ab nach Charleston

124 4 0
                                    


Wir sind die Ersten, die wieder zurück am Hafen ankommen und setzen uns an den Steg. Ich lasse die Füße ein paar Zentimeter über dem klaren Wasser baumeln und versuche zu verarbeiten, was gerade geschehen ist. Ich blicke zu JJ, der konzentriert auf seine Beine starrt.

„Es tut mir leid, dass ich dich belogen habe,“ sagt er leise, und sein Blick trifft meinen. Es bricht mir das Herz, ihn so zu sehen. Seine Augen spiegeln den Schmerz und die Traurigkeit wider.

„Warum hast du es getan?“ frage ich, während unsere Blicke weiterhin verbunden bleiben.

Er schüttelt den Kopf und lächelt leicht. „Ich weiß es nicht. Ich... ich wusste nicht, wohin ich sollte, und ich wollte einfach bei dir sein.“ Seine ehrlichen Worte jagen mir einen Schauer über den Rücken.

„Du hättest mir die Wahrheit sagen können. Ich hätte es verstanden... oder zumindest versucht, es zu verstehen.“

Wieder lächelt er leicht und blickt auf das offene Meer vor uns. „Es ist, wie mein Dad gesagt hat: Ich bin kein guter Mensch.“

Dass sein Dad ihm diese Worte so oft eingeprügelt hat, dass er sie mittlerweile selbst glaubt, erfüllt mich mit Wut. Mag sein, dass er nicht perfekt ist, aber ein schlechter Mensch? Auf keinen Fall.

Ich greife nach seiner Hand, und sein Blick trifft erneut meinen. Ich kann nicht anders, als einen Blick auf seine Lippen zu riskieren, und beiße mir leicht auf meine. Langsam nähern sich unsere Gesichter, und ich spüre seine rechte Hand an meiner Wange – bis wir abrupt von Kiara und Pope unterbrochen werden, die sich lautstark bemerkbar machen.

Schnell weiche ich von JJ zurück, und auch er dreht sich hastig weg. „Oh, ich hoffe, wir haben euch nicht bei etwas Wichtigem gestört,“ sagt Kiara mit gespielter Freundlichkeit und einem sarkastischen Lächeln.

Ich weiß nicht, ob sie eifersüchtig ist oder mich einfach nicht leiden kann, weil ich eine Kook bin, aber Kiara und ich werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr.

Vielleicht ist sie in JJ verliebt? Vielleicht waren sie sogar mal ein Paar? Auf dem Weg nach Charleston werde ich das vielleicht herausfinden.

Kiara setzt sich auf die andere Seite neben JJ und flüstert ihm etwas ins Ohr. Sie will mich provozieren, das spüre ich, aber ich lasse es nicht zu. Ich stehe auf und gehe rüber zu Pope, der im Tagebuch blättert.

„Und? Haben wir ein Boot?“ fragt er mich, ohne den Blick vom Buch zu nehmen.

„Ja, wir haben den Schlüssel für die Phantom,“ erkläre ich und lasse die Details über die Begegnung mit JJs Vater aus. Ich weiß nicht, wie viel seine Freunde wissen, aber es liegt nicht an mir, es ihnen zu erzählen.

Ich blicke rüber zu Kiara und JJ. Was sie wohl gerade besprechen?

„Die beiden waren mal zusammen,“ sagt Pope, der meinen Blick wohl bemerkt hat. „Für sie war es mehr als für ihn. Das hat sie schwer getroffen.“

Mir wird schlecht. Nicht nur bin ich in einer Gruppe, die mich grundsätzlich eher skeptisch betrachtet, jetzt bin ich auch noch in eine Art Liebesdreieck verstrickt.

Meine Gedanken werden unterbrochen, als Sara und John B sich zu uns gesellen.

„Okay, Limbreys Leute sind noch da, aber von Limbrey selbst ist keine Spur,“ eröffnet John B und blickt zu Sara. „Das heißt, wir sollten uns sofort auf den Weg nach Charleston machen. Sie wird noch mehr Leute auf der Insel haben, die uns beobachten.“

Alle nicken und packen ihre Sachen zusammen. JJ führt die Gruppe zu einem kleinen Boot, das etwas abseits liegt, und präsentiert stolz den Schlüssel.

„Wow... du hast das Boot deines Dads?“ John B wirkt überrascht.

„Ja, es war nicht ganz leicht, aber wir können loslegen.“ JJ setzt sein typisches Siegerlächeln auf, und wir steigen vorsichtig in das Boot.

Es ist ein kleineres Sportboot mit einer gemütlichen Kabine.

„Los geht's,“ sagt JJ und startet den Motor. Ich halte mich an der Reling fest und lasse zum ersten Mal in meinem Leben Outer Banks hinter mir.

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt