Gefühle

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Unsicher blicke ich ihn an. Habe ich etwas Falsches gemacht? Habe ich die Signale falsch gedeutet?

„Tut mir leid, ich… ich hätte das nicht tun sollen“, sage ich rasch und weiche von ihm zurück.

„Nein“, sagt er und greift nach meiner Hand. „Es… es ist nicht so, dass ich es nicht will, es ist nur…“ Er hat Mühe, die richtigen Worte zu finden. „Ich bin kein guter Mensch“, sagt er mit Tränen in den Augen, die er aber schnell wegwischt.

„JJ… das ist nicht wahr.“

Er schüttelt vehement den Kopf. „Woher willst du das wissen? Du kennst mich ja gar nicht“, sagt er und lässt meine Hand wieder los.

Sofort muss ich an Rafes Worte denken – dass er nicht gerettet werden will. Dass diese Worte so eine Wirkung auf mich haben, macht mich wütend. Ich will jetzt nicht an Rafe denken. Rafe ist an all dem überhaupt schuld.

Und trotzdem würde ich am liebsten los schreien, ihn anbrüllen, weil seine Worte mich wieder zutiefst verletzen. Aber es geht nicht um mich, es geht um ihn.

Wie soll er je an sich glauben, wenn sein Vater ihm permanent einredet, dass er kein guter Mensch ist?

Ich atme also tief ein und versuche, meine Wut außen vor zu lassen. Er braucht jetzt Verständnis, aber was ist mit dem, was ich brauche?

Die Sache wächst mir über den Kopf, und ich bin zu angetrunken, um jetzt eine anständige Konversation mit ihm zu führen. Vielleicht hätten wir uns gar nicht geküsst, wenn der Alkohol nicht gewesen wäre. Vielleicht war das alles ein Fehler.

Ich gehöre hier nicht hin, ich gehöre nicht zu den Pogues. Ich will nicht Teil eines Dramas sein, aber ich will ihn auch nicht verlieren. Ich will John B und Sara nicht verlieren, sogar Pope und Kiara.

Aber ich will auch keine Kook sein. Ich will nur Laura sein, und das sollte genügen.

„Wir… wir sollten zum Boot gehen, es ist spät“, sage ich und stehe auf.

„Warte, ich… es tut mir leid, Laura, bitte geh nicht. Es tut mir leid“, fleht er und stellt sich dicht vor mich hin. Behutsam lege ich meine Hand auf seine Brust und spüre seinen schnellen Herzschlag unter meinen Fingern. „Es ist alles in Ordnung. Lass uns einfach darüber schlafen und morgen darüber reden.“

Ich halte das wirklich für die beste Option. Wir sind beide angetrunken und nicht ganz Herr über unsere Emotionen. Ich will mit ihm darüber reden, ihm beistehen und Halt geben, aber ich will mich nicht selbst dabei verlieren.

Ich will mich nicht ohnmächtig meinen Emotionen hingeben, so schwer es mir auch fällt. Sein Blick wird sanft, und er stimmt mir mit einem Nicken zu. Schweigend gehen wir zum Boot und klettern über die Reling hinein.

Sara und John B liegen aneinander gekuschelt in der Kabine auf dem Boden, und gleich daneben liegen Kiara und Pope. „Es wird eine warme Nacht, also…“ sagt er und deutet auf den Boden.

Ich stimme ihm wortlos zu, und wir legen uns nebeneinander auf den Boden des Bootes und starren in den Sternenhimmel.

Eine Weile liegen wir schweigend nebeneinander, als seine linke Hand vorsichtig meine nimmt. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter und betrachte weiterhin die Sterne am Himmel.

Ob die Sterne über Outer Banks genauso aussehen?

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt