Sara und Rafe führen uns zu einem kleinen Haus in der Innenstadt, das einen wunderschönen Garten und eine rote Eingangstür hat. Der Rest der Gruppe folgt den beiden schweigend – nicht überzeugt, aber auch nicht widersprechend.Rafe öffnet die Tür und lässt uns alle eintreten. Ich bin die Letzte, die durch die Tür gehen will, werde jedoch von Rafe mit einer Handbewegung aufgehalten. „Können wir kurz drinnen reden?“ fragt er mich noch immer sichtlich angeschlagen, und ich nicke.
Drinnen blickt sich Sara fast schon melancholisch um. Für sie muss es schwer sein, mit Rafe hier zu sein. Das Haus birgt sicher einige schöne Erinnerungen, doch nach allem, was Rafe ihr und John B angetan hat, tut es vermutlich weh, daran zu denken.
Ich gehe mit Rafe in die Küche, während Sara und die anderen ins Wohnzimmer weitergehen. „Habt ihr hier ein Notfallset?“ frage ich Rafe, der sich an den Küchentisch gesetzt hat. Er deutet auf eine kleine Schublade, in der ich tatsächlich alles finde, was ich brauche.
Vor zwei Tagen habe ich noch JJ verarztet – es fühlt sich an wie ein grausamer Scherz.
Ich setze mich ihm gegenüber hin, halte aber trotzdem eine gewisse Distanz. Ich weiß, dass sich sonst niemand um seine Wunde kümmern würde. Und wenn er schon mit mir reden will, kann ich die Situation ja auch nutzen.
Vorsichtig desinfiziere ich die Wunde und versuche, seinem durchdringenden Blick auszuweichen.
„Und? Bist du jetzt eine Pogue?“ fragt er, mit derselben abfälligen Haltung wie damals Topper, als er mir diese Frage stellte.
„Nein… aber eine Kook bin ich auch nicht,“ sage ich, bemüht, distanziert und kühl zu klingen.
„Und JJ? Seid ihr… zusammen?“ Seine Neugier überrascht mich, doch sie macht mich auch wütend. Ganz bestimmt will ich mit Rafe nicht über JJ sprechen. Nicht nach allem, was passiert ist.
„Ist das der Grund, warum du mit mir reden wolltest? Wirklich?“ Ich reinige die tiefe Schnittwunde und klebe ein großes Pflaster darauf.
„Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe, und ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir alles leidtut. Aber für Limbrey bin ich jetzt genauso eine Bedrohung wie ihr... und ich kann nur am Leben bleiben, wenn ich ihr dieses verdammte Grabtuch bringe.“ Er klingt ernst, verzweifelt und auch ein wenig traurig.
„Und wer sagt uns, dass du uns nicht samt Grabtuch auslieferst?“ frage ich und blicke ihm direkt in die Augen.
Er legt seine Hand auf meinen Arm. „Niemand. Ihr müsst mir einfach vertrauen.“
Ein Räuspern lässt mich aufschrecken. JJ steht im Türrahmen und beobachtet uns misstrauisch.
„Siehst gut aus, Maybank,“ sagt Rafe provozierend und verlässt mit einem spöttischen Grinsen die Küche. „Seid ihr jetzt Freunde?“ JJs Tonfall ist rau und düster, und ich merke, dass ich die Dinge zwischen uns nicht mehr unausgesprochen lassen kann.
„Wir müssen reden,“ sage ich und will nach seiner Hand greifen, doch er zieht sie schnell weg. Ohne ein Wort geht er an mir vorbei die Treppe hoch, und ich folge ihm schnellen Schrittes in eines der Zimmer.
Ich schließe die Tür hinter mir und schaue zu JJ, der auf dem Bett sitzt. Langsam setze ich mich neben ihn. „Es tut mir leid… Es tut mir leid, was Kiara gesagt hat, und dass dein Dad ein Arsch ist. Es tut mir leid, dass Rafe hier ist und dass er dich verletzt hat. Es tut mir alles unglaublich leid, und ich wünschte, ich könnte das alles rückgängig machen.“ Die Worte sprudeln einfach aus mir heraus – ich muss es loswerden.
„Ich weiß, dass ich eine Kook bin und dass ihr mir nie vollständig vertrauen werdet, aber ich bin hier. Und ich will nirgendwo anders sein. Das Ganze hier… das zwischen dir und mir… macht mir echt Angst, aber ich will dich nicht verlieren.“
Er lacht leise auf. „Warum siehst du nicht, wie schlecht ich für dich bin? Sogar meine Freunde denken das Schlimmste, und ich… ich mache nur Probleme.“ Tränen steigen ihm in die Augen, doch wie immer lässt er sie nicht zu.
„Wie kann es sein, dass du nach allem, was passiert ist, noch hier bist?“ fragt er verzweifelt.
„Weil ich an das Gute im Menschen glaube. Weil ich weiß, dass du nicht perfekt bist – aber das bin ich auch nicht. Durch dich fühle ich mich endlich lebendig, wie ein Teil von etwas Größerem.“
Er wendet sich von mir ab und setzt seine vertraute Maske auf – seine schützende Maske, mit der er alle von sich wegstößt.
„Wenn wir das Relikt gefunden haben, solltest du wieder zurück in dein Leben. Zurück zu Topper und deinen Kook-Freunden.“ Seine Stimme ist eisig.
Es schmerzt. Es schmerzt unglaublich, aber anstatt dass sich Trauer oder Wut in mir ausbreiten, empfinde ich nur eine dumpfe Leere.
Ich habe es versucht. Ich habe versucht, für ihn da zu sein, ihm Halt zu geben – aber er will nicht. Er will mich nicht.
Ohne ein weiteres Wort verlasse ich das Zimmer und gehe ins Wohnzimmer, wo alle wild durcheinander reden und eifrig einen Plan schmieden. Je schneller ich und Rafe ihnen helfen können, das Relikt zu finden, desto schneller kann ich wieder weg von hier.
Ich bin keine Pogue und werde es wohl nie sein.
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Stupid things have good outcomes all the time
RomanceJeder kennt die Geschichte von John B und Sara Cameron. Doch was passiert wenn Laura Thornton, Toppers Schwester sich in JJ Maybank verliebt ? Kann ihre Liebe die Kluft zwischen den Kooks und den Pogues überwinden oder hat ihre Zweisamkeit keine Zu...