Ein neuer Plan, schon wieder

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Sara und John B setzen sich mit Rafe an einen Tisch und arbeiten das Skript für sein Telefonat mit Mrs. Limbrey aus, während wir anderen überlegen, wie wir an die Nachbildung des Relikts kommen könnten, ohne in das Museum einbrechen zu müssen.

„Ist euer Geschichtslehrer nicht vertraut mit der ganzen Geschichte?“ frage ich Pope, der mich ein wenig ratlos ansieht. „Vielleicht könnte er im Museum anrufen und die Leute bitten, uns die Nachbildung für ein Schulprojekt auszuhändigen? Er hat euch doch auch schon beim Kreuz geholfen, oder nicht?“

Mein Vorschlag scheint ihm zu gefallen, und auch Kiara und JJ nicken anerkennend. JJ hat sich bisher nicht zu meinem Geständnis geäußert, und die anderen sind so nett, das Thema fürs Erste ruhen zu lassen. Aber seine Hand, die sanft auf meinem Bein liegt, sehe ich als gutes Zeichen.

„Ein Versuch ist es wert,“ sagt Pope und zieht sein Handy heraus, bevor er in die Küche geht, um in Ruhe zu telefonieren.

Die anderen drei scheinen mit ihrem Skript fertig zu sein und setzen sich zu uns. Angespannt warten wir auf Pope. Hoffentlich klappt mein Plan.

Mit einem breiten Grinsen kehrt er ins Wohnzimmer zurück. „Wir können es heute Abend abholen! Er kennt den Besitzer des Museums, und der wird uns die Nachbildung des Relikts aushändigen.“

Eine Hürde ist geschafft. Jetzt bleibt die zweite:

Nervös tippt Rafe die Nummer ein und stellt das Handy auf Lautsprecher. Gespannt blicken wir alle darauf und warten, dass Limbrey abhebt.

„Mr. Cameron, was für eine Überraschung,“ ertönt ihre kühle, ruhige Stimme.

„Ja, ähm, ich habe über Ihr Angebot nachgedacht, die Pogues auszuspionieren,“ sagt er, und erstaunte Blicke gehen durch die Runde.

Haben ihre Leute ihn deswegen verletzt, weil er sich geweigert hat, uns auszuspionieren?

„Wirklich? Sie haben also Ihre Meinung geändert,“ erwidert sie, mit hörbarem Spott in der Stimme.

„Ja, das habe ich,“ sagt Rafe.

„Das bedeutet wohl, dass Miss Thornton Ihre Gefühle nicht erwidert und sich für den Pogue entschieden hat?“ Sie lacht leise, hörbar amüsiert über seine Situation.

Rafes Blick trifft flüchtig meinen. Er hat Gefühle für mich? Das war mir nicht klar. „Ja, genau das bedeutet es,“ sagt er und senkt den Blick, bevor er fortfährt. „Die Pogues haben einen Plan: Sie wollen heute Nacht ins Museum einbrechen, um die Nachbildung des Relikts zu holen und sie dann gegen das echte Relikt auszutauschen.“

Er hält sich genau an das Skript, das er zuvor mit John B und Sara ausgearbeitet hat.

„Also wollen sie auf meinen Deal eingehen, nur um mich dann zu hintergehen?“ fragt Limbrey misstrauisch.

„Genau. Setzen Sie sie zeitlich unter Druck – geben Sie ihnen nur bis morgen früh, um das Relikt und das Grabtuch zu besorgen. Postieren Sie Männer vor dem Museum, damit sie sich nicht aufteilen und einbrechen können. So haben sie keine Möglichkeit, Sie zu hintergehen. Sie werden ihren Freund nicht sterben lassen und so gezwungen sein, Ihnen alles zu übergeben.“

Rafes Schauspiel beeindruckt mich. Er klingt genau so durchtrieben und skrupellos wie sie, aber ich weiß, dass er das nicht ist. Nicht mehr.

„Nun gut, Mr. Cameron, ich schätze Ihre Kooperation. Treffen Sie mich in zwei Stunden am Hafen, dann können wir alles genau besprechen,“ sagt sie und legt auf, während wir alle in völliger Stille zurückbleiben.

Der Plan steht – los geht’s.

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt