Die Tage danach

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Vier Tage später

Die letzten Tage fühlten sich surreal an. Nach einer Nacht in einem Hotel in der Nähe des Polizeipostens durften ich und die anderen endlich nach Hause. Endlich konnte ich auch JJ im Krankenhaus besuchen.

Meine Mom hat seit meiner Rückkehr kein Wort mit mir gesprochen. Ihre Trauer sitzt tief, und ich weiß, dass sie mir und den Pogues die Schuld gibt.

Die Trauerfeier für Topper ist in zwei Tagen, und die meiste Zeit verbringe ich entweder bei JJ im Krankenhaus oder bei John B.

Rafe ist zwar nicht mehr im Gefängnis, aber auf meine Nachrichten hat er nicht reagiert. Sara hat mir erzählt, dass er wieder zu Hause ist. Durch die letzten Ereignisse scheinen die beiden wieder etwas zueinandergefunden zu haben.

Hier in den Outer Banks hat sich ansonsten nichts verändert – die Kooks hassen die Pogues, und umgekehrt. Doch ich weiß, dass für mich nichts mehr so sein wird wie früher. Nie mehr.

Ich sitze in John Bs alter Schrottkiste, die mir mittlerweile sehr ans Herz gewachsen ist, und fahre mit den Pogues zu JJ ins Krankenhaus. Heute wird er endlich entlassen.

Aufgeregt laufe ich im Wartebereich hin und her, überglücklich, JJ nach Hause zu holen. Plötzlich sehe ich ihn, wie er sich mit einem Stock in der linken Hand auf mich zubewegt.

JJ's Verletzungen waren schwerwiegend. Er hat viel Blut verloren, sie mussten ihm eine Niere entfernen, und die Kugel hat seine Hüfte beschädigt – daher braucht er für eine Weile einen Stock zum Gehen.

„Hey“, sage ich grinsend und schlinge meine Arme um ihn. Es ist so schön, ihn außerhalb des Krankenbetts und befreit von all den Schläuchen zu sehen.

„Hey... du hast mir gefehlt“, flüstert er und streicht mir sanft durch die Haare.

„Okay, dürfen wir auch mal?“ fragt Kiara lachend, und ich weiche etwas zurück, damit sie ihn begrüßen kann, gefolgt von Sara, John B und Pope.

„Es... es tut mir so leid“, sagt Pope, seine Stimme brüchig, während ihm die Tränen in die Augen steigen. JJ klopft ihm brüderlich auf die Schulter und zieht ihn in eine Umarmung.

„Hey“, sagt eine Stimme hinter uns. Ich drehe mich um und sehe Rafe unsicher dastehen. Das ist das erste Mal, dass ich ihn wiedersehe seit jener Nacht.

„Ich... ähm, ich hab gehört, dass du heute entlassen wirst“, murmelt er verlegen und schaut zu Boden. JJ geht schnellen Schrittes auf ihn zu, und ich befürchte das Schlimmste – doch anstatt ihn zu schlagen oder anzuschreien, reicht JJ ihm die Hand.

„Du hast meine Freunde gerettet... und dafür werde ich dir immer dankbar sein.“

Ich habe JJ erzählt, was nach Limbreys Schuss auf Topper passiert ist: dass Rafe sie überwältigte und sie tötete, um uns alle zu retten. Die beiden hier so zu sehen, bedeutet mir einfach alles.

Aufgewühlt von all diesen Gefühlen machen wir uns auf den Weg zum Auto. „Ich hab noch was für euch“, sagt Rafe plötzlich und greift in seinen Rucksack.

„Hier“, sagt er und reicht Pope das Relikt und das Grabtuch. Er hat es mitgenommen – für uns.

„D-danke“, sagt Pope ungläubig und hält beides fest in den Händen.

„Ist Denmark Tannys Grab nicht hier in der Nähe?“ fragt JJ und stützt sich lässig auf seinen Stock. „Wie wär's mit einer letzten Mission?“ Ein wehmütiges Lächeln spielt auf seinen Lippen.

„Ich glaube, das würde Topper gefallen, wenn wir ihn alle zusammen ehren“, ergänzt Sara und kämpft erneut mit den Tränen.

Seit jener Nacht ist ein Teil von ihr zerbrochen. Genauso wie in mir.

„Dann lasst uns das zu Ende bringen“, sagt Pope entschlossen und führt die Gruppe ein letztes Mal an – zu Denmark Tannys Grab.

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt