Trauer

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Weinend kauere ich mich neben Topper und nehme seine Hand. Sanft zieht Rafe Sara von ihm weg und wiegt sie tröstend hin und her.

Bitterlich schluchzend lege ich meinen Kopf auf Toppers leblose Brust, in der verzweifelten Hoffnung, seinen Herzschlag zu hören.

Das kann nur ein grausamer Scherz sein. Das darf einfach nicht wahr sein.

„Es tut mir so leid,“ flüstert Rafe immer und immer wieder, während er zärtlich über Saras Haar streicht.

„Ist Limbrey… tot?“ fragt Pope, der gerade ihren leblosen Körper auf dem Boden entdeckt hat.

„Ja, nachdem sie auf Topper… ge… geschossen hat, habe ich sie überwältigt und… getötet,“ sagt Rafe mit stockender Stimme.

Überwältigt von dem, was er gerade gehört hat, kniet Pope sich ebenfalls zu uns und streicht mir beruhigend über den Rücken.

„Wir… wir sollten die Polizei rufen,“ sagt er leise, und Tränen laufen ihm über die Wangen. Ich nicke und drücke noch einmal Toppers Hand, bevor ich mich sanft löse und weinend in Popes Armen versinke.

Rafe tippt die Nummer der Polizei in sein Handy, als plötzlich die Sirenen von draußen ertönen. Jemand muss die Schüsse gehört haben.

Einige Polizisten betreten das Gebäude und fordern uns auf, die Hände hochzunehmen und Abstand von Topper und Limbrey zu halten.

Vier Jugendliche und zwei Leichen – wie sollen wir uns aus dieser Situation herausreden?

Die Beamten legen uns sofort Handschellen an und führen uns unsanft nach draußen zu den Streifenwagen. Niemand von uns wehrt sich. Als sich die Tür schließt, werfe ich einen letzten Blick zu Topper.

Die nächsten Stunden vergehen wie in einem Film. Das Klingeln in meinen Ohren wird langsam besser, aber wirklich klar denken kann ich noch immer nicht. Wir werden alle der Reihe nach befragt.

Ich sitze in einem kleinen Raum mit einem der Officer am Tisch. In der Mitte steht ein Diktiergerät.

„Okay, erzählen Sie uns von Anfang an, was passiert ist,“ fordert der Officer und reicht mir ein Glas Wasser.

Ich beginne sofort, alles zu erzählen. Kein Detail lasse ich aus. Ich erwähne Limbreys Drohungen, den Plan, sie auszutricksen, die Planänderung, als Limbrey auf JJ geschossen hat, und… Topper. Topper, der sich schützend vor JJ geworfen hat und dafür mit seinem Leben bezahlt hat. Und Rafe, der Miss Limbrey erschossen hat, um uns alle zu schützen.

Nach gut einer Stunde darf ich endlich aus dem stickigen, kleinen Raum und setze mich auf die Bank im Eingangsbereich.

„Es tut mir so unendlich leid,“ sagt Pope, der ebenfalls sein Verhör hinter sich hat, und setzt sich neben mich.

„Das ist alles meine Schuld. JJ ist verletzt, und dein Bruder… ist tot. Und das alles nur, weil ich etwas beweisen wollte.“ Er wischt sich die Tränen aus den Augen, und ich lehne mich sanft an ihn.

„Nein… niemand hat Schuld an all dem,“ sage ich und meine es auch so.

Niemand hätte erahnen können, was passieren würde. Und wenn jemand die Schuld trägt… dann bin es ich. Hätte ich JJ nicht an diesem Strand geholfen, wäre alles anders gekommen.

Aber ich kann die Zeit nicht zurückdrehen.

„Da ist John B,“ sagt Pope und zeigt nach draußen. Sofort renne ich los und falle ihm um den Hals. „Wie geht es ihm?“

„Er wird wieder. Er ist auf der Intensivstation… aber er wird es überleben.“ Ich lächle erleichtert und blicke zu Kiara.

„Es tut mir so leid,“ sagt sie und umarmt mich. Ich drücke sie fest an mich und bin einfach froh, dass sie und John B JJ ins Krankenhaus gebracht haben.

Sara stößt aufgewühlt zu uns und bricht erneut in Tränen aus, als sie John B sieht.

„Er ist tot,“ schluchzt Sara und schlingt die Arme um John B, der sie sanft auf den Scheitel küsst.

„Wo ist Rafe?“ frage ich sie, und sie blickt betrübt zu Boden. „Er muss erst mal bleiben, bis Rose und Dad hier sind.“

Ich setze mich auf die kalte Treppe und atme tief ein und aus. Ich blicke nach oben in den sternenklaren Himmel und frage mich, wie alles so enden konnte.

Stupid things have good outcomes all the timeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt