts wirklich Böses gesagt, und ich kann unmöglich erzählen, dass ich von dem Tagebuch weiß und mir das Ganze deshalb wie eine Drohung vorkam.

Die beiden verlassen die Küche, um surfen zu gehen, und ich bin endlich allein.
Ich mache mir mein Müsli, auf das ich mich schon die ganze Zeit gefreut habe, und esse es in aller Ruhe.

Ich krame mein Handy aus der Hosentasche und gehe die verpassten Anrufe und Nachrichten von letzter Nacht durch.
Nichts Ungewöhnliches: ein paar Anrufe von meiner Mom und Topper sowie vereinzelte Nachrichten. Eine Nummer jedoch ist seltsam.
Eine unbekannte Nummer, die mich heute Morgen um 8 Uhr erreichen wollte, während ich tief und fest geschlafen habe.

In meinem Kopf brodelt es. Anrufen oder nicht?
Ich klicke auf den grünen Hörer und halte mir das Handy ans Ohr, gespannt, wer abnehmen würde.

„Hey, ich dachte schon, du bist tot."

Es ist JJ. Darauf war ich nicht vorbereitet.